Oliver Twist. Charles Dickens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Oliver Twist - Charles Dickens страница 16

Автор:
Серия:
Издательство:
Oliver Twist - Charles Dickens

Скачать книгу

      Das Schicksal wollte es, dass gerade in diesem Augenblicke Frau Bedwin mit einigen Büchern hereintrat, welche Brownlow an demselben Tage von dem mehrerwähnten Bücherhändler gekauft hatte. Sie legte sie auf den Tisch und schickte sich an, wieder hinauszugehen.

      „Lassen Sie den Ladenburschen noch warten,“ sagte Brownlow; „er soll etwas mit zurücknehmen — ein Päckchen Bücher und das Geld für die gekauften.“

      Der Ladenbursche war aber schon wieder fortgegangen.

      „Ah, das ist mir ja sehr unangenehm,“ fuhr Brown- low fort. „Der Mann braucht sein Geld, und ich würde es auch gern gesehen haben, dass er die Bücher noch heute zurückerhalten hätte.“

      „Schicken Sie sie doch durch Oliver,“ siel Grimwig mit einem ironischen Lächeln ein. „Sie wissen, er wird sie ohne Zweifel richtig abliefern.“

      „Ja, lassen Sie sie mich hintragen, Sir,“ sagte Oliver eifrig. „Ich will auch den ganzen Weg laufen.“

      Brownlow wollte eben erklären, dass er Oliver unter keiner Bedingung hinschicken werde, als ein boshaftes Husten seines Freundes ihn bestimmte, seinen Beschluss abzuändern, um Grimwig der Ungerechtigkeit seines Argwohns zu überführen. Er hiess Oliver die Bücher hintragen, und gab ihm zugleich eine Fünfpfundnote, worauf er zehn Schillinge zurückbekommen würde.

      Oliver versicherte er würde in zehn Minuten wieder da sein, verbeugte sich ehrerbietig und eilte hinaus. Frau Bedwin folgte ihm vor die Hausthür, gab ihm ausführliche Anweisungen in Betreff des nächsten Weges, und entliess ihn unter vielen wiederholten Ermahnungen, sich nicht zu überlaufen, sich nicht zu erkälten u. s. f. Es war ihr höchst unangenehm, ihn aus den Augen lassen zu müssen. Sie hätte mit Mr. Brownlow zürnen mögen, und sah Oliver nach, bis er an der nächsten Ecke angelangt war, wo er sich noch einmal umwendete und ihr freundlich zunickte.

      „Er ist in höchstens zehn Minuten wieder hier,“ sagte Brownlow, und legte seine Uhr auf den Tisch. „Es wird bis dahin dunkel geworden sein.“

      ,,Sie glauben also wirklich, dass er wiederkömmt?“

      „Sie nicht?“ entgegnete Brownlow lächelnd.

      In seinem Freunde regte sich der Widerspruchsgeist gerade mit besonderer Lebhaftigkeit, und Brownlow’s Lächeln verstärkte ihn noch. „Nein,“ erwiderte er mit grosser Bestimmtheit. „Er steckt in einem nagelneuen Anzuge, hat ein Packet werthvoller Bücher unter dem Arme und eine Fünfpfundnote in der Tasche; er wird sich sofort wieder zu seinen alten Spiessgesellen begeben und Sie auslachen. Ich will meinen Kopf essen, wenn er sich jemals wieder hier blicken lässt.“

      Er rückte näher an den Tisch, und Beide sassen in stummer Erwartung da. Es ist der Bemerkung werth, und setzt die Bedeutung in das Licht, welche wir unsern eigenen Urtheilen beilegen, und den Stolz, mit welchem wir uns auf unsere übereiltesten Schlüsse verlassen, dass Grimwig, obgleich er kein schlechtes Herz hatte, obgleich es ihn wirklich betrübt haben würde, wenn er seinen geschätzten Freund betrogen gesehen, im Augenblick eben so lebhaft wünschte als hoffte, Oliver möchte nicht wiederkommen. Aus solchen Widersprüchen ist die menschliche Natur zusammengesetzt!

      Es wurde so dunkel, dass die Zahlen auf dem Zifferblatte der Uhr nicht mehr zu erkennen waren; allein die beiden alten Herren sassen forwährend da, und hefteten schweigend die Blicke auf die Uhr.

      Fünfzehntes Kapitel.

      Was Oliver auf dem Wege zum Bücherhändler begegnete.

      Oliver’s Rückkehr wurde beiden Herren immer zweifelhafter, zu Grimwig’s Triumph und Brownlow’s tiefer Betrübniss. Ich hatte nun hier in meinem Epos in Prosa die kostbarste Veranlassung, die Leser mit vielen weisen Betrachtungen über die offenbare Unklugheit zu unterhalten, seinen Mitmenschen Gutes zu erweisen ohne Aussicht auf irdischen Lohn, oder vielmehr darüber, wie sehr es die Klugheit erfordere, in einem besonders hoffnungslosen Falle einige Liebe und Menschenfreundlichkeit an den Tag zu legen, und sodann dergleichen Schwachheiten für immer abzulegen. Die Vortheile liegen auf der Hand. Hält sich Der, dem ihr unter die Arme gegriffen, gut, und dient ihm euer geleisteter Beistand zum Wohlergehen, so erhebt er euch bis in den Himmel, ihr werdet sehr geachtete Leute, und gelangt in den Ruf, unendlich viel Gutes im Verborgenen zu thun, wovon nur der zwanzigste Theil bekannt werde; zeigt er sich als ein Undankbarer und Nichtswürdiger, so habt ihr euch in die vortreffliche Stellung gebracht, dass man euch nachsagt, ihr hättet euch höchst uneigennützig, mildthätig und dienstfertig erwiesen, wäret nur durch erfahrenen Undank und Verrath menschenfeindlich geworden, und man könne euch euer Gelübde nicht verdenken, nie wieder einem Menschenkinde beizuspringen, um nicht durch abermalige Täuschungen verletzt zu werden. Ich kenne eine Menge Personen, welche die angegebene Klugheitsregel befolgt haben, und kann versichern, dass sie in der allgemeinsten und natürlich verdientesten Achtung stehen.

      Brownlow gehörte indess zu ihrer Zahl nicht, denn er blieb hartnäckig dabei, Gutes zu thun um des Guten selbst und um der Herzensberuhigung und Freude willen, die es ihm gewährte. Täuschungen raubten ihm sein Vertrauen und seine Milde und seine Menschenfreundlichkeit nicht, und Undankbarkeit von Seiten Einzelner führte ihn nicht zu dem Entschlusse, sich dafür an der ganzen leidenden Menschheit zu rächen. Ich werde daher die fraglichen vielen weisen Betrachtungen unangestellt lassen; und sollte dieser Grund ungenügend erscheinen, so kann ich noch hinzufügen, dass es obenein gänzlich ausser meiner ursprünglichen Absicht liegt.

      Im finsteren Gastzimmer einer kläglichen Winkelschenke, gelegen in der schmutzigsten Gasse von Little Saffron Hill, sass bei einem Bierkruge und Branntweinglase ein Mann, in welchem trotz dem herrschenden Halbdunkel kein irgend erfahrener Polizeiagent Bill Sikes verkannt haben würde. Zu seinen Füssen lag sein weisser, rothäugiger Hund, und sei es, dass Bill seine Zeit nicht besser anzuwenden wusste, oder dass er seine üble Laune an irgend einem Gegenstande auszulassen wünschte, genug, er versetzte dem Thiere einen derben Fusstritt. Dem Hunde missfiel der offenbare Muthwille dieser Behandlung so sehr, dass er nach seines Herrn Beine schnappte, Bill ergriff wüthend das Schüreisen und sein Messer, als die Thür sich aufthat und der Hund hinausschoss. Zu einem Streite gehören dem Sprichworte gemäss Zwei, und Bill setzte daher den einmal begonnenen sogleich mit dem Eintretenden fort.

      „Verdammter Jude, was trittst du zwischen mich und meinen Hund?“ schrie er ihm entgegen.

      „Ich wusst’s ja nicht, mein Lieber, wusst’s ja nicht, dass Ihr wolltet dem Hunde zu Leibe,“ erwiderte Fagin demüthig.

      „Spitzbube, hast du den Lärm nicht gehört?“

      „So wahr mir Gott gnädig ist, nein, Bill, nicht ’nen einzigen Laut.“

      „Ja freilich, du hörst nichts, gar nichts,“ entgegnete Sikes höhnisch; „ebenso wie du selbst ein- und ausschleichst, ohne dass man dich hört. Ich wollte nur, dass du jetzt der Hund wärst.“

      „Warum denn?“ fragte Fagin mit einem erzwungenen Lächeln.

      „Weil die Regierung, die das Leben solcher Halunken schützt, wie du einer bist, und die nicht halb so viel Muth haben, als die schlechtesten Hunde, Jedermann erlaubt, seinen Hund abzuschlachten, wenn’s ihm beliebt — darum!“ erwiderte Sikes, sein Messer mit einem sehr bedeutungsvollen Blicke wieder einsteckend.

      Der Jude rieb sich die Hände, setzte sich an den Tisch, und zwang sich, über die Spasshaftigkeit des Freundes zu lachen, war jedoch offenbar nicht eben guten Muthes dabei.

      „Greine nur, ja greine nur,“ sagte Sikes, ihn mit verächtlichem Trotze anblickend; „über mich

Скачать книгу