Wolf unter Wölfen. Ханс Фаллада

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Wolf unter Wölfen - Ханс Фаллада

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Freunde und se kümmeln eenen in aller Jemütsruhe und paffen eene, und wenn er wirklich wat denkt, denkt er: die trauen ja alle Tage! Und wat heute nich is, braucht morgen noch lange nich kommen …

      Und damit schoß die Thumann einen vernichtenden Blick auf Wolfgang, einen verächtlich-mitleidigen auf Petra ab, machte mit dem Pott eine kleine Bewegung als Schlußpunkt, Ausrufe- und Fragezeichen in einem, und zog die Tür zu. Die beiden aber standen in ziemlicher Verlegenheit und wagten kaum sich anzusehen, denn man mochte von dem Erguß der Zimmerwirtin denken, was man wollte: angenehm war er nicht.

      Schließlich aber sagte Petra: Mach dir nichts draus, Wolfgang. Die und alle andern können sagen, was sie wollen, das ändert doch gar nichts. Und wenn ich vorhin so weinerlich war, vergiß das. Manchmal hat man so eine Stimmung, als wäre man ganz allein, und dann fürchtet man sich und möchte gerne einen Trost hören.

      Und jetzt bist du nicht mehr allein, Peter? fragte Wolfgang seltsam bewegt. Jetzt brauchst du keinen Trost mehr?

      Ach, sagte sie und sah ihn verloren-verlegen an. Du bist doch da …

      Aber, drängte er plötzlich, vielleicht hat Pottmadamm ganz recht, daß ich um halb eins sitze und denke: trauen tun sie alle Tage – was meinst du?

      Daß ich trau! rief sie, hob den Kopf und sah ihn mutig an. Und wenn ich dir auch nicht trauen würde, ändert das denn was? Ich kann dich nicht binden. Trauung oder nicht – wenn du mich magst, ist alles gut, und wenn du mich nicht magst … Sie brach ab und lächelte ihn an. Und nun lauf, Wolf. Der Onkel macht um zwölf Mittagspause, und vielleicht stehen wirklich viele an. Sie gab ihm den Koffer in die Hand, sie gab ihm noch einen Kuß. Mach’s gut, Wolf!

      Er hätte ihr gerne noch etwas gesagt, aber es fiel ihm nichts ein. So nahm er den Koffer und ging.

      Drittes Kapitel

       Jäger und Gejagte

      1

      Auf Rittergut Neulohe ist der kleine Feldinspektor Meier, genannt Negermeier, zwischen der elften und zwölften Vormittagsstunde schon wieder so müde, daß er, wie er ist, in Joppe und Gamaschen, ins Bett fallen und bis zum andern Morgen schlafen könnte. Er sitzt aber nur am Rande eines Roggenschlages, durch ein paar Kiefernkuscheln gut gegen Sicht gedeckt, im langen und trockenen Waldgras und döst so vor sich hin.

      Um drei Uhr aufgestanden, in den warmen Dunst des Stalles (so müde, ach, so müde!), Futter ausgegeben, Füttern überwacht, Melken beaufsichtigt, nach dem Putzen gesehen. Ab vier Uhr Raps eingefahren, der im Morgentau eingefahren werden muß, damit er nicht ausfällt. Um dreiviertelsieben eine Tasse Kaffee im Stehen getrunken, hastig was runtergeschlungen (immer noch müde). Und ab sieben das gewohnte Tagewerk.

      Dann kam vom Roggenschlag die Nachricht, daß beide Bindemaschinen kaputt seien. Hingejagt mit dem Schmied, rumgeflickt an den Dingern. Nun klappern sie wieder, klappern sie noch – ach, was ist er müde, nun ist er nicht nur noch müde von gestern, nun ist er auch schon müde von heute! Ach, wie gerne würde er jetzt hier, in der Sonne bratend, einschlafen –! Aber er muß vor zwölf noch einmal auf den Zuckerrübenschlag, nachsehen, ob der Leutevogt, der Kowalewski, mit seiner Kolonne auch ordentlich hackt, nicht pfuscht …

      Meiers Rad liegt ein paar Schritte um die Kiefernschonung herum im Straßengraben. Aber er ist jetzt zu faul, weiterzufahren, er kann einfach nicht. Wie eine dicke, wollige, ein wenig schmerzende Masse sitzt die Müdigkeit in all seinen Gliedern, besonders aber in der Kehle. Wenn er ganz still liegt, schläft sie gewissermaßen ein. Aber bewegt er nur ein Bein, kratzt und reibt es gleich wie mit Borsten.

      Er brennt sich langsam eine Zigarette an, tut wohlig ein paar Züge und starrt dabei auf seine verstaubten, verbrauchten Schuhe. Neue täten auch nötig, jedoch der Rittmeister ist ein großer Mann, fünfhunderttausend Mark sind ein unerhörtes Gehalt für einen Feldinspektor. Warten wir aber nur ab, wie der Dollar zum ersten kommt, dann können wir uns vielleicht nicht einmal die Schuhe besohlen! Es täte vieles not auf Rittergut Neulohe – zwei Beamte müßten mindestens noch her. Aber der Rittmeister ist ein großer Mann und hat entdeckt, daß er alles alleine machen kann – einen Dreck kann er! Heute ist er nach Berlin, Schnitter holen. So kann er jedenfalls einen armen Inspektor nicht aus seiner Vormittagsdöserei hochjagen –›Aber gespannt bin ich doch, was er für Leute anbringt. Wenn er überhaupt welche bringt. Ach, Scheiße –!‹

      Meier legt sich zurück, die Zigarette rutscht ganz in den Mundwinkel, der Trillerbibi wird gegen den Sonnenbrand über die Augen geschoben … Die Weiber in den Zuckerrüben können sich mit ihrem Kowalewski für seinswegen sauer kochen lassen, eine freche Bande ist das! Aber eine schicke Tochter hat der Kowalewski, traut man ihm gar nicht zu. Die kann ruhig mal wieder auf Urlaub kommen aus Berlin, er würde das Kind schon schaukeln! Warm ist das, heiß ist das, ein Backofen ist das. Wenn bloß kein Gewitter kommt, dann wird das ganze Getreide naß, und er hat die Schweinerei –! Natürlich hätte man heute einfahren müssen, aber der Rittmeister ist ein großer Mann und nebenbei Wetterprophet: es regnet nicht, wir fahren nicht ein, Sela!

      Gottlob, die Bindemaschinen klappern noch, so kann man weiter hier liegen. Bloß nicht einschlafen, dann wird man vor Abend nicht wieder wach. Der Rittmeister erführe es gleich, und morgen säße man draußen. Es wäre auch noch so, wenigstens könnte man sich mal ausschlafen –!

      Jawohl, die kleine Kowalewski ist nicht schlecht, die wird in Berlin auch keine schlechten Zicken machen – aber die Amanda, Amanda Backs ist erst recht nicht ohne! Der kleine Meier, Negermeier, wirft sich auf die Seite, er verdrängt endgültig den bohrenden Gedanken, daß der Rittmeister eigentlich nicht gesagt hat, man solle nicht einfahren, sondern vielmehr, der Meier solle das halten, wie es das Wetter eben treibe.

      Nein, daran will Meier jetzt nicht denken, er denkt lieber an Amanda. Etwas Leben kommt in ihn, er zieht die Knie an und stößt vor Vergnügen einen grunzenden Laut aus. Dabei fällt die Zigarette aus seinem Mund, aber das ist egal – was braucht er ’ne Zigarette, er hat Amanda! Jawohl, sie nennen ihn den kleinen Meier, den Negermeier – und wenn er sich im Spiegel ansieht, muß er ihnen recht geben. Hinter den runden, großen, gewölbten Brillengläsern sitzen runde, große, gelbliche Eulenaugen, er hat eine eingedrückte Nase und Wulstlippen, eine Stirn, kaum zwei Finger hoch, die Ohren stehen ihm ab – und dazu ist der ganze Mann Meier einen Meter vierundfünfzig hoch!

      Aber das ist es eben: er sieht so toll und verboten aus, so grotesk in seiner Häßlichkeit, und er hat dazu eine so freche süße Schnauze, daß die Mädels alle auf ihn fliegen. Als sie mit ihrer Freundin damals an ihm vorüberging – er war noch ganz frisch auf Neulohe –, da sagte die Freundin: Amanda, da brauchst du ja ’nen Tritt, um anzulangen! Doch Amanda sagte: Das macht nischt, er hat so ’ne süße Kerbe! – Das war ihre Art von Liebeserklärung, so waren die Mädchen hier: frech und von himmlischer Unbekümmertheit. Sie hatten Appetit auf einen oder nicht, aber jedenfalls machten sie kein Geschmus darum. Gut waren sie!

      Wie die Amanda gestern abend zu ihm ins Fenster stieg – eigentlich hatte er keine Lust, er war zu müde – und die Gnädige fuhr aus den Büschen. (Nicht die junge Gnädige vom Rittmeister, die hätte bloß gelacht, die war selber nicht ohne. Nein, die alte Gnädige, die Schwiegermutter, vom Schloß.) Jede andere hätte gekreischt oder sich versteckt oder seine Hilfe angerufen, nicht so die Amanda. Er konnte ganz unbeteiligt bleiben und sich amüsieren. Ja, gnädige Frau, hatte die Amanda ganz unschuldig gesagt. Ich gehe mit dem Inspektor bloß noch die Geflügelrechnungen durch, am Tag hat er doch nie Zeit.

      Und da steigen Sie durchs Fenster?! hatte die alte Gnädige gekreischt, die sehr fromm war. Sie schamlose Person!

      Wenn’s

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