Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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      »Weißt du eigentlich, dass du unausstehlich bist, wenn du Hunger hast?«, fragte er und stellte den Wagen auf einem Parkplatz ab, der nicht zu dem Wohnhaus gehörte, in dem ihre gemeinsame Wohnung lag.

      »Also eigentlich immer«, grinste Tatjana, während sie durch die Seitenscheibe starrte. Wegen ihrer Sehbehinderung konnte sie kaum etwas erkennen. Diesmal war es ihr Geruchssinn, der sie auf die richtige Fährte lockte. »Ich bin dir jedes Mal wieder dankbar, wenn du mich rettest. Pizza ist genau das, was ich jetzt brauche. Lass mich raten: Wir sind bei Enzo.«

      Danny war ausgestiegen und hielt ihr die Tür auf.

      »Allmählich wird es langweilig, dass man dich nicht überraschen kann.« Er dachte nicht daran, seine Enttäuschung zu verbergen.

      »Vielleicht liegt es an dir. Du bist einfach nicht einfallsreich genug«, neckte Tatjana ihn, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und hängte sich bei ihm ein.

      »Na warte! Das wird dir noch leid tun«, drohte er scherzhaft und öffnete die Tür zum Lokal.

      Im nächsten Moment hatten beide das Gefühl, mitten in einem italienischen Dorf gelandet zu sein. Akkordeon, Mandoline und Hirtenflöte spielten eine typisch sizilianische Tarantella. Lebhafte Stimmen versuchten, die temperamentvolle Musik zu übertönen. Ein unbeschreiblicher Duft nach Kräutern und Knoblauch erfüllte die Luft. Tatjana blieb stehen und schloss die Augen.

      »Herrlich. Wie im Urlaub!«

      Danny hatte sich inzwischen an den gut besetzten Tischen umgesehen. Endlich entdeckte er, wen er gesucht hatte.

      »Komm!« Er griff nach Tatjanas Hand und zog sie mit sich. Es war kein Leichtes, sich an den Stühlen vorbei in Richtung des Tisches zu schlängeln, den er im Visier hatte.

      »Wo bringst du mich hin?«, rief Tatjana von hinten. »Setzt du mich jetzt hier aus?«

      »Damit sich zehn wildgewordene Italiener um dich schlagen?« Die begehrlichen Blicke, die allesamt seiner attraktiven Freundin galten, blieben ihm nicht verborgen. »Das könnte dir so passen.« Gleich darauf erreichten sie ihr Ziel. »Mum, wie schön, dich mal wieder zu sehen.« Danny ließ Tatjanas Hand los und beugte sich zu seiner Mutter hinab, die ihn freudestrahlend begrüßte.

      »Das ist mal wieder typisch«, meckerte seine jüngste Schwester Dési, die der Einladung des Vaters zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Janni gefolgt war. Der Plan war gewesen, Felicitas zu überraschen. Ein voller Erfolg, wie ihre strahlende Miene verriet. »Über deine Geschwister freust du dich gar nicht.«

      »Mach dir keine Sorgen.« Beschwichtigend klopfte Jan ihr auf den Rücken. »In keiner anderen Beziehung liegen Hass und Liebe, Nähe und Realität so nah beieinander wie unter Geschwistern. Es handelt sich um die längste Beziehung im Leben eines Menschen und endet nie, selbst wenn man sich zerstritten hat.« Immer, wenn er in diesem Tonfall sprach, war ihm die Aufmerksamkeit seiner Familie sicher. Er rückte seine schwarz umrandete Brille zurecht und machte ein wichtiges Gesicht. »Geschwister machen einander glücklich, sie quälen und prägen einander. Manche Forscher behaupten sogar, dass die Geschwister das Glück in der Partnerschaft beeinflussen.«

      Auch Dési hatte aufmerksam zugehört.

      »O je, dann muss es mir wirklich zu denken geben, dass ich in letzter Zeit nur Trottel kennenlerne.«

      Das Lachen am Tisch übertönte sogar die anderen Stimmen. Doch keiner der Nordens bemerkte die neugierigen Blicke. Immer noch lachend wischte sich Fee die Tränen aus den Augenwinkeln.

      »Herrlich, Kinder. Wie ich das vermisst habe!« Sie strahlte in die Runde. »Erst vorhin musste ich an unsere fröhlichen Abendessen bei uns zu Hause denken. Ich war ein bisschen traurig, dass diese Zeiten offenbar ein für alle Mal vorbei sind.«

      »Nicht so pessimistisch«, bat Danny und zwinkerte seinem Vater zu. »Ich finde, das haben wir beide hervorragend geplant.«

      »Deine Mutter hatte keine Ahnung«, stellte Daniel zufrieden fest.

      »Tatjana auch nicht.« Grinsend drehte sich Danny zu seiner Freundin um, die inzwischen neben ihrer Schwiegermutter in spe und Jan saß. »Hältst du mich jetzt immer noch für einfallslos?«, fragte er sie herausfordernd.

      Doch auch Tatjana war in diesem Augenblick so glücklich, dass sie das Kriegsbeil zumindest vorübergehend begrub.

      »Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Du bist großartig.«

      Nichts anderes hatte Danny hören wollen. Zufrieden widmete er sich dem Studium der Speiskarte.

      »Na, und wie ist es so als Klinik-Chef?«, erkundigte er sich, nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatten.

      Daniel lehnte sich zurück und dachte über diese Frage nach.

      »Aufregend. Anstrengend. Interessant. Verantwortungsvoll.«

      »Klingt nach dem Abenteuer deines Lebens«, mutmaßte Danny und erntete ein belustigtes Lachen.

      »Das, mein Lieber, ist deine Mutter!« Daniel griff über den Tisch nach Fees Hand, zog sie an die Lippen und küsste sie.

      »Habe ich etwas verpasst?«, fragte sie überrascht.

      »Nur das größte Kompliment, das ein Mann einer Frau machen kann«, erwiderte Danny sichtlich beeindruckt.

      Zu seiner Verwunderung schüttelte Fee den Kopf.

      »Das glaube ich nicht. Das größte Kompliment ist für mich, dass dein Vater auch nach so vielen Jahren noch glücklich ist mit mir.« Sie maß Daniel mit liebevollem Blick. »Zumindest sieht es danach aus.«

      »Das ist nicht weiter verwunderlich«, meldete sich Janni wieder einmal zu Wort. »Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Paare, die eine dauerhafte Liebe erfahren, nicht nur eine starke körperliche und emotionale Anziehung empfinden, sondern auch neue herausfordernde Aktivitäten zusammen genießen«, deklamierte er. »Des Weiteren ist Unabhängigkeit in der Beziehung ein Schlüssel zu ewigem Glück.«

      Tatjana lachte.

      »Na, dann haben wir alle ja die besten Chancen auf die ewige romantische Liebe. Denn langweilig wird es mit einem Arzt nie. Schon deshalb nicht, weil man ihn kaum zu Gesicht bekommt.« Sie zwinkerte Danny zu, als ihr ein unvergleichlicher Duft in die Nase stieg. Fast sofort war das Gespräch über die ewige Liebe vergessen. Der Kellner kam an den Tisch und brachte Pizza da Enzo und Spaghetti Napoli, Insalata Capricciosa und andere duftende Köstlichkeiten aus der Küche. »Und wenn das mit dem Mann nicht mehr klappt, bleibt mir immer noch das Essen«, seufzte Tatjana glücklich, als ein riesiger Teller Nudeln vor ihr stand. »Essen fragt nicht. Essen sagt nichts. Essen versteht.«

      Unter dem belustigten Lachen ihrer Familie wickelte sie eine Gabel Spaghetti auf und schob sie in den Mund. Es versprach, ein vergnüglicher Abend zu werden.

      *

      Der gefürchtete Notfall blieb tatsächlich aus, und Fee und Daniel Norden verbrachten einen herrlichen Abend im Kreise ihrer Lieben.

      Doch wie immer vergingen die schönen Stunden viel zu schnell, und der Alltag meldete sich zurück. Am nächsten Tag hatte Felicitas Spätschicht, sodass Daniel Norden ohne seine Frau zur Arbeit fuhr. Bevor er sich auf den Weg machte, musste er ihr aber versprechen,

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