Das Erbe sind wir. Michael Meyen

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B. Heute Abend wird er berichten, dass er »ein Anhänger Lenins« gewesen ist und dabei in Leipzig »als eine Art Papst« galt, »zu Unrecht freilich«.9 Auch darüber ist gleich noch zu sprechen. »In den entscheidenden Monaten«, in denen Karl-Heinz Röhr schon auf dem Abstellgleis steht, fährt Hans Poerschke ins Rampenlicht. Ein bisschen wird er auch geschoben, von Studenten wie mir, die im Oktober 1990 nur ihm das Vertrauen aussprechen und damit Günter Raue und Klaus Preisigke, seine beiden Kollegen im Direktorium, zum Rücktritt zwingen. Poerschke ist am 21. Dezember 1990 bei Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer in Dresden, um gegen die Abwicklung der Sektion Journalistik zu protestieren, organisiert dann das Lehrprogramm, als der Minister seinen Beschluss zurückzieht, und ist schon deshalb für Karl Friedrich Reimers, den neuen starken Mann aus München, der wichtigste Ansprechpartner.

      WAS VOR 30 JAHREN VERLOREN GEGANGEN IST

      Wenn man so will, ist Karl-Heinz Röhr heute die ›Spinne im Netz‹. Er hält gleich zwei Veteranenrunden zusammen: die Leipziger Journalisten und die, die mit ihm an der Sektion Journalistik gearbeitet haben. Gastvorträge, die Weihnachtsfeier, Beerdigungen. Einer muss dafür sorgen, dass die anderen Bescheid wissen und dann auch erscheinen, obwohl die Lust, die Wohnung zu verlassen, mit dem Alter nicht größer wird. Karl-Heinz Röhr hat auch an diesem Abend dafür gesorgt, dass viele der Ehemaligen gekommen sind, um Hans Poerschke zu hören. Selbst Sigrid Hoyer ist da, die solche Begegnungen sonst meidet, weil sie den Neid nicht mag, den sie in den Gesichtern einiger Kollegen von früher zu sehen glaubt, und weil sie nicht vergessen hat, was manche gesagt haben, als sie bleiben durfte und andere nicht. »Karl-Heinz zuliebe«, sagt sie, »und auch wegen Hans«.

      Sigrid Hoyer hätte heute Abend durchaus vorn sitzen können, neben Michael Haller, einem Professor aus Hamburg, der gut ein Jahrzehnt ihr Chef war, neben Horst Pöttker, den die evangelische Kirche Anfang der 1990er-Jahre für ein paar Jahre nach Leipzig geschickt hat, der dann aber einen Lehrstuhl in Dortmund vorzog, und neben Heike Schüler, im Herbst 1989 immatrikuliert und heute Reporterin der Abendschau beim RBB. Eine Frau mehr auf dem Podium, dazu noch jemand, der nicht Professorin war und beide Systeme kennt: Das hätte vielleicht auch die beruhigt, die schon vorher wussten, dass heute Abend nur das herauskommen kann, was immer rauskommt, wenn man die sprechen lässt, die auch sonst das Sagen haben. Westdeutsche, Männer, Professoren.

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