Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Staffel

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Plazenta bildet sich. Wie eine Pflanze durchdringen ihre wurzelähnlichen Zotten nach und nach die Gebärmutter. Für die Versorgung des heranwachsenden Kindes werden neue Blutgefäße gebraucht. All diese Prozesse gehen nicht immer spurlos an den werdenden Müttern vorüber.«

      Rebecca wäre es nicht aufgefallen, wenn Elena vom Wetter gesprochen hätte. Es war der Klang ihrer Stimme, der sie beruhigte. Und nicht nur das. Auch das Ziehen im Unterleib ließ nach. Doch ein Rest Zweifel blieb.

      »Hoffentlich haben Sie recht. Obwohl … vielleicht wäre es besser, wenn der Zwerg gar nicht erst zur Welt kommt.«

      Schwester Elena bugsierte den Rollstuhl um die Ecke.

      »Will der Vater das Kind nicht?«

      »Keine Ahnung. Der denkt im Augenblick nur an sich.« Rebecca zuckte mit den Schultern. »Moritz liegt seit gestern selbst hier in der Klinik und weiß nicht, wie es weitergehen soll.« Als ob das eine Ausnahmesituation wäre!

      Schon früh hatte Becky lernen müssen, dass das Leben kein Zuckerschlecken war. Nach dem Unfalltod der Eltern war sie bei ihren Großeltern aufgewachsen. Sie steckte noch mitten in der Ausbildung, als beide kurz nacheinander gestorben waren. Seitdem wusste sie, dass es immer irgendwie weiterging. Egal, wie ausweglos die Situation schien. Doch manchmal wuchsen selbst Rebecca die Sorgen über den Kopf. Manchmal brach es einfach aus ihr heraus. Wie in diesem Moment. »Außerdem sollte ich heute eigentlich seinen besten Freund heiraten. Aber ich kann die Wahrheit doch nicht einfach so verschweigen?«

      Sie waren vor Dr. Grödings Behandlungszimmer angekommen.

      Elena zögerte.

      »Klingt nach einem großen Durcheinander.«

      Wenn sich Rebeccas Bauch in diesem Moment nicht zusammengezogen hätte, hätte sie gelacht. So brachte sie nur ein Stöhnen zusammen.

      »Das sieht nach fiesen Schmerzen aus«, begrüßte sie der Gynäkologe.

      Gemeinsam mit Schwester Elena beförderte er seine Patientin auf die Untersuchungsliege.

      »Ich will wirklich nicht jammern. Aber ja, es tut schon echt weh.« Vorsichtig streckte Rebecca die Beine aus.

      Dr. Gröding setzte sich auf einen Hocker. Er schubste an und rollte an ihre Seite.

      »Bitte beschreiben Sie mir Ihre Beschwerden.«

      »Es fühlt sich an wie bei einer Blasenentzündung. Aber vielleicht hat die Schwester ja recht und es liegt wirklich nur an der Schwangerschaft.«

      Theo Gröding zog eine Augenbraue hoch.

      »Vierte bis fünfte Woche«, beantwortete Elena seine stumme Frage.

      »Außerdem habe ich so einen komischen Ausfluss«, fuhr Rebecca fort.

      »Probleme beim Wasserlassen?«

      »Meistens kommt nicht viel, obwohl ich das Gefühl habe, dass meine Blase randvoll ist.« Sie bedachte den Arzt mit einem fragenden Blick. »Kann das alles mit dem Baby zusammenhängen?«

      »Das glaube ich nicht.« Dr. Gröding streckte sich und zog das Ultraschallgerät zu sich. Ein spezieller Schallkopf erregte Rebeccas Aufmerksamkeit. Er bemerkte es. »Das, was Sie erzählen, klingt in meinen Ohren nach einem Harnröhrendivertikel.« Er schaltete das Gerät ein. »Darunter versteht man eine Aussackung in der Harnröhre, in der sich Urin ansammeln und sich entzünden kann.« Während er den Schallkopf führte, hing sein Blick am Bildschirm. »Denkbar wäre auch eine paraurethrale Zyste. Die bildet, im Gegensatz zum Divertikel, einen kleinen Hohlraum außerhalb der Harnröhre. Die Beschwerden sind ähnlich.«

      Rebecca schluckte.

      »Und was kann man dagegen tun?«

      »Da haben wir den Übeltäter.« Theo deutete auf eine Stelle auf dem Bildschirm. Er wiegte den Kopf. »Um eine Operation werden Sie nicht herumkommen.«

      Die grau-schwarze Landschaft auf dem Monitor verschwamm vor Rebeccas Augen. Theo Gröding bemerkte Elenas Blick.

      »Aber was viel wichtiger ist.« Er lenkte den Schallkopf auf eine andere Stelle. »Sehen Sie das hier?«

      Rebecca wischte sich über die Augen. Diesmal erkannte sie ganz genau, was der Arzt ihr zeigen wollte.

      »Das Herz«, hauchte sie beim Anblick der zuckenden Erbse. Es war das erste Mal, dass sie ihr Baby sah. In diesem Augenblick wusste sie, dass sie es nicht mehr hergeben würde. Das hier war der Beweis: Das Leben ging weiter, egal, was passierte.

      *

      Zwanzig Minuten später schloss Elena die Bürotür hinter sich und lehnte sich gegen das Türblatt. Erst jetzt und hier, sicher vor den neugierigen Blicken ihrer Kollegen, konnte sie die Maske endlich fallen lassen. Sie verbarg das Gesicht in den Händen. Stand einfach nur da und versuchte, an nichts und niemanden zu denken. Was für eine Wohltat! Am liebsten hätte sie den Rest des Arbeitstages so verbracht. Zu dumm, dass sich die Akten und Unterlagen auf ihrem Schreibtisch stapelten. Deshalb rief sie sich selbst zur Ordnung. Nahm die Hände vom Gesicht. Öffnete die Augen. Und stieß einen Schrei aus.

      Deniz warf die Locken in den Nacken und lachte.

      »Ich liebe es, Frauen zum Schreien zu bringen. Wenn auch in anderen Situationen.«

      Was hatte er da gerade gesagt? Elenas Wangen waren kurz davor, in Flammen aufzugehen.

      »Was machst du denn hier?«

      »Wir hatten eine Verabredung. Erinnerst du dich nicht?«

      Der nächste Schreck!

      »Tut mir leid. Die habe ich glatt vergessen.« Elena seufzte. »Kein Wunder, so viel, wie heute hier los ist.«

      »Macht nichts. Jetzt bist du ja da.« Deniz trat auf sie zu. Strich ihr wieder die Strähne aus der Stirn.

      Diesmal blieb alles ruhig. Kein Blitz, der durch Elenas Glieder fuhr. Kein Schwarm Schmetterlinge, die in ihrem Bauch aufflatterten.

      »Ich will wieder gut machen, dass wir heute Mittag so brutal gestört wurden.« Seine Stimme gurrte in ihrem Ohr. »Was hältst du von einem Kaffee? Ich kenne einen Ort, an dem uns Milan garantiert nicht findet.«

      Deniz machte es Elena nicht leicht. Schweren Herzens trat sie einen Schritt zur Seite.

      »Ich glaube, ich muss etwas klarstellen.« Warum war ihre Stimme plötzlich heiser? »Es ist so …«

      Ein Zeigefinger legte sich auf ihre Lippen. Hinderte sie am Weitersprechen.

      »Schon gut. Ich weiß, was du sagen willst. Du bist verheiratet und willst deinen Mann nicht hintergehen.« Deniz seufzte theatralisch. »Dabei dachte ich, dass du anders bist als die meisten anderen. Ein Freigeist. Unkonventionell. Über den Dingen stehend.«

      Jedes seiner Worte traf Elena bis ins Mark. Einen kleinen, heißen Moment wünschte sie sich, Deniz’ Vorstellungen zu entsprechen. Doch der Augenblick verging. Der Freigeist saß wieder im Käfig.

      »Tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe. Aber lieber dich als meinen Mann.« Ein bisschen Rache musste sein.

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