Autochthone Minderheiten und Migrant*innen. Sarah Oberbichler

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Autochthone Minderheiten und Migrant*innen - Sarah Oberbichler Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte

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Mit Topic Modellen können Themen und Trends innerhalb eines Diskurses automatisch identifiziert bzw. auch gezielt ausgeschlossen werden.248 Sowohl Kookkurrenzanalysen als auch Topic Modelle – die für diese Arbeit aus technischen Gründen nicht durchgeführt werden konnten – bedürfen jedoch ebenfalls einer steten Gegenprüfung durch genaues Lesen der Texte.

      Eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Korpus ist wesentlich für diesen Analyseschritt, denn sie ermöglicht es Forscher*innen, ein Gefühl für das eigene Korpus zu erhalten und Nähe aufzubauen. Das Korpus wirkt besser einschätzbar und den eigenen Analysen wird mehr Vertrauen geschenkt.

       Schritt 3: Erstellen von Subkorpora

      Jene Informationen, die durch das Lesen von Texten bzw. mithilfe von Kollokationsanalysen/Topic Modellen gewonnen werden, können in einem dritten Schritt für erneute Stichwortsuchen herangezogen werden. Diese Stichwortsuchen dienen dem Erstellen von Subkorpora, die auf ein spezifisches Thema zugeschnitten sind. Das heißt, dem Gesamtkorpus werden kleinere thematische Einheiten entnommen, die abgetrennt vom restlichen Korpus weiteren Analysen zur Verfügung stehen. Möglich sind beispielsweise Eingrenzungen zu Themen wie Integration, Moscheebau oder Flucht etc. Hierfür werden zunächst alle Textstellen autokodiert, die die gesuchten Stichworte enthalten. Im Konkreten heißt dies, dass alle Artikel, die beispielsweise die Begriffe Moschee, Gebetshaus, Minarett enthalten, mit einer auto-coding Funktion beschlagwortet und unter dem Überbegriff Moscheebau zusammengefasst werden. Anschließend können die kodierten Artikel problemlos wiedergefunden werden. Diese so entstandenen Subkorpora bilden nun die Basis für die qualitative Auswertung der Texte.

       Schritt 4: Qualitative Auswertung

       Schritt 5: Computergestützte Auswertung und Strukturierung der Codes

      Für das weitere Vorgehen sind wiederum computergestützte Verfahren notwendig. Denn die manuell gesetzten Kodes müssen nun strukturiert, organisiert und für die weitere Interpretation zugänglich gemacht werden. Das Query Tool des Analyseprogramms ATLAS.ti enthält Funktionen, die Kodes miteinander verknüpfen, sie aber auch gegenseitig ausschließen können. Abbildung 1 zeigt zum Beispiel ein Netzwerk von Textstellen, die dem Argumentationsmuster der Notwendigkeit (Notwendigkeits-Topos) zugeordnet wurden, zum Subkorpus Moscheebau gehören (Moschee COOCCUR Notwendigkeits-Topos) und Teil von Zeitungsartikeln sind, die der Form nach ein Leserbrief oder ein journalistischer Beitrag sind. Derartige Visualisierungen helfen, den Überblick zu behalten. Ebenfalls erlauben sie einen schnellen Rückgriff auf den Originaltext, um die Textstellen im Kontext analysieren zu können.

Illustration

       Abbildung 1: Computergestützte Strukturierung der Kodes im ATLAS.ti Programm

       Schritt 6: Quellenkritische Betrachtung der Textstellen

      Spätestens mit dem sechsten Schritt ist das hermeneutische Sinnverstehen und das genaue Lesen des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin unentbehrlich und der Technik eindeutig Grenzen gesetzt. Nun werden die einzelnen Textausschnitte (annotierten Textstellen) quellenkritisch betrachtet, interpretiert und – was für Diskursanalysen essentiell ist – in den kulturellen, historischen, politischen Kontext eingeordnet. Denn die Bedeutung der Sprache entsteht nicht durch den Gebrauch, sondern erst in Verbindung mit dem relevanten Kontext.

       Schritt 7: Synthese

      Der letzte Schritt umfasst das Verschriftlichen, sprich die Zusammenführung der einzelnen Erkenntnisse zu einem stimmigen und stringenten Text. Auch im letzten Schritt erscheint es sinnvoll, die durch die maschinellen Analysen erhaltenen quantitativen Daten mit den Ergebnissen der qualitativen Auswertung zu verknüpfen. Das bedeutet, dass Visualisierungen der quantitativen Ergebnisse mit den Interpretationen in Beziehung gesetzt werden. Auch hier kommt es zu einem ständigen Wechsel zwischen den Ergebnissen, die durch das Lesen aus der Ferne sowie durch das genaue Lesen gewonnen werden. Das bedeutet, ebenfalls beim Verschriftlichen der Forschungsergebnisse macht eine Kombination von Mikround Makroanalyse Sinn und vergrößert zudem die Repräsentativität der Analyse.

      Nachfolgende Tabelle gibt alle Argumentationsmuster wieder, die im Teil 2 dieser Arbeit beschrieben werden:

Schlussregel in kurzen StichwortenAusformulierte Schlussregel
AnpassungAnpassung an die MehrheitsgesellschaftWenn Migrant*innen sich an die Kultur bzw. Werte und Regeln der Aufnahmegesellschaft anpassen, sind sie „gute“ Ausländer*innen und haben auch dementsprechend Unterstützung verdient.
BelastungMigrant*innen/Flüchtlinge als BelastungWeil das Land mit einem Problem stark belastet ist, sollten Handlungen ausgeführt werden, die diese Belastung verringern.
Christliche WerteWir müssen christliche Werte lebenWeil Maßnahmen oder Handlungen mit den Grundsätzen des Christentums vereinbar bzw. nicht vereinbar sind, müssen diese Maßnahmen oder Handlungen ausgeführt bzw. unterlassen werden.
DiskriminierungMigrant*innen werden diskriminiertWeil Migrant*innen diskriminiert werden, bedarf es Maßnahmen, die diese Diskriminierung unterbinden.
EchtheitNur echte Flüchtlinge aufnehmenWeil nur „echte“ Flüchtlinge aufgenommen und untergebracht werden sollen, müssten Maßnahmen ergriffen werden, die die Einreise „unechter“ Flüchtlinge verhindern bzw. die alleinige Aufnahme „echter“ Flüchtlinge fördern.
FolgenFolgen für die Sprachgruppen in SüdtirolWeil aufgrund der zunehmenden Einwanderung bestimmte Handlungen (nicht) ausgeführt werden, kommt es zu einer Annäherung oder Abgrenzung zwischen den bodenständigen Sprachgruppen.
GefahrMigrant*innen/Flüchtlinge als GefahroderGefahr (für die eigene Sprachgruppe) / für den sozialen FriedenWeil eine (politische) Handlung bzw. Entscheidung bestimmte gefährliche Folgen hat, sollte sie nicht ausgeführt werden bzw. ist sie abzulehnen.
GegenseitigkeitIntegration als gegenseitiger ProzessoderVorwurf einer fehlenden GegenseitigkeitWeil Integration nur durch gemeinsamen Einsatz von Migrationsgesellschaft und Aufnahmegesellschaft möglich ist, sollte diese Gegenseitigkeit gefördert werden.Weil Christ*innen in muslimischen Ländern ihre Religion nicht frei ausüben dürfen, sollte dies den Muslim*innen in christlichen Ländern ebenfalls versagt bleiben.
GemeinsamWir müssen gemeinsam handelnWeil eine Person/ein Land/eine

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