Wolf unter Wölfen. Ханс Фаллада
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Читать онлайн книгу Wolf unter Wölfen - Ханс Фаллада страница 30
Was nennst du ein wenig Geld? fragt Zecke und betrachtet sich seinen Pagel.
Nun, wirklich nicht viel, eine Kleinigkeit für dich, sagt Pagel. Was meinst du zu hundert Millionen?
Hundert Millionen, sagt Zecke, träumerisch. So viel habe ich an den ganzen Varieténutten nicht verdient …
Dritter Schlag, und diesmal scheint es Knockout gewesen zu sein. Aber so leicht läßt sich Wolfgang Pagel nicht niederschlagen. Er fängt an zu lachen, ganz herzhaft und unbekümmert zu lachen. Dann sagt er: Recht hast du, Zecke! Großartig! Und ich bin das Kamel. Quatsche große Töne, und will mir doch Geld von dir pumpen. Werde pampig. Aber weißt du, irgendwie hat es mich gleich geärgert, wie ich hier reinkam … Ich weiß nicht, ob du das verstehst … Ich hause da in so ’ner Höhle am Alex … Zecke nickt, als wisse er es … Habe gar nichts … und dann hier so rin in die Pracht! Gar nicht wie bei Neureichs und Raffkes, wirklich schön – und ich glaube auch nicht einmal, daß der Arm ergänzt ist …
Er bricht ab und sieht prüfend auf Zecke. Mehr kann er nicht tun, mehr bringt er einfach nicht über sich. Aber als sich Zecke auch jetzt nicht rührt, sagt er: Na schön, gib mir auch kein Geld, Zecke. Verdient hab ich das, blöd, wie ich war.
Ich sage ja nicht nein, erklärt Zecke. Ich möchte bloß mal so hören. Geld ist Geld, und du willst es doch nicht geschenkt –?
Nein, sobald ich kann, kriegst du es wieder.
Und wann kannst du?
Unter Umständen, wenn es gut geht, schon morgen.
So, sagt Zecke, nicht sonderlich begeistert. So. – Na, trinken wir noch einen Schnabus. – Und wozu brauchst du das Geld –?
Ach, sagt Pagel, wird verlegen und fängt an, sich zu ärgern. Ich habe da so ein paar Schulden bei meiner Wirtin, Kleinigkeiten eigentlich – weißt du, hundert Millionen klingt gewaltig viel, aber am Ende ist es doch nicht viel mehr als hundert Dollar, nichts so Überragendes …
Also Schulden bei der Wirtin, sagt Zecke ganz ungerührt und sieht den Freund aus dunklen Augen aufmerksam an. Und was sonst noch?
Ja, sagt Pagel verdrießlich, ich habe auch noch was versetzt beim Onkel …
Im gleichen Augenblick fällt ihm ein, daß dies nun wirklich nicht wahr ist. Aber er hat im Moment nicht daran gedacht, daß verkauft nicht versetzt ist, und so läßt er es dabei. Es kommt ja wirklich nicht so genau darauf an …
So, versetzt beim Onkel, sagt von Zecke und sieht weiter dunkel und prüfend aus. Weißt du, Pagel, sagt er dann. Ich muß dich noch was fragen – entschuldige bitte. Geld ist ja schließlich Geld, und selbst sehr wenig Geld (hundert Dollar zum Beispiel) sind für manchen sehr viel Geld – zum Beispiel für dich.
Pagel hat beschlossen, diese Stiche nicht mehr zu beachten, schließlich ist ja die Hauptsache, daß er sein Geld bekommt. Er sagt mürrisch: Also frag schon.
Und was tust du? fragt Zecke. Ich meine, wovon lebst du? Hast du ’ne Stellung, die dir was einbringt? Vertreter gegen Provision? Angestellter mit Gehalt?
Im Moment habe ich nichts, sagt Pagel. Aber ich kann jeden Augenblick als Taxichauffeur eintreten.
Ja so, dann natürlich! sagt Zecke und scheint ganz befriedigt. Wenn du noch einen Schnabus magst, bitte! Ich habe für den Vormittag genug. – Also Taxichauffeur … fängt er wieder an zu bohren, dieses Aas, dieser Schieber, dieser Menschenschinder, dieser Verbrecher. (Sand statt Salvarsan!) Taxichauffeur – sicher ein schönes Brot, auskömmlicher Verdienst … (Wie er höhnt, dieser bösartige Affe!) … Aber doch sicher nicht so auskömmlich, daß du mir morgen mein Geld zurückgeben könntest. Du erinnerst dich doch, du sagtest, wenn es gut geht, schon morgen?! So gut geht Taxifahren doch nicht?
Mein lieber Zecke, sagt Wolfgang und steht auf. Du möchtest mich ein bißchen quälen, was? Aber so wichtig ist mir das Geld nun doch wieder nicht –
Er zittert beinahe vor Zorn.
Aber Pagel! – ruft Zecke und ist ganz erschrocken. Ich dich quälen –?! Wie komme ich denn dazu? Sieh mal, du hast mich doch ausdrücklich nicht um ein Geschenk gebeten – dann hättest du die paar Scheine längst. Du willst doch ein Darlehen, hast Angaben wegen der Rückzahlung gemacht – ich frage also danach, erkundige mich, wie du dir das denkst – und du schimpfst?!! Ich verstehe das nicht.
Ich kann, sagt Pagel, das vorhin nur so hingesagt haben. In Wirklichkeit könnte ich dir das Geld nur in Wochenraten zurückzahlen, etwa zwei Millionen wöchentlich …
Spielt keine Rolle, alter Junge! ruft von Zecke fröhlich. Spielt gar keine Rolle unter uns alten Freunden, nicht wahr? Die Hauptsache ist doch, daß du das Geld nicht wieder verspielst, nicht wahr, Pagel?
Die beiden sehen sich an.
Es hat keinen Zweck, Pagel, sagt Zecke dann eilig und leise, daß du schreist. Ich werde so oft angeschrien, es stört mich gar nicht. Wenn du tätlich werden willst, mußt du es sehr schnell tun – Sieh mal, jetzt habe ich schon auf den Klingelknopf gedrückt – Ach ja, Reimers, dieser Herr wünscht zu gehen. Sie zeigen ihm den Weg, ja? Auf Wiedersehen, Pagel, alter Freund, und wenn du einmal ein Bild von deinem Herrn Vater verkaufen möchtest, ich bin für dich immer zu sprechen, immer … Nanu, bist du verrückt geworden?! unterbricht Zecke sich plötzlich.
Denn Pagel hat zu lachen angefangen, leicht und völlig vergnügt lacht er.
Gott, was bist du für ein wunderbares Schwein geworden, Zecke! ruft Pagel lachend. Das muß dich doch verdammt geschmerzt haben, was ich von den Varieténutten gesagt habe, daß du daraufhin all deinen Dreck von dir gibst. – Er hat nämlich früher mit Varieténutten gehandelt, Ihr Chef, sagt er zu dem Manne hinter sich. (Eine Kreuzung von Mann und Herr.) Er will’s nicht mehr wissen, aber es tut ihm noch weh, wenn man davon spricht. Aber, Zecke, sagt Pagel plötzlich ganz fachmännisch ernst, ich neige doch dazu, daß der Arm von diesem Leuchterengel ergänzt ist, und zwar schlecht. Ich würde es so machen …
Und ehe Zecke und sein Mann ihn noch haben hindern können, ist der Engel ohne Arm. Von Zecke schreit, als fühle er den Schmerz der Amputation. Der Mann Reimers will auf Pagel eindringen, aber der ist, trotz mangelhafter Ernährung, noch ein kräftiger junger Mann. Mit einer Hand wehrt er den Mann ab, in der andern hält er den amputierten Arm mit der Lichttülle. Diese grobe Fälschung möchte ich zum Andenken an dich behalten, alter Freund Zecke, sagt Wolfgang vergnügt. Weißt du: das Licht erlosch – und so. Auf Wiedersehen und ein gedeihliches Mittagessen allerseits. Pagel geht ab, vergnügt und zufrieden, denn wenn von Zecke sich wirklich einmal freuen will, daß er ihm kein Geld gegeben hat, wird er an den Arm des Leuchterengels denken müssen, der in der Pagelschen Tasche steckt. Und der Schmerz wird überwiegen.
8
Unangefochten erreicht Pagel das Tor der Zeckeschen Villa. Als er es aufzieht, steht ein Mädchen davor, ein Mädchen mit einem drängenden Fox an der Leine, mit sehr rotem Gesicht.
Gott; stehen Sie noch immer da, Fräulein?! ruft er entsetzt. An Sie hatte ich gar nicht mehr gedacht.
Hören Sie!