Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 43
»Das werde ich tun. Aber nicht in unserem Hotel. Ich habe schon einen Vertrag in einem Hostel in Siem Reap unterschrieben. Ich bin nur zurückgekommen, um von hier aus ein paar Sachen zu organisieren. Versicherungen, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis … solche Sachen.«
Leonie blieb so abrupt stehen, dass Caspar sie um ein Haar umgerannt hätte.
»Ein Hostel? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?«
Mitten in der Lobby und unter den neugierigen Blicken des Personals starrte sie ihren Sohn an. Ihre Stimme hallte schrill von den hohen Wänden. Caspar ballte die Hand zur Faust. Ruhig, Alter, ruhig!, beschwor er sich im Geiste.
»Mein Ausbilder meinte, das wäre die beste Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Nur wer ganz unten Erfolg hat, kann oben bestehen.«
»Ach, wirklich? Das hat dein Ausbilder gesagt?«, zischte Leonie Jürgens. »Und das, was ich zu sagen habe, interessiert keinen Menschen, was?«
»Doch. Ich wollte mit dir sprechen. Aber du bist ja nie erreichbar.«
Mutter und Sohn standen einander gegenüber und starrten sich an. Als Caspar bemerkte, wie Leonie mit der Fassung rang, atmete er tief durch. Auf keinen Fall wollte er sie dem Gespött der Angestellten preisgeben.
»Können wir das nicht in deinem Büro besprechen, Mama?«, fragte er sanft.
Seine gute Absicht wurde im Keim erstickt.
»Ich wüsste nicht, was es da zu besprechen gibt«, zischte Leonie. »Das ist eine Schnapsidee, und das weißt du so gut wie ich! Du wirst mir doch nicht im Ernst weismachen wollen, dass du schon immer eine Herberge für minderbemittelte Rucksackträger aufmachen wolltest.«
Caspar traute seinen Ohren nicht.
»Wir redest du denn? Hast du dir überhaupt schon einmal zugehört?«, fragte er fassungslos.
»Lenk nicht vom Thema ab!«, herrschte Leonie ihren Sohn an. »Im Augenblick geht es um dich und nicht um mich.«
Schwer atmend standen sich Mutter und Sohn in der Hotellobby gegenüber, sehr zur Belustigung des Personals. Zum Glück waren wenigstens in diesem Moment keine Gäste zu sehen.
Caspar haderte mit sich.
»Können wir nicht in Ruhe noch einmal über die ganze Sache reden?«, wiederholte er nach ein paar Augenblicken des Schweigens seine Bitte.
Doch Leonie Jürgens hatte kein Einsehen.
»Es gibt nichts zu besprechen«, erwiderte sie. »Geh bitte hinauf in dein Zimmer und sorge dafür, dass du wieder wie ein Mensch aussiehst. In einer halben Stunde hast du einen Termin mit Herrn von Stein.« Sie nickte ihm kühl zu, ehe sie sich umdrehte und ihn stehen ließ.
Caspar starrte ihr ungläubig nach. Dann wandte er sich ab und rannte Richtung Ausgang. Der Rucksack tanzte auf seinem Rücken. Aufgeschreckt von diesem Geräusch blieb Leonie stehen und fuhr herum. Genau in dem Moment, in dem der Rucksack samt gebleichtem Haarschopf durch die Tür verschwand.
*
»O Dan, das kann doch nicht sein!« Felicitas Norden wanderte in ihrem Büro auf und ab und hätte sich am liebsten die Haare gerauft. Ihr Mann saß auf der Schreibtischkante und sah ihr bei ihrem rastlosen Marsch zu. Sie blieb vor ihm stehen und sah ihn an. Doch in Wahrheit ging ihr Blick durch ihn hindurch. »Wir müssen doch irgendetwas für den Kleinen tun können. Schwach, wie er ist, stirbt er uns beim nächsten Anfall einfach weg.« Seitdem Niklas Kronseder in die Klinik eingeliefert worden war, hatte sich sein Zustand trotz aller Bemühungen nicht verbessert.
Das wusste Daniel Norden so gut wie seine Frau.
»Leider bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten, wie es morgen früh aussieht.« Diese Worte fielen ihm alles andere als leicht. Und dass sie kein Trost waren, wusste er auch. Aber sollte er seine Frau belügen?
In diesem Moment ging Fees ungeliebter Stellvertreter draußen auf dem Flur am Büro vorbei. Dr. Volker Lammers schnappte die letzten Worte auf und wurde hellhörig. Er zögerte nur kurz. Dann klopfte er.
»Ah, hier sind Sie, Frau Kollegin. Chef!« Er machte zuerst eine Verbeugung in Fees und dann in Daniels Richtung.
Die Erfahrung hatte Felicitas gelehrt, auf der Hut vor diesem Tunichtgut zu sein. Seit der begnadete Kinderchirurg in der Klinik angefangen hatte, sägte er mal mehr, mal weniger auffällig an ihrem Stuhl. Das war aber nur einer der zahlreichen Gründe, warum ihre Antwort nicht besonders freundlich ausfiel.
»Ich bewundere Ihre hervorragende Beobachtungsgabe, lieber Kollege«, erwiderte sie säuerlich.
Doch Lammers wäre nicht er selbst gewesen, wenn er sich daran gestört hätte.
»Ich fragte mich gerade, ob es um den Fall Kronseder geht«, erwiderte er unschuldig.
Felicitas und Daniel tauschten rasche Blicke. Woher hatte der Kollege diese Information schon wieder?
»Es war mir neu, dass Ihre Intuition so gut ausgeprägt ist«, bemerkte Fee trocken.
»Tja, man lernt eben nie aus.« Lammers schenkte ihr ein süffisantes Grinsen, ehe er sich an den Chef Dr. Daniel Norden wandte, der die Klinikleitung erst vor kurzer Zeit von seiner langjährigen Freundin und Kollegin Dr. Jenny Behnisch übernommen hatte. »Haben Sie schon eine Diagnose?«
»Wir haben es mit einer schweren Anaphylaxie mit fast gleichzeitigem Versagen mehrerer Organe zu tun«, erläuterte Daniel Norden. Anders als seine Frau machte er keinen Hehl aus seiner Ratlosigkeit. »Bei jedem weiteren Anfall besteht die Gefahr, dass der Junge stirbt.«
»Verstehe.« Lammers nickte und legte nachdenklich den Zeigefinger an das Kinn. »Aber es gibt Anlass zur Hoffnung. Gerade auf dem Gebiet der Allergologie macht die Forschung täglich große Fortschritte.«
»Jeder Tag könnte einer zu spät sein für Niklas«, gab Felicitas Norden zu bedenken. »Sie wissen ja selbst, dass nach einem anaphylaktischen Schock ein zweites solches Ereignis keine Seltenheit ist. Und selbst, wenn das nicht jetzt passiert, ist Niklas ständig in Gefahr.«
»Kann ich mir die Krankenakte einmal ansehen?«
Fee zögerte. Es war Daniel, der die Entscheidung traf. Er streckte die Hand aus und reichte Lammers die Unterlagen vom Schreibtisch.
»Bitteschön. Jede Meinung ist uns willkommen.«
»Vielen Dank. Ich bringe sie später zurück.« Lammers nickte zum Gruß und war aus dem Zimmer verschwunden, ehe Fee Gelegenheit zu einer Reaktion hatte.
»Na, bravo.« Ärgerlich spendete sie ihrem Mann Applaus. »Du hast soeben meinen Fall an meinen Erzfeind abgegeben.«
Doch Daniel war anderer Meinung. Er rutschte von der Tischkante und legte die Arme auf die Schultern seiner Frau.
»Konkurrenzdenken ist im Augenblick fehl am Platz, Feelein«, raunte er ihr ins Ohr und küsste ihren Hals. »Es geht um das Leben dieses Kindes. Da ist jede Idee hilfreich.«
Mit den Händen in den