Messi. Luca Caioli
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„Zunächst einmal war er Ausländer, und die Gesetze verbieten es, dass ausländische Kinder in irgendeiner nationalen Liga spielen. Das war ein ziemliches Hindernis, er war ja noch minderjährig. Dann blieb die Frage, was seine Eltern tun würden. Wir mussten ihnen Arbeitsplätze verschaffen, wenn sie nach Spanien zogen. Und schließlich hatte der Junge ein Wachstumsproblem und benötigte medizinische Behandlung.“ Rexach erklärt, wie er das Für und Wider gegeneinander abwog. Schließlich war er überzeugt, das Risiko um jeden Preis eingehen zu wollen „und ihn zu verpflichten, weil er so gut ist“. Nichtsdestotrotz sind nicht alle im Verein so angetan, und im Moment der Entscheidung tauchen Fragen auf. Manch einer hält Leo für zu klein, zu dürr und glaubt, dass es hier nur um einen kleinen Schönspieler geht. Auf solche Einwände reagiert Charly schlagfertig: „Dann bringt mir doch all die kleinen Schönspieler her. Die will ich alle in meiner Mannschaft sehen.“ Selbst der Vereinspräsident Joan Gaspart verlangt eine Erklärung in der Angelegenheit und will wissen, ob es die Sache wirklich wert sei, die Verantwortung für die Familie eines 13-jährigen Jungen zu übernehmen. Charly beantwortet dies positiv, es handele sich dabei um ein notwendiges Risiko. In der Zwischenzeit läuft die Zeit weiter. Oktober und November verstreichen, ohne dass es zu der erwarteten Entscheidung kommt. Am 4. Dezember ruft Minguella bei Rexach an. Sie treffen sich im Restaurant des Pompey Real Tennis Club auf dem Montjuïc. Auch Horacio Gaggioli, der seinerzeit die Interessen der Familie Messi vertritt, ist zugegen. Gaggioli erinnert sich, dass er am meisten Druck machte: „Charly, nun sind wir doch so weit gekommen. Entweder du lässt ihn bei dir spielen, oder der Junge geht woanders hin …“, und er fügt hinzu: „Ich habe nicht geblufft. Wir hatten wirklich schon mit Real Madrid gesprochen.“
„Die vertrauten weder mir noch dem FC Barcelona. Die wollten etwas Schriftliches haben oder die Verhandlungen abbrechen“, sagt Rexach. „Ich war felsenfest davon überzeugt, dass wir uns diesen Jungen nicht durch die Lappen gehen lassen konnten. Also schnappte ich mir eine Papierserviette und kritzelte so in etwa darauf, dass der Verein Leo Messi bei Annahme der vereinbarten Bedingungen verpflichten würde. Ich unterschrieb das und gab ihnen den Zettel.“
Auch Minguella und Gaggioli unterschrieben auf der Papierserviette (ein sorgfältig aufbewahrtes Relikt). Es ist eine Ehrenerklärung, die gleichwohl unzureichend ist. Bevor sie mit Kind und Kegel nach Barcelona aufbrechen, wollen die Messis Garantien haben. Das geht mit den Reisekosten los und endet mit einem Arbeitsplatz für Jorge, der seine Stelle bei Acindar kündigen muss, will er seinem Sohn und der übrigen Familie folgen. Charly Rexach arbeitet hart an der Lösung des Problems, aber dies erweist sich als nicht gerade einfach. „Anfangs konnten wir keinen regulären Vertrag machen. Er war ein Junge, der in der Jugend spielen sollte, aber irgendetwas Schriftliches mussten wir fixieren, und das taten wir dann auch.“
Am 8. Januar 2001 wird im Via Veneto, einem anderen Restaurant in Barcelona, die endgültige Übereinkunft erzielt. Der damalige Manager der Profiabteilung, Joan Lacueva, trifft sich mit dem Koordinator der Nachwuchsakademie, Joaquim Rifé, der mit Blick auf die Zukunft den Verein zu den notwendigen Anstrengungen bewegen will, Messi zu holen. Und er bittet um einen Bericht des begeisterten Rexach, der einfach nur schreibt, dass Messi unglaublich sei. Darauf gehen zwei Briefe an Jorge Messi. Einer stammt von Charly und bestätigt die sportliche Vereinbarung mit der Familie seitens des FC Barcelona. Der andere kommt von Lacueva und betrifft die finanziellen Details. In dem Schreiben werden die Einzelheiten des vom Verein anzumietenden Hauses ebenso festgelegt wie das Honorar von sieben Millionen Peseten (42.000 Euro), das der Vater für seine Tätigkeit beim Verein erhalten soll. Diese Lösung ist genauso gut wie ein Honorar für den Spieler selbst, der jedoch nur zu einem Stipendium berechtigt gewesen wäre.
Der Brief reicht, um die Messis davon zu überzeugen, dass sie nun wirklich ihre Koffer packen können. Am 15. Februar 2001, mitten im katalanischen Winter, landet die gesamte Familie auf dem Flughafen von Barcelona.
Kapitel 8
Vorläufige Spielerlaubnis
6. März 2001
Auf dem Foto seines ersten Mitgliedsausweises des FC Barcelona sieht man Leo mit rundlichem Gesicht, einer Haartolle und einem Lächeln. Dieses Lächeln sollte jedoch bald verschwinden, läuft es die ersten Monate seines neuen Lebens auf katalanischem Boden doch alles andere als gut für ihn. Wenige Wochen nach seiner Ankunft, am 6. März 2001, stellt ihm der katalanische Fußballverband eine vorläufige Spielerlaubnis aus. Schon am nächsten Tag gibt er in Amposta sein Debüt, bei dem er das blau-weinrote Trikot des FC Barcelona mit der Nummer 9 trägt. Er erzielt sogar ein Tor. Doch als Ausländer darf er in offiziellen Jugendwettbewerben auf Landesebene nicht antreten. Deshalb kann er auch nicht in der Infantil A* spielen, die eigentlich sein Team wäre. Stattdessen muss er für die Infantil B antreten, die in der regionalen katalanischen Liga spielt. Noch schlimmer aber ist, dass die Kader im März längst aufgestellt und im Spielbetrieb sind. Obwohl Leo so gut ist, wäre es schwierig und auch nicht ganz fair, einen der seit Beginn der Saison spielenden anderen Jungen zu opfern und Leo an dessen Stelle zu setzen. Darüber hinaus weigert sich Newell’s, die Transfervereinbarungen zu unterschreiben, die der FC Barcelona braucht, um Leo bei der Real Federación Española de Fútbol, dem spanischen Fußballverband RFEF, zu melden.
Aber das Schlimmste steht ihm erst noch bevor. Am 21. April wird Leo von einem Verteidiger vom CD Tortosa heftig umgegrätscht und bricht sich dabei das linke Bein – die erste Verletzung in Leos Laufbahn. Zunächst muss das Bein geschient werden, dann einige Zeit in Gips bleiben, und schließlich kommt die Reha. Erst am 6. Juni ist er wieder einsatzbereit. Eine Woche danach wieder eine Verletzung. Nun passiert es beim Herabsteigen einer Treppe – Bänderriss im linken Sprunggelenk. Zum Glück ist es dieses Mal weniger schwerwiegend, und er ist nur für drei Wochen außer Gefecht.
Die einzig gute Nachricht an der medizinischen Front kommt von den Hormonspezialisten und Vereinsärzten, die Leo diversen Untersuchungen unterzogen und mehrfach geröntgt haben. Nach einem genauen Studium seiner Krankengeschichte und seiner Wachstumsprobleme kommen sie zu dem Schluss, dass die Wachstumshormone langfristig ganz allmählich abgesetzt werden können. Ein individuelles Trainingsprogramm und eine kontrollierte Ernährung sollten reichen, damit der junge Mann normal weiterwächst. Dennoch bekommt er noch einige Jahre lang seine obligatorische tägliche Spritze.
Ansonsten steht sein Start in Barcelona aber unter keinem guten Stern. Am Ende der Saison hat er, abgesehen von Trainingsspielen, gerade einmal zwei Pflichtspiele und ein Freundschaftsturnier bestritten. Angesichts der übrigen Probleme, mit denen Leo und seine Familie sich noch herumschlagen mussten, konnte es schlimmer eigentlich nicht mehr werden.
Die Erlebnisse der Messis gestalten sich kurz gefasst wie folgt: Nach einem Aufenthalt im Hotel Rallye ziehen die Messis in eine Wohnung in der Avenida Carlos III. So weit, so gut. Die Anpassung an die neue Schule und die neuen Lehrpläne ist schon komplizierter. Leo wird an der staatlichen Schule Joan XXII angemeldet, die im Viertel Les Corts in der Nachbarschaft des Camp Nou liegt. Er lernt nach wie vor nicht besonders gern, und aufgrund seiner vielen fußballerischen Verpflichtungen wird Leo das 4. Jahr der ESO, der spanischen Sekundarstufe, nicht beenden. Dennoch bereitet er seinen Lehrern keine Probleme. Er ist ernsthaft, höflich und sitzt stets schweigsam in seiner Ecke. Immerhin kommt er mit der Situation zurecht. Die Jüngste der Familie, María Sol, kann sich dagegen nicht an das neue Leben gewöhnen.
Während der spanischen Sommerferien, die die Familie bei ihren Lieben in Rosario verbringt, erörtern die Messis ihre Möglichkeiten und treffen einige wegweisende Entscheidungen. Jorge und Celia beschließen, dass María Sol und die Jungen in Argentinien bleiben. Celia hatte ohnehin bereits vorzeitig nach Hause fliegen müssen, um ihrer Schwester bei einer Krankenhaus-OP beizustehen. Dann fragen sie Leo, was er will: Möchte er zurück nach Barcelona