Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Staffel

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griff wieder nach der Krücke. Schritt für Schritt kämpfte er sich vorwärts. Ein Glück, dass sich der Klinikflur um diese Uhrzeit langsam leerte. Die Hindernisse, die umkreist werden mussten, hielten sich in Grenzen.

      »In zwei, spätestens drei Monaten muss ich wieder fit sein, um meine Schützlinge auf das Abitur vorzubereiten. Wenn mir das nicht gelingt, kann ich als Sportlehrer einpacken. Dann bin ich meine Existenz los. Und dann? Wie soll ich dann bitteschön eine Familie ernähren? Mit Hartz IV?« Einem Peitschenhieb gleich knallten seine Worte über den Flur.

      Rebecca duckte sich. Oder war es der Schmerz, der sie zusammenzucken ließ? Das Wasser schoss ihr in die Augen.

      »Glaubst du, ich wollte unbedingt schwanger werden? Ausgerechnet jetzt?« Die Wimperntusche löste sich in den Tränen auf. Schwarze Bäche rannen über ihre Wangen. »Aber falls es dich erleichtert: Du musst dich nicht für mich verantwortlich fühlen. Ich komme schon allein klar.« Ein letzter, verzweifelter Blick. Rebecca fuhr herum und lief davon, so schnell es ihre wackeligen Beine erlaubten.

      Auf Krücken gestützt stand Moritz da und starrte ihr nach. Warum war sie denn plötzlich so wütend? Endlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich: Er hatte die ganze Zeit nur an sich gedacht. Nur von sich gesprochen. Über seine Probleme nachgedacht. An Rebecca hatte er in dem Chaos keinen einzigen Gedanken verschwendet. Dabei hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken ihre Zukunft für ihn aufgegeben. Was war er für ein Idiot!

      Im Normalfall wäre es ein Leichtes gewesen, der Frau seines Lebens nachzulaufen. Sie auf Knien um Vergebung zu bitten. Doch jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr hinterher zu starren, bis der letzte Zipfel ihrer blutroten Strickjacke um die Ecke verschwand.

      *

      Nur mit Mühe gelang es Milan Aydin, den Rollstuhl am Feuerwehrauto vorbei zu zwängen, das halb auf dem Gehweg parkte. Im Normalfall regte er sich fürchterlich darüber auf, wenn die Rechte von Behinderten missachtet wurden. An diesem Tag verschwendete er noch nicht einmal einen Gedanken daran. Er bugsierte den Rollstuhl durch den Hausflur. Die Traube Menschen teilte sich vor ihm. Er sah nicht nach links und nicht nach rechts, als er durch die offene Tür in seine Wohnung fuhr. Zwei Feuerwehrleute kamen ihm entgegen. Dahinter entdeckte er Deniz. Der Anblick seines Bruders traf ihn wie die Banderilla den Stier.

      »Was fällt dir eigentlich ein? Nicht genug damit, dass du mich vor aller Welt zum Hanswurst machst, fackelst du jetzt auch noch meine Wohnung ab!« Seine Stimme überschlug sich. Spucketröpfen flogen durch die Luft. »Hast du im Drogenrausch einen von deinen Joints auf der Couch liegen gelassen? Oder die Wasserpfeife umgeworfen?«

      Ein Glück, dass Deniz weit genug weg stand. Er lehnte in der Tür zum Wohnzimmer und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Es fehlte nicht viel, und Milan hätte ihm das überhebliche Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.

      »Was gibts da zu lachen? Raus mit der Sprache! Wo hat es gebrannt?«

      Deniz grinste.

      »Nirgendwo. Die Feuerwehr war rechtzeitig hier. Außerdem war es nicht meine Schuld.«

      »Ihr Bruder hat recht.« Ein Feuerwehrmann kam ihm zu Hilfe. »Sind Sie der Eigentümer?«

      Milan schluckte die Beleidigung, die ihm auf der Zunge lag, hinunter. Er nickte.

      »Der bin ich.«

      »Sehr schön. Dann kommen Sie mal mit.« Der Mann mit dem Helm winkte ihn mit sich.

      In der Küche machte er Halt. Deutete auf das, was vom Dreifachstecker in der Ecke übrig geblieben war.

      »Wussten Sie nicht, dass Mehrfachsteckdosen nicht beliebig mit weiteren Mehrfachsteckern belastet werden dürfen?«

      »Ähm …« Milans Blick ruhte auf dem Turm an Steckdosen, den er selbst zusammengesteckt hatte. Wie ein Kind eine Fantasiestadt aus Legosteinen. Irgendwie musste er ja all die elektrischen Helfer betreiben, die seinen Alltag angenehm machten. »Ich habe doch eh nur die wichtigsten Geräte angesteckt.«

      Der spöttische Blick des Feuerwehrmannes ruhte auf Kaffeemaschine und Toaster, auf Eier- und Wasserkocher, Standmixer und elektrischem Ice Crusher.

      »Trotzdem haben Mehrfachsteckdosen eine Leistungsgrenze. Allein Kaffeemaschine und Wasserkocher benötigen jeweils eine Leistung von 3500 Watt. Doppelt so viel, wie eine Steckdose leiten kann. Die Folge sind überhitzte Mehrfachsteckdosen, die sich selbst und brennbares Material in Brand setzten können. Da genügt manchmal schon ein bisschen Staub, und die Bude brennt lichterloh.«

      Milan drehte sich zu seinem Bruder um.

      »Dann kannst du ja wirklich nichts dafür.«

      Mit Genugtuung bemerkte Deniz die Schamesröte auf den Wangen seines Bruders.

      »Ganz im Gegenteil. Du kannst froh sein, dass ich noch da war. Sonst wärst du jetzt obdachlos.«

      Milan räusperte sich umständlich.

      »Tut mir leid, dass ich dir die Schuld in die Schuhe schieben wollte.« Er wusste nicht, wo er hinsehen sollte, und entschied sich schließlich für den bunten Schal, der von Deniz’ Schultern baumelte.

      »Schon gut.« Deniz klopfte seinem Bruder auf die Schulter. »Ich schätze, damit sind wir quitt.« Er schulterte seinen Rucksack und winkte. »Mach’s gut, Bruderherz. Bis zum nächsten Mal.«

      »Moment!«, rief Milan ihm nach. »Es ist doch noch viel zu früh für den Bahnhof.« Seine Stimme hallte durch die Wohnung. »Du gehst doch nicht etwa wirklich in die Klinik zu Elena?«

      »Ich hab dich auch lieb!«, hallte Deniz’ Stimme durch den Flur.

      Gleich darauf fiel die Tür krachend ins Schloss.

      *

      »Regine, die Patientin auf der 24 klagt über Wundschmerzen. Bitte sehen Sie sich das mal an.« Wie ein Kapitän stand die Pflegedienstleitung hinter dem Tresen und dirigierte ihre Besatzung. »Und Astrid, wegen Ihrer Urlaubsplanung kommen Sie später bitte noch einmal zu mir. Darüber müssen wir uns noch einmal unterhalten.« Ein Geräusch ließ Elena aufhorchen. Es war nicht mehr als ein leises Stöhnen. Alarmierend klang es trotzdem. Sie sah sich um. Entdeckte die Frau, die sich an der Wand abstützte. Mit wenigen Schritten war sie bei ihr.

      »Ist Ihnen nicht gut?«

      »Ich weißt nicht. Mein Bauch … ich bin schwanger.«

      Elena dachte nicht lange nach.

      »Josepha, ich brauche einen Rollstuhl.« Ihre Stimme übertönte das Summen im Flur. »Und rufen Sie Dr. Gröding an. Das hier ist ein Fall für die Gynäkologie.«

      Ehe Rebecca es sich versah, saß sie in einem Rollstuhl und war auf dem Weg zum Frauenarzt.

      »Wie weit sind Sie denn?«, erkundigte sich Schwester Elena unterwegs. »Ich meine mit der Schwangerschaft.« Sie umrundete die Reinigungsfrau, die die Kehrmaschine über den Gang schob.

      »Keine Ahnung. Ich weiß es erst seit drei Tagen«, keuchte Rebecca und presste die Hand auf den Bauch. »Hoffentlich ist der Spaß nicht schon vorbei, bevor er richtig begonnen hat.«

      »Hin und wieder kommen solche Krämpfe in der Frühschwangerschaft vor.« Solange das Gegenteil nicht

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