Messi. Luca Caioli
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Was haben Sie gedacht, als er nach Spanien ging?
„Dass Newell’s eine große Chance bei ihm verpasste, dass sie sich finanziell nicht genug bemüht hatten, weil sie für einen 13-jährigen Jungen kein Geld ausgeben wollten. Ich glaube, die haben gar nicht bemerkt, was für einen Schatz sie da direkt vor ihrer Nase hatten.“
Und was denken Sie heute über ihn?
„Es sieht so aus, als wäre er in Europa wahnsinnig gewachsen – in fuß-ballerischer Hinsicht. Aber er hat sein volles Potenzial immer noch nicht ausgeschöpft.“
Ruhm, Prominentenstatus, Geld … kann so etwas vom Fußball ablenken?
„Ich glaube, dass ihm der Ruhm bei der Entwicklung geholfen hat, weil er einiges im Hirn hat. Und er hat sich nicht verändert. Er ist nach wie vor der gleiche, bescheidene Junge. Ich habe ihn kürzlich mal getroffen. Unser Training war gerade zu Ende, und die hatten gerade angefangen. Er sah mich und ließ das Aufwärmen Aufwärmen sein. Er kam zu mir, um Hallo zu sagen, und gab mir sein Trikot. Meine Spieler konnten das kaum glauben und fragten mich, ob sie ihn mal treffen könnten oder ob ich ihn um noch ein Trikot bitten könnte.
Das ist nur so ein Beispiel. Ich hatte ihn vorher eine ganze Weile nicht mehr gesehen … aber er schien mir noch das gleiche Kind zu sein, das ich in Bella Vista trainiert hatte.“
*Mit anderen Worten: Eine Legende. Carlos Gardel (1887 o. 1890 bis 1935) war einer der berühmtesten Tango-Sänger aller Zeiten und ist in ganz Lateinamerika berühmt.
Kapitel 6
Größe: klein
31. Januar 1997
Doktor Diego Schwarzstein erinnert sich noch genau an den ersten Termin. Es war der 31. Januar 1997, sein Geburtstag und der Tag, an dem er Lionel kennenlernte, der zu diesem Zeitpunkt neuneinhalb Jahre alt war. Die Eltern waren besorgt über das langsame Wachstum ihres dritten Sohns und hatten ihn deshalb in das Sprechzimmer des Doktors in der Klinik für Hormon- und innere Medizin gebracht, in der Córdoba 1764 in Rosario Centro.
„Es war eines dieser Gespräche über Kleinwüchsigkeit, die ich jeden Tag reihenweise führe“, erinnert sich der Arzt. Leo war kein Star, kein namhafter Fußballer und noch nicht einmal ein Profi, sondern einfach nur ein Jugendspieler bei Newell’s. „Und ich bin Zeit meines Lebens ein Fan der Aussätzigen gewesen [das beweist auch ein Foto seines Sohnes, das sich unter der Glassscheibe auf seinem Schreibtisch befindet und bei einem Spiel entstand, in dem die Rot-Schwarzen ein Tor gegen die Boca Juniors erzielten]. So konnte ich eine vertrauensvolle Beziehung mit dem Patienten aufbauen. Wir unterhielten uns immer über Fußball. Das war das einzige Gesprächsthema, mit dem man die Schüchternheit des Jungen besiegen konnte.“
Es folgten etliche Termine, Studien, die über ein Jahr dauerten, komplizierte Untersuchungen, biochemische Analysen und Klinikaufenthalte. „Denn nur durch Untersuchungen können wir herausfinden, ob wir es mit einem Hormonproblem zu tun haben oder ob es sich bei dem Patienten ganz einfach um einen ‚Spätentwickler‘ handelt, also um ein Kind, dessen Wachstumsrhythmus von dem seiner Altersgenossen abweicht und das sich eben später entwickelt.“ Bei Messi gelangte der Arzt schließlich zur Diagnose Wachstumshormonmangel.
Schwarzstein erklärt, was das genau bedeutet: „Die Drüsen produzieren nicht genügend Wachstumshormone. Man kann das vergleichen mit einem Diabetiker, dessen Bauchspeicheldrüse nicht ausreichend Insulin herstellt, nur dass es hier die Substanz ist, die man zum Wachsen braucht, die nicht ausreichend produziert wird. Außerdem stellen Diabetiker etwa sieben Prozent der Weltbevölkerung, während Messis Störung nicht besonders häufig vorkommt. Statistisch gesehen ist nur einer von 20 Millionen Menschen betroffen. Und man muss ganz besonders darauf hinweisen, dass es nicht erblich ist. Sehen Sie sich nur Leos Brüder oder seine Schwester María Sol an, die ausgesprochen groß ist.“ Wie nahm Leo die Neuigkeiten auf? „Ich entsinne mich, dass er eine sehr gesunde Einstellung zu seiner Krankheit hatte“, sagt der Doktor. „Er ließ sämtliche Tests – selbst die heftigsten Eingriffe – und die Therapie ohne größere Probleme über sich ergehen. Seine Familie hat ihm sehr dabei geholfen. Eine erstklassige Familie.“
Nachdem das Problem erst einmal erkannt war, begann der Endokrinologe ein Behandlungsprogramm mit Wachstumshormonen. Bei dieser Behandlung erhält der Patient drei bis sechs Jahre lang täglich eine Spritze in die Haut, bis sein Entwicklungszustand zufriedenstellend ist.
Wie kann man die Entwicklung überprüfen? Wie kann man das Wachstumspotenzial ermitteln? Nun – mit Röntgenbildern der Hand. Der Arzt zeigt mir Beispiele aus verschiedenen Entwicklungsstadien: mit neun, zehn, elf bis zu achtzehn Jahren. Er deutet auf den Zwischenraum zwischen zwei Knochen und erklärt, dass der Patient die Grenze erreicht hat, sobald diese Lücke verschwunden ist. Von da an wird er nicht mehr weiterwachsen. Er fügt hinzu: „Wir können die Gene nicht besiegen, aber wir können ihnen bei Schwierigkeiten auf die Sprünge helfen. Ich muss noch betonen, dass ein natürlicher Mangel an Wachstumshormonen ein Leben lang anhält. Deshalb ist ein Eingreifen notwendig.“
In Messis Fall handelte es sich keineswegs um ein Experiment. Anders als mal geschrieben wurde, war er mitnichten eine Laborratte. Der Doktor reagiert richtig angefressen auf das Thema und betont mit Nachdruck: „Das war nie ein Experiment. Man setzt seit vielen Jahren in solchen Fällen Wachstumshormone ein, genauer gesagt schon seit 30 Jahren. Damals stellte man das Wachstumshormon aus den Hirnanhangdrüsen von Verstorbenen her, riskierte dabei aber eine Infektion mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Seit Mitte der 1980er Jahre produziert man es mit gentechnischen Verfahren. Die langfristigen Nebenwirkungen sind unbekannt. Aber bisher haben wir bei unseren Patienten keine Probleme feststellen können – auch nicht in Messis Fall, wo der Einsatz dringend geboten war.“
Weshalb sind Wachstumshormone dann ein solches Tabuthema, und weshalb zählen sie zu den am häufigsten benutzen Präparaten beim Sport-doping?
„Verabreicht man sie einem Erwachsenen, der keinen Mangel aufweist, dienen Wachstumshormone als anaboles Steroid zum Aufbau von Muskelmasse und zur Reduktion von Fettgewebe. Damit wird die körperliche Leistungsfähigkeit erhöht“, erklärt mir der Arzt. Allerdings sind die Gesundheitsrisiken extrem hoch: Flüssigkeitsansammlungen, Schilddrüsenüberfunktion, hoher Blutzuckerspiegel oder Schädelüberdruck können die Folge sein. Es besteht außerdem ein erhöhtes Krebsrisiko.
Am Ende unseres Gesprächs bleibt noch die Frage nach den Kosten für die Behandlung, die sich auf bis zu 600.000 argentinische Pesos, also etwa 100.000 bis 125.000 Euro, belaufen können. Es handelt sich um eine erhebliche Summe Geld, die ein guter Grund für den Aufbruch der Familie Messi in Richtung Spanien gewesen sein mag. Schließlich war der FC Barcelona der einzige Verein, der zur Übernahme dieser Kosten bereit war.
„Mir ist diese von den Medien kolportierte Geschichte, dass der Vater Messi außer Landes brachte, weil hier niemand für die Behandlung aufkommen wollte, immer ein Dorn im Auge gewesen. Es ist nicht gesagt, dass dem wirklich so war. Die Sozialversicherung des Vaters kümmerte sich gemeinsam mit dem Fürsorgefonds des Acindar-Werkes um die Behandlung. Es ist also zweifelhaft, dass sie aus diesem Grund das Land verließen. Hier in Argentinien wird die Behandlung entweder von der privaten Krankenversicherung oder einer durch den Arbeitgeber finanzierten