Auf phantastischen Pfaden. Группа авторов

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Auf phantastischen Pfaden - Группа авторов Karl Mays Magischer Orient

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Hilfe zu bitten?“

      „Mich schickt niemand!“ Ihre Augen blitzten selbstbewusst. „Ich bin Binti Riih, die Tochter des Windes, und ich komme und gehe, wie es mir gefällt.“ Sie wies auf den Himmel hinter uns. „Und momentan seid ihr auf meine Hilfe angewiesen.“

      Ich drehte den Kopf. Der Himmel im Westen hatte sich verfinstert, und als Vorboten eines Sandsturms prasselten die ersten scharfkantigen Sandkörner auf die Kruppen unserer Pferde, die sichtlich unruhig wurden und schnaubten.

      Halef drängte sein Pferd an meine Seite. „Sihdi, und was ist, wenn dieses schöne Weib eine Dschinnīya1 ist, die uns in die Irre führen will?“, flüsterte er besorgt. „Der Sturm kommt aus dem Nordwesten, wenn wir scharf nach Osten abbiegen, müssten wir ihm auch ohne ihre Hilfe entkommen.“

      Asifa, die offensichtlich ein feines Gehör hatte, lachte. „Du hast Recht, vorsichtig zu sein, aber ihr werdet einen Führer brauchen, denn direkt im Osten liegt das Sandmeer, das wir durchqueren müssen.“

      Von dieser Region aus Treibsand und Geröll hatte ich gehört, sie galt als höchst gefährlich. „Du kennst den Weg?“, fragte ich Asifa.

      „Ja, aber noch viel besser kennen Rasad und Ifrit die sicheren Pfade!“ Sie steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Wenige Augenblicke später galoppierten zwei Hyänen heran und umkreisten ihre Herrin hechelnd.

      Halef fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Sihdi, wir können unmöglich …“

      „Um den Geistern des Sandmeeres zu entkommen, müssen wir sehr schnell reiten, sonst ziehen sie uns in die Tiefe“, unterbrach Asifa seinen Protest und ließ sich von ihrem Pferd gleiten. „Daher werde ich mein Pferd mit dem deines Effendi tauschen, denn ich bin viel leichter als er – vertraust du mir jetzt?“

      Asifa ritt eine milchweiße Araberstute reinsten Geblüts, die ich schon die ganze Zeit bewundert hatte und gegen die unsere kleinen, struppigen Berberpferde wie Klepper wirkten. Dieses großmütige Angebot ließ Halefs Zweifel auf der Stelle schwinden. „O Sihdi, Asifa ist eine edle Tochter der Wüste. Keine Dschinnīya würde ein solches Pferd aufs Spiel setzen!“

      Ich zögerte einen Augenblick, auf den Tausch einzugehen, aber sie legte mir die Hand auf den Arm. „Effendi, vertrau mir“, bat sie.

      Für weitere Diskussionen blieb keine Zeit. Es war auf einmal drückend schwül geworden; die Vorläufer des Sturms hatten uns erreicht und mit ihnen ein feiner roter Staub, der uns einhüllte wie Mehltau und die Sonne wie eine von violetten Schlieren durchzogene Kupferscheibe erschienen ließ. Es war höchste Zeit – wir mussten fliehen, bevor uns die schreckliche Sandwolke einhüllte. Also folgten wir unserer Führerin, die rasch voranritt, die Hyänen immer an ihrer Seite.

      Schließlich wandte sie sich um. Vor uns erstreckte sich ein breiter, mehrere Kilometer langer und ungewöhnlich tiefer Talkessel mit von Sand und Wind polierten Wänden, in deren Spalten verkrüppelte Dornengewächse vegetierten. Gefüllt war dieser Kessel mit feinem, hellem Sand, durch den sich ein Labyrinth aus dunkleren Bahnen zog, die im Abendlicht blutrot leuchteten. Nur diese Adern waren fest genug, um kurze Zeit das Gewicht eines Reiters zu tragen.

      „Hier beginnt das Sandmeer“, erklärte unsere Führerin und warf einen besorgten Blick auf den Himmel, dessen Kupferton inzwischen in ein schmutziges Orange übergegangen war. „Möge Allah uns gnädig sein!“ Sie machte Rasad und Ifrit ein Zeichen. „Vorwärts! Bleibt in meiner Spur, aber nicht zu nah, sonst trägt der Sand nicht!“ Asifa setzte den Hyänen, die ein erstaunliches Tempo vorlegten, in gestrecktem Galopp nach, gefolgt von Halef, und ich bildete die Nachhut.

      Angefeuert von den lauten „Jalla-jalla“-Rufen unserer Führerin jagten wir über die Sandfläche, wohl wissend, dass jeder falsche Schritt unser Verderben sein konnte. Und wir durften keinesfalls langsamer werden, sonst würde uns der Sand verschlingen. Hinter uns heulte der Sandsturm, und getrieben von seinem Gluthauch hetzten wir keuchend vorwärts.

      Ich weiß nicht, wie lang dieser Höllenritt schon gedauert hatte, als Asifa sich in den Steigbügeln erhob, einen Schrei ausstieß und nach vorne deutete. Dort war der Ausgang des Talkessels, wir hatten es gleich geschafft – als uns eine heftige Sandbö einholte und Halefs Pferd ins Straucheln geriet. Es kam vom sicheren Pfad ab, fing sich wieder, strauchelte erneut, brach in den tückischen Treibsand ein.

      „Sihdi!“, brüllte Halef in höchster Not.

      Ich spornte die Stute an und hielt auf Halef zu, riss den Kleinen zu mir auf den Sattel und stürmte auf das Ufer des Sandmeeres zu. Halefs Pferd, von seiner Last befreit, rappelte sich auf und rammte im Vorbeistürmen die Stute, die nun doppeltes Gewicht zu tragen hatte. Diese stolperte und drohte wenige Schritt vor Erreichen des rettenden festen Bodens mit der Hinterhand einzusinken. Das edle Tier so kurz vor dem Ziel aufgeben? Niemals! Es gab nur eine Möglichkeit, die Stute zu entlasten, und ich stemmte mich in den Steigbügeln ab – ein gewaltiger Purzelbaum über den Hals des Pferdes, und Halef und ich landeten auf festem Boden. Einen Moment später gesellte sich die Stute zitternd und schnaubend, aber unversehrt zu uns.

      „Sihdi, das war ein schrecklicher Ritt“, stöhnte Halef, während er sich aufrappelte. „Und wenn du nicht Asifas Stute geritten hättest, hätten die Sandgeister mich wohl ins Verderben gezogen.“

      Die junge Frau war neben uns getreten. Ihr Gesicht war bleich unter der Sonnenbräune, während sie ihre Stute streichelte, um sie zu beruhigen. „Effendi, so wütend habe ich die Geister des Sandmeeres selten erlebt – es ist fast, als wollte eine böse Macht euch von hier fernhalten. Aber die Zelte der Uëlad Sebira sind nicht mehr fern.“

      Sie bestieg ihre Stute, und als ich mich in den Sattel meines Berberpferdes schwang, konnte ich ein Stöhnen kaum unterdrücken.

      Meinem aufmerksamen Halef war das nicht entgangen. „Sihdi, hast du dich verletzt?“

      „Mein Fuß. Nur eine kleine Verstauchung, die ich mir wohl beim Sturz zugezogen habe“, entgegnete ich beschwichtigend.

      „Maschallah, und du hast deinen Ring verloren!“

      Ich sah auf meine Hand. „Er muss mir vom Finger geglitten sein, als ich dich zu mir herüberzog.“

      Der Kleine grinste. „Dein guter Halef gegen einen Ring? Da haben die Sandgeister einen schlechten Tausch gemacht, findest du nicht?“

      Wir hatten die Ausläufer des Sandsturms hinter uns gelassen, und über uns wölbte sich ein Sternenhimmel, so klar und rein, wie man ihn nur in der Wüste findet. Da es fast Vollmond war und der helle Sand das Licht zurückstrahlte, bereitete uns die Sicht keine Schwierigkeiten. Die Hyänen trabten voraus, sie schienen den Weg genau zu kennen. Manchmal ließen sie ein Wimmern hören, dem ein boshaftes Kichern folgte, und sie erhielten aus der Weite der Wüste vielstimmig Antwort.

      „Wie kommt es, dass du ausgerechnet mit Hyänen jagst, Asifa?“, wollte ich wissen.

      Die junge Frau wandte mir ihr Gesicht zu und um ihren Mund spielte ein sonderbares Lächeln. „Rasad und Ifrit sind mir gute Gefährten. Sie sind treu und klug, und die Jagd mit ihresgleichen hat eine lange Tradition.“

      „Diese Aasfresser haben im Allgemeinen keinen sehr guten Ruf“, wandte ich ein.

      Ihre Augen blitzten. „Effendi, ihr Franken nennt den Löwen edel und die Hyäne feige. Doch es sind meist die Löwen, die diese von euch so genannten Aasfresser von ihrem Riss vertreiben und sich den Bauch mit fremder Beute vollschlagen, weil sie die Stärkeren sind.“

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