Auf phantastischen Pfaden. Группа авторов

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Auf phantastischen Pfaden - Группа авторов Karl Mays Magischer Orient

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wie flüssiges Blei.

      „Mein lieber Halef, von hier aus kann man den Schott el Dscherid noch nicht sehen. Es muss sich um eine Fata Morgana handeln, eine Sinnestäuschung. Du wirst sehen, der Salzsumpf wird sich, wenn wir ihn erreichen, in Luft aufgelöst haben.“

      Da es ohnehin meine Absicht war, das Wadi zu verlassen und nach Osten abzubiegen, ritten wir eine Stunde später direkt auf die Erscheinung zu. Doch je näher wir dieser glänzenden und gleißenden Luftspiegelung kamen, umso genauer konnte ich erkennen, dass es gar keine Fata Morgana war. Unzählige wannenförmige Spiegelflächen blitzten in langen Reihen vor uns im Sonnenlicht. Und kurz vor dem rätselhaften Spiegelfeld scheute mein kleiner Berberhengst, stellte sich auf die Hinterbeine und hätte mich beinahe abgeworfen.

      Auch Halef bekundete große Mühe, seine Stute zu beruhigen. „Was ist das, Sihdi? Ich glaube, wir sollten uns einen anderen Weg suchen.“

      Doch meine Neugier war geweckt, mein Entschluss gefasst. Ich stieg ab, riet Halef das Gleiche, und wir führten unsere unruhigen Pferde am Zügel weiter.

      Da! – Es fühlte sich an, als ob man durch einen unsichtbaren Vorhang aus Spinnweben treten würde. Ich blieb stehen und entdeckte die seltsamen Radspuren. Sie mussten von einem Gefährt mit breiten Rädern stammen, die regelmäßige Zackenmuster in den Sand gedrückt hatten.

      Halef machte große Augen. „Sihdi, kannst du diese Spuren lesen? Mir erscheinen sie wie die von Riesenschlangen aus der Dschehenna.“

      „Ich glaube nicht, dass uns diese Spuren geradewegs in die Hölle führen“, beruhigte ich meinen treuen Begleiter. „Doch wir werden ihnen folgen und herausfinden, wovon sie stammen.“

      Wir ritten dem Spiegelfeld entlang, und nach wenigen hundert Metern hatten wir das gesuchte Objekt vor uns, ein weiß lackiertes, mannhohes Ungetüm auf vier breiten Rädern, mit dunklen Fenstern und der Aufschrift SOLAR POWER BY DESERTEC.

      Was bedeutete das? Wir stiegen ab und näherten uns vorsichtig dem seltsamen Gefährt.

      „Was zum Teufel macht ihr hier?“ Ein großgewachsener Mann, ganz in weißes Tuch gekleidet, kam zwischen den Spiegelwannen auf uns zu. „Wie seid ihr überhaupt hier hereingekommen?“

      „Es selâm alejkum“, grüßte ich. „Mein Name ist Kara Ben Nemsi. Und das hier ist mein Begleiter Halef.“

      Der Mann starrte uns verwundert an. Unser Aufzug schien ihn zu verblüffen. Ich hatte meinen Henrystutzen und den schweren Bärentöter umgehängt und Halef seine langläufige Flinte.

      „Sie müssen dieses Werksgelände verlassen! Sie befinden sich hier im größten solarthermischen Kraftwerk der Sahara. Wir beliefern halb Europa mit elektrischem Strom.“ Ich musste ihn völlig verständnislos angeblickt haben. Er zog ein flaches, handtellergroßes Ding aus der Tasche und tippte kurz darauf herum. „Hier, schauen Sie!“

      Auf dem kleinen Gerät war eine farbige Landkarte zu sehen. Von der Sahara führte eine rote Linie durchs Mittelmeer und verzweigte sich in die Länder Europas. „Mit der Sonnenenergie betreiben wir Dampfturbinen, die elektrischen Strom erzeugen.“

      Fasziniert schaute ich auf das kleine Gerät. Ich versuchte zu verstehen. In was für eine Welt waren wir geraten? Und dann entdeckte ich rechts unten das Datum:

      JUNE:14:2036.

      Die Erkenntnis ließ mich in der Gluthitze frösteln. Wir befanden uns in der Zukunft. Hatte uns der unsichtbare Vorhang in eine zukünftige Welt geführt?

      Ich blickte mich nach Halef um, der abwartend hinter mir stand. Es gab nur einen Weg! Wir mussten zu der Stelle zurück, wo die Wagenspuren begannen, um dieser seltsamen Fata Morgana zu entkommen!

      Wie zur Bekräftigung meiner Fluchtgedanken war jetzt über uns ein dröhnendes Geräusch zu hören. Zwei ungeheure fliegende Maschinen, die aussahen wie riesige Heuschrecken, donnerten über unsere Köpfe hinweg und gingen in rund fünfzig Metern Entfernung in einer wirbelnden Sandwolke zu Boden. Halef war beim Anblick der fliegenden Ungeheuer bereits auf sein Pferd gesprungen und losgeprescht, und ich tat es ihm nun gleich. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie vier Gestalten aus der Sandwolke gerannt kamen.

      In gestrecktem Galopp erreichten wir das Ende des Spiegelfeldes und den Spinnwebenvorhang. Dann waren wir draußen und unsere Pferde wieherten vor Aufregung. Erst nach einem schnellen Ritt über rund zwei Kilometer wagte ich mich umzublicken.

      Die Fata Morgana war verschwunden!

      Erleichtert stiegen wir ab und ließen unsere Tiere ausruhen.

      Durch die Wüste ritten wir dann gleichentags weiter nach Seddada. Am nächsten Tag führte uns Sadek, ein Freund von Halef, über den lebensgefährlichen Schott el Dscherid.

      Thomas Le Blanc

      Merhamehs Tochter

      Wer ihr Vater war, wusste sie nicht. Natürlich war auch ihr das Gerücht zu Ohren gekommen, dass, als der greise Kara ein letztes Mal in Ardistan gewesen war, er sich vom Liebreiz Merhamehs hätte verzaubern lassen. Aber ihre Haut war zu dunkel, um Nemsi-Blut in sich zu haben. Sie war wohl eher der Spross eines arabischen Scheik oder eines persischen Mirza, den Merhameh nicht nur mit Worten besiegt hatte und der dann erfahren hatte, dass Frieden stets mit Liebe zu besiegeln ist.

      Merhameh war bei der Geburt ihrer Tochter gestorben, und so hatte man den Säugling wiederum Merhameh getauft – in der Erwartung, dass das Mädchen die Stärke der engelsgleichen Mutter in sich tragen würde. Die Stärke und die Fähigkeit jener unvergleichlichen Frau, die mit bloßen Worten die erbittertsten Feinde zur Versöhnung bewegen konnte, deren Blick kein Hass standhielt, deren sparsame Gesten stärker waren als jedes Gewehr und jedes Schwert.

      Als nun die ersten Orks aufgetaucht waren, eingewandert von Ard nach Ardistan, da rief man sie deshalb, obschon sie erst sieben Jahre alt war.

      „Geh zu deinem Dunklen Herrn zurück und sag ihm, dass in unserer Welt kein Platz für euch und euresgleichen ist.“ Mit diesen Worten trat sie vor den gewaltigen Ork, der an der Grenze ihres Landes aufragte und es nun mit Krieg und Terror überziehen wollte.

      Ein siebenjähriges Mädchen, kaum größer als ein Halbling, mit hüftlangen braunen Haaren und einem leisen Stimmchen, das in Kontrast zur Kraft seiner Worte stand. Das Mädchen verschwand fast vor der Masse des zottigen, acht Fuß hohen und dreihundert Pfund schweren Monsters, dessen grollende Stimme wie ein unterirdischer Donner klang. Einer verständlichen Sprache war der Ork nicht mächtig, er gab lediglich gutturale Laute von sich, die in tiefem Bass drohten, die jeden Gegner niederbrüllten, die angriffen und vernichteten, die namenlose Angst verbreiteten: die Urangst vor dem Bösen.

      Doch nicht bei dem Mädchen, das unverrückbar vor dem Monster stand und sich nicht beeindrucken ließ. „Geh wieder“, wiederholte es. „Verlass unsere Welt wieder.“ Merhamehs Stimme war um keinen Grad lauter geworden, aber jedem Zuschauer schien es, als ob ein rosiger Äther um die Gestalt entstanden war.

      Mit einem einzigen Fußtritt hätte der Ork das Mädchen zerschmettern können, seine mächtigen Hände hätten den kleinen, zarten Körper mühelos zerreißen können, und der Kopf des Kindes wäre mit einem einzigen Zubeißen zwischen den mächtigen Hauern in seinem Schlund verschwunden.

      Doch er griff nicht an. Er brüllte noch einmal, doch diesmal bereits merklich kraftloser.

      Merhameh

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