Der verlorene Sohn - Der Fürst des Elends (Kriminalroman). Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der verlorene Sohn - Der Fürst des Elends (Kriminalroman) - Karl May страница 23

Автор:
Серия:
Издательство:
Der verlorene Sohn - Der Fürst des Elends (Kriminalroman) - Karl May

Скачать книгу

Aber er kommt ja auch gar nicht in das Zuchthaus!«

      »Wohin sonst?«

      »Er kann gehen, wohin er will!«

      »Vater, Du redest wohl irre?«

      »Das fällt mir nicht ein! Ich weiß, was ich sage. Oder denkst Du denn etwa, daß ich einen Unschuldigen bestrafen lasse, wenn ich schuld bin, daß er nicht freigesprochen wird? Ich bin ein Schmuggler; aber doch ein ehrlicher Kerl!«

      »Aber das Kind, den kleinen Robert von Helfenstein, willst Du doch umbringen!«

      »Wer hat denn das gesagt? Kerl, Du mußt noch viel, sehr viel wachsen, ehe Du ein solcher Pfiffikus wirst, wie Dein Vater ist! Der kleine Robert bleibt leben; der Baron aber muß denken, er sei todt. Dann habe ich ihn für alle Zeit in der Hand; denn wenn ich den Robert wiederbrächte, müßte er Alles wieder hergeben.«

      »Aber die Sache hat dennoch einen sehr großen Haken!«

      »Das sehe ich nun doch nicht ein.«

      »Der Robert darf doch nicht verschwinden!«

      »Nein, sondern er muß wirklich todt sein.«

      »Aber dann kann er doch nicht wieder erscheinen. Oder soll da ein falscher Robert kommen?«

      »Nein, sondern der richtige. Hast Du nicht gehört, daß der Botenfrau ihr Kleiner heute Nacht gestorben ist?«

      »Ja.«

      »Nun, wir holen den Robert und legen den todten Knaben dafür in das Bette.«

      »Das kommt ja sofort heraus. Dadurch läßt sich Niemand betrügen. Baronesse Alma kennt ihr Brüderchen zu genau, als daß sie es mit dem Jungen der Botenfrau verwechseln könnte.«

      »Das ist richtig! Aber, wenn man nun auf den Gedanken käme, ein Streichholz mit hinzuzulegen?«

      »Ah, Du meinst das Bettchen verbrennen?«

      »Ja. Sie denken dann, der kleine Robert sei verbrannt. Und an den verbrannten Ueberresten der Leiche können sie doch nicht sehen, daß eine Verwechselung stattgefunden hat.«

      »Dieser Plan ist gut. Wann führen wir ihn aus?«

      »In drei Tagen, wenn die Baronesse nach der Residenz ist, um in dem Prozesse als Zeugin zu dienen.«

      So war dem Baron ein unerwarteter Zeuge seiner That erstanden. Er ahnte nicht im Mindesten, daß es noch einen Zweiten gebe; aber bereits am anderen Tage stellte sich ein solcher ein. Nämlich ein Wagen hielt vor seiner Thür, und aus demselben stieg zu seiner freudigsten Ueberraschung Ella, die Zofe seiner Cousine.

      Was wollte dieses Mädchen? Einen solchen Besuch hätte er gar nicht für möglich gehalten. Das üppig schöne Mädchen war ihm im höchsten Grade willkommen, da er hoffen durfte, ein süßes Schäferstündchen mit ihr zu verleben. Er eilte ihr deshalb bis unter die Thür entgegen und breitete dort seine Arme aus, um sie an sein Herz zu drücken.

      »Halt!« sagte sie lachend. »Nicht so sanguinisch, mein lieber Baron! Es giebt noch Mädchen, welche Grundsätze haben!«

      »Ich finde das geradezu allerliebst, falls nämlich diese Grundsätze liebenswürdig sind.«

      »Es gilt die Probe. Die meinigen scheinen es jedoch nicht zu sein.«

      »Warum, schöne Ella?«

      »Weil Sie mich selbst nicht liebenswürdig finden.«

      »Sie irren sich. Sie irren sich sogar ganz gewaltig. Ich habe ja noch niemals ein so reizendes Mädchen gefunden, wie Sie es sind!«

      »Und doch wird es Ihnen so leicht, ein vorher bestimmtes Rendezvous aufzuheben. Ist dies wirklich ein Zeichen, daß ich so reizend bin?«

      »Wieso? Ah, ja, ich besinne mich! Damals! Aber da ging es nicht anders. Es kam da der so gewaltsame Tod meines lieben Cousin drein.«

      Sie hatten mittlerweile das Zimmer erreicht. Sie nahm ohne alle Umstände auf dem Sopha Platz und er setzte sich neben sie.

      »Ja,« sagte sie, fortfahrend. »Es war ein sehr gewaltsamer Tod, ein Verlust, der Sie jedenfalls sehr schmerzlich betroffen hat.«

      »Ueber alle Maßen, meine süße Ella. Aber, wollen Sie denn nicht diesen neidischen Umhang ablegen, welcher mir grad den schösten Theil Ihrer Figur verhüllt?«

      »Nehmen Sie ihn immerhin weg, mein Lieber. Sie wissen, ich bin nicht prüde, wenn ich mich bei Ihnen befinde.«

      »Das ist es ja eben, was mich mit Glück erfüllt.«

      Er entfernte den Umhang und zog das verführerische Mädchen zu sich heran und sagte:

      »Sie glauben es doch, daß Ihre Anwesenheit mich glücklich macht?«

      »Wie könnte ich es glauben? Aber prüfen möchte ich es einmal.«

      »Prüfen Sie es,« sagte er, sie wiederholt küssend. »Sie werden finden, daß ich die Wahrheit sage.«

      »Bleibt mir die Art und Weise der Prüfung überlassen?«

      »Ja, gewiß. Aber ehe Sie beginnen, erlauben Sie mir erst, Ihre rosigen Lippen zu küssen.«

      Er führte aus, was er gesagt hatte, und sie setzte ihm nur wenig Widerstand entgegen.

      »So, ist es nun genug?« fragte sie nach einer Weile.

      »Eigentlich noch nicht, noch lange, lange nicht! Man möchte den Mund gar nie von dieser Schönheit trennen.«

      »So will ich meine Prüfung mit der Frage beginnen, warum Sie diese Schönheit, für welche Sie so begeistert zu sein scheinen, dennoch nicht für Ihr Eigenthum erklären?«

      »Kann ich das? Weiß ich denn, ob Sie mein Eigenthum sein wollen, Ella?«

      »Sie können das ja mittelst der einfachsten Fragen erfahren.«

      Da drückte er sie mit dem Feuer der heißesten Liebesgluth an sich und sagte dann:

      »So will ich ja nicht säumen, diese Frage auszusprechen. Wollen Sie mein sein, Ella? Mein unbestreitbares Eigenthum?«

      »Auf wie lange, mein Herr?« lächelte sie schnippisch.

      »Natürlich für immer und ewig!«

      »Dann sage ich von ganzem Herzen ein Ja!«

      »Ich danke Dir, Du süßes, entzückendes Wesen! Darf ich denn auch sogleich von meinen Eigenthume Besitz ergreifen?«

      »Müßte man nicht vorher das Wort Eigenthum durch eine kleine Beifügung bestimmter bezeichnen?«

      »Welche Beifügung meinen Sie?« fragte er neugierig.

      »Die Beifügung ›privilegirt‹. Ihr privilegirtes Eigenthum werde ich gerne sein, Ihr unprivilegirtes aber niemals.«

Скачать книгу