Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi. Unni Lindell

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Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi - Unni Lindell

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mit einer hellen Suppe. Sie stand nicht auf, als Randi Johansen auf sie zuging und sich vor sie hockte.

      Ein junger Mann mit halblangen braunen Haaren und einem schwarzen T-Shirt mit aufgedrucktem Totenkopf saß auf dem türkisen Schlafsofa und starrte einen riesigen Flachbildschirm hinten in der Ecke an. Er schien nicht grüßen zu wollen, sondern nuckelte einfach weiter an einer Zigarette.

      Cato Isaksen war beeindruckt von Randi Johansens Fürsorge für Maiken Blad. Sie nahm ihre Hand, streichelte sie mehrere Male, wie um sie zu wärmen. Dann erzählte sie, dass der Großvater aus Porsgrunn unterwegs sei. Maiken war deutlich erleichtert darüber, dass er kommen wollte, im nächsten Moment aber riss sie ihre Hand zurück und erklärte wütend, dass sie allein zurechtkommen könnte. Randi richtete sich auf. »Du musst mir jedenfalls den Hausschlüssel geben«, sagte sie. »Da oben warten ein paar Kollegen darauf, dass sie reinkönnen.« Maiken Blad fischte brav den Schlüssel aus der Hosentasche und reichte ihn Randi Johansen. Danach ballte sie ihre Hände auf ihren Knien zu einer harten Faust.

      In der kleinen Kellerwohnung herrschte eine behagliche Wärme. Die Steinwände waren weiß angestrichen. Ein gerahmtes rosa und gelbes Plakat hing an der einen Wand. Glücklich ist der, der war, ehe er wurde, stand oben in blauer Schrift. Das Bild zeigte ein Kind auf einem Hof, ein Kind, das auf dem Dach saß und zu den Sternen emporschaute.

      Ein hoher Ölofen stand mitten im Zimmer, neben einem Laufställchen mit rosa Boden. Die Wohnung war ansonsten sparsam möbliert, auf dem Boden lagen immerhin bunte Flickenteppiche. Das türkise Schlafsofa war abgenutzt, und am einen Ende waren saubere Kleider aufgestapelt. Ein verkommener, ein Meter hoher Weihnachtsbaum stand auf einem Hocker. Vertrocknete Tannennadeln lagen auf dem Boden darunter verstreut. An der Wand über dem Sofa hing ein vergrößertes Foto eines weißen Hauses neben einer kleinen Scheune. Das Bild war mit einem breiten geschmacklosen Holzrahmen gerahmt. Ein brauner Couchtisch und ein Holzstuhl bildeten das restliche Mobiliar, neben dem Korbsessel, in dem Maiken saß.

      Jeanette Myren bat den Jungen, die Kleider vom Sofa zu entfernen. »Dann können Sie sich setzen«, sagte sie. Die Kleine fing an zu schreien. »Roberta ist nicht ganz gesund«, sagte die junge Mutter verlegen.

      Cato Isaksen nickte verständnisvoll, dann wandte er sich dem Jungen zu, der widerstrebend seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte, aufstand und ihm die Hand hinhielt. »Remy Steen«, sagte er düster. »Ich wohne nicht hier, wollte nur vorbeischauen.« Er bückte sich, hob die beiden Kleiderstapel hoch und ging auf die Tür zu, die ins Schlafzimmer führte. Jeanette Myren griff nach einem gehäkelten Pullover, der auf dem Sofa liegen geblieben war.

      Randi Johansen kam zurück. Die Luft war schwer von grauem Zigarettenrauch, deshalb ließ sie die Wohnungstür offen stehen. Maiken Blad starrte noch immer apathisch ihre Hände an. Jeanette Myren schob Cato Isaksen den Holzstuhl hin, und er setzte sich an den Tisch. Das Kind jammerte noch immer. Die junge Mutter reichte es an Remy Steen weiter und bat ihn, in die Küche zu gehen und der Kleinen eine halbe Banane zu geben.

      »Wie denken Sie über das, was geschehen ist?«, fing Cato Isaksen an und sah Jeanette Myren an. Er hörte sofort, wie idiotisch diese Frage klang.

      »Wir stehen natürlich unter Schock«, sagte sie rasch. »Es ist einfach unfassbar, dass hier so etwas passieren kann. Ich meine, das hier ist Oslo West, das beste Westend. Ich habe gestern noch mit Siv Ellen gesprochen, ehe sie in die Oper gefahren ist. Da war alles in Ordnung. Ich lud gerade das Auto ein, ich wollte übers Wochenende zu meinen Eltern nach Hamar. Ist sie vergewaltigt worden?«

      Die Frage blieb in der Luft hängen. Maiken schlug die Hände vor den Mund, und Jeanette Myren ging auf, was sie da gesagt hatte. »Tut mir leid«, sagte sie, »ich dachte nur ...«

      »Wir können diese Fragen noch nicht beantworten«, sagte Randi Johansen ruhig. »Ganz einfach, weil wir das selber noch nicht wissen. Deshalb sind wir hier, um euch um Hilfe zu bitten. Vielleicht wisst ihr etwas. Einzelheiten, Dinge, die sie gesagt hat, und so weiter. Dinge, die ihr nicht so wichtig gefunden habt.«

      Jeanette Myren sah Maiken Blad an, dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Wenn Sie am Wochenende zu Ihren Eltern wollten, warum sind Sie dann hier?«

      Jeanette Myren schluckte, dann schüttelte sie den Kopf. »Meine Mutter und ich«, sagte sie rasch, »wir haben uns gestritten, und da bin ich zurückgekommen.«

      »Aber es war doch sicher ein total zufälliger Mörder?« Maiken Blad räusperte sich. »Es ist doch bestimmt keiner, der vorhatte, Mama umzubringen. Ich meine ... wieso denn auch?«

      Remy Steen kam aus der Küche zurück. Er setzte das rotgekleidete Kind auf den Schoß der Mutter. Dann schloss er die Wohnungstür.

      Jeanette Myren rückte die Kleine besser auf ihren Knien zurecht.

      »Aber ihre Tasche ist doch verschwunden. Danach habe ich einen Polizisten gefragt.« Maikens Stimme war kaum zu hören. »Es muss also jemand gewesen sein, der es auf ihr Geld und ihr Telefon abgesehen hatte.«

      »Hatte sie viel Geld in ihrer Tasche, weißt du das?« Randi Johansen beugte sich ein wenig vor.

      »Nein«, schluchzte Maiken Blad. »Mama hatte fast gar kein Geld.«

      Jeanette Myren setzte sich auf dem Sofa gerade, und Remy Steen zündete sich mit selbstverständlicher Miene eine neue Zigarette an. Die Kleine zappelte auf dem Schoß der Mutter, und die junge Mutter hob sie eilig hoch und setzte sie auf ihr anderes Knie. Dann bewegte sie sich rhythmisch hin und her, um das Kind zu beruhigen. Zugleich zeigte sich in ihrer Haltung eine kleine Veränderung, als befänden die Ermittler sich plötzlich auf verbotenem Terrain. Gleich darauf wussten sie, warum.

      »Sie musste diese Kellerwohnung an mich vermieten«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass sie große Lust hatte, Fremde ins Haus zu lassen. Aber wir haben uns dann trotzdem miteinander angefreundet. Ich glaube eigentlich, dass Siv Ellen ein bisschen einsam war. Wir haben oft Wein zusammen getrunken. Ich habe uns wirklich als Freundinnen betrachtet, obwohl sie viel älter war als ich.«

      Es war deutlich, dass diese Behauptung Maiken Blad nicht gefiel.

      »Es ist doch klar, dass sie nicht viel Geld hatte«, sagte Jeanette Myren jetzt. »Dieses Haus hier ist ja mit anderthalb Millionen beliehen.«

      Cato Isaksen musterte sie interessiert. Es war deutlich, dass Jeanette Myren das Gefühl hatte, ein wenig zu viel gesagt zu haben. »Ja, nicht, dass mich das etwas anginge, aber für sie war das doch ein Problem.«

      »Das war, weil Papa ausgezogen war und Mama das Haus behalten wollte«, sagte Maiken Blad mit monotoner Stimme. »Papa war wütend und meinte, Mama habe nie gelernt, wie man sich benimmt, sie sei verwöhnt und interessiere sich nur für Luxus und so. Aber das stimmt nicht. Sie wollte das Haus meinetwegen behalten.« Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, und sie schaute zur Decke hoch.

      »Was ist das da für ein Haus?«, fragte Cato Isaksen und zeigte auf das Bild über dem Sofa.

      »Zu Hause«, sagte Jeanette Myren kurz. »Unser kleiner Hof bei Hamar.«

      »Ihre Eltern leben also noch immer dort?«

      »Ja.«

      »Betreiben die den Hof noch, meine ich.«

      »Nein.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Mein Vater war auch Feuerwehrmann«, sagte sie. »Aber jetzt ist er in Rente«, fügte sie hinzu und wirkte plötzlich unruhig. »Sie haben die Felder verkauft.«

      »Wie

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