Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 13
»Kein Problem«, ergriff Deniz das Wort, bevor Milan Gelegenheit dazu hatte. »Der Zeitungsausträger kam vorbei. Am Ende hatte Milan eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses am Hals. Und Chiara war spurlos verschwunden.«
»Das mit der Anzeige ist nicht so schlimm. Unser Chef ist ein großzügiger Mann.« Elena zwinkerte Milan zu. »Solange Dr. Aydin seine Arbeit gut macht …«
»Der Klinikchef hat es erfahren, als der Zeitungsbote ein paar Wochen später auf Milans OP-Tisch lag«, japste Deniz. Vor Vergnügen klopfte er sich auf den Schenkel.
»Oh, so spät schon!« Flucht war Milans einzige Möglichkeit, diesem peinlichen Auftritt ein Ende zu bereiten. »Ich muss zurück in die Klinik. Wenn Sie wollen, nehme ich Sie gleich mit, Schwester.« Milan schickte Elena einen tiefen Blick.
Sie verstand und stellte die Schüssel auf den Boden.
»Jetzt schon?«, ging Deniz dazwischen. »Ich kann dich auch zurückbringen.«
»Nein. Sie kommt mit mir!«, sprach Milan ein Machtwort.
Elena sah von einem zum anderen.
»Ich glaube, es ist wirklich besser, wenn ich jetzt in die Klinik zurückgehe. Meine Mittagspause ist ohnehin gleich vorbei.« Sie rappelte sich vom Boden hoch. »Vielen Dank für den Einblick in das Leben meines geschätzten Kollegen. Und natürlich für das gute Essen.« Sie schickte Deniz eine Kusshand.
Nur zwei, drei Augenblicke später fiel die Tür ins Schloss. Deniz zitterte vor Wurt. Dank seines Bruders war alle Mühe umsonst gewesen. Er holte mit dem Fuß aus. Der Topf flog quer durch das Zimmer und landete an der Wand. Goldgelbe Sprenkel, soweit das Auge reichte. Milan würde einen Tobsuchtanfall bekommen. Doch die erhoffte Genugtuung wollte sich trotzdem nicht einstellen.
*
Schritte quietschten über den Flur. Wurden lauter und wieder leiser. Stimmen. Irgendjemand lachte.
Je weiter Moritz Loibl Richtung Oberfläche trieb, umso mehr Geräusche drangen in sein Bewusstsein vor. Eines erregte seine Aufmerksamkeit besonders. Er versuchte, die Augen zu öffnen. Die Lider waren schwer wie Blei. Doch es nützte nichts. Er musste diesem Geräusch auf den Grund gehen. Und wünschte im nächsten Moment, nicht so neugierig gewesen zu sein.
Frauentränen gehörten zu den schlimmeren Dingen im Leben eines Mannes. Schlimmer als ein verlorenes Spiel des Lieblingsfußballvereins. Schlimmer als von einer Frau verlassen zu werden. Schlimmer als der Verrat des besten Freundes.
»Becky?«, krächzte er pflichtschuldig. »Warum weinst du?
»Du bist wach?« Schnell fuhr sie sich mit dem Ärmel übers Gesicht.
»Sieht so aus.« Endlich gelang es Moritz, die Lider weiter zu heben. Er blinzelte ins graue Licht des Tages. »Was ist los? Ist es wegen Vince?«
Rebecca saß im Halbdunkel neben ihm. Sie schüttelte den Kopf.
»Nein. Das war die richtige Entscheidung. Wir wären niemals glücklich miteinander geworden.«
»Was ist es dann?« Eine eiskalte Hand griff nach Moritz’ Herzen. Wusste sie etwas, was er nicht wusste? »Haben die Ärzte was gesagt? Ist die OP schief gegangen?« Mit einem Schlag war alles wieder da. Die Angst um sein Bein. Um seinen Traumberuf. Seine Existenz.
Becky zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Ich bekomme ja keine Auskunft. Aber wenn du willst, hole ich einen Arzt.« Sie stand auf. Knickte kurz ein.
Moritz zog eine Augenbraue hoch.
»Alles in Ordnung?«
»Ich bin nur komisch dagesessen.« Sie zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und schlüpfte durch die Tür.
Kurz darauf waren wieder Schritte zu hören. Diesmal gingen sie nicht vorbei. Dr. Norden betrat die Bühne. Er war allein.
»Herr Loibl, willkommen zurück.« Der Klinikchef trat ans Bett. Griff nach Moritz’ Handgelenk und sah auf die Uhr. Schließlich nickte er zufrieden. »Wie fühlen Sie sich?«
»Keine Ahnung. Sagen Sie es mir.«
Daniel kontrollierte die Tropfgeschwindigkeit der Infusion. Er drehte am roten Rädchen.
»Sie haben Glück, dass Sie jung und gesund sind. Ihr Herz hat den Eingriff gut überstanden. In den nächsten Wochen sollten sie emotionalen Stress vermeiden. Keine Aufregung und auch nur moderate körperliche Betätigung. Dann sollte bald alles wieder in Ordnung sein.«
»Und was ist mit meinem Bein?«
Es gab viele gute Gründe, warum Dr. Norden Arzt geworden war. Neben den Herausforderungen der unterschiedlichsten Krankheiten liebte er den Kontakt zu den Patienten. Er veränderte das Leben der Menschen, genauso wie sie seines beeinflussten. Auch die Bezahlung war nicht schlecht. Aber das Gefühl nach einer gelungenen Operation, einer erfolgreichen Behandlung war nicht mit Geld aufzuwiegen. Doch es gab einen Aspekt, auf den er nur zu gern verzichtet hätte: Das Überbringen von Nachrichten, die die Patienten nicht hören wollten.
Er gab sich einen Ruck.
»Die Transplantation ist erfolgreich verlaufen. Ob das verpflanzte Gewebe seine Arbeit aufnimmt, kann ich Ihnen leider noch nicht sagen.«
Moritz fühlte sich, als hätte ihm der Klinikchef einen rechten Haken verpasst. Er suchte noch nach Worten, als Dr. Norden fortfuhr.
»Die Schiene müssen Sie ungefähr zwei Wochen lang tragen. Danach können Sie mit der Physiotherapie beginnen. Erst dann wird sich zeigen, ob unsere Bemühungen von Erfolg gekrönt sind.«
»Und wenn nicht?«, krächzte Moritz.
»Wie Sie selbst schon gesehen haben, ist bei einer Schädigung der Tibialis Mitte Unterschenkel eine Krallenstellung der Zehen zu beobachten. Außerdem ist zu befürchten, dass Sie Fuß und Zehen nicht mehr ordentlich beugen können. Auch mit der Auswärtsdrehung könnte es Probleme geben. Der Sensibilitätsausfall auf der Fußsohle ist möglicherweise dauerhaft.« Zu gern hätte der Klinikchef andere Nachrichten überbracht.
Doch eine Lüge brachte den Patienten nicht weiter.
Mit jedem Wort schwand Moritz’ Hoffnung.
»Wie können Sie dann behaupten, dass die Transplantation erfolgreich war?« Er machte keinen Hehl aus seiner Verzweiflung.
»Ganz einfach: Weil es uns gelungen ist, einen Hautnerv zu entnehmen und an anderer Stelle wieder einzupflanzen. Alles andere muss die Zeit zeigen. Eine Regeneration von Nervengewebe nimmt viel Zeit in Anspruch. Deshalb ist es wichtig, die richtigen Reize zu setzen und regelmäßig und konsequent zu üben.«
»Na prima.« Moritz klatschte in die Hände. »Das sind ja großartige Aussichten. Ich verliere meinen Job und meine Existenz. Dabei muss ich demnächst eine Familie ernähren.« Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter. »Können Sie mir mal erklären, wie ich das anstellen soll?«
Selbst Vater von fünf Kindern, konnte sich Dr. Daniel Norden gut in die Situation des jungen Mannes hinein versetzen. Mit jedem Kind war die Angst gewachsen, eines Tages nicht