Auf phantastischen Pfaden. Группа авторов

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Auf phantastischen Pfaden - Группа авторов Karl Mays Magischer Orient

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vor ihm hatte, machte das Monster plötzlich schwach und hilflos. Seine schwarzgraue Haut wurde blass und fahl, Haare und Horn weichten auf, der Körper verlor an Konsistenz, wurde milchig, schließlich durchsichtig und leicht wie verfliegender Rauch. Dann war er weg. Und einen Augenblick später verschwand auch sein Schatten.

      Merhamehs Tochter drehte sich nun um zu denen, die sie gerufen hatten. „Da das Böse allein von der Angst lebt, ist es auch einfach zu besiegen“, sagte sie. „Indem man ihm ohne Angst entgegentritt und nicht weicht. Wenn man das weiß, ist es ganz leicht.“

      Jacqueline Montemurri

      Das Vermächtnis des Kara

      „Es selâm ’alejkum! Darf ich mich ans Feuer setzen?“, fragte ich die Gesellschaft.

      Der flackernde Schein beleuchtete sonnengegerbte, zerfurchte Gesichter. Die hellen Turbane leuchteten im Dunkel der Wüstennacht. Einer der Araber erhob sich. Er war recht klein und dürr. Sein nicht mehr weißer Burnus war sichtlich für einen viel größeren Mann gefertigt. Ein paar Fasern am Kinn und einige Spinnfäden rechts und links der Nase deuteten wohl einen Bart an, der die Lippen frei ließ, die sich nun zu einem freundlichen Lächeln verzogen. Mit der Hand beschrieb er eine einladende Geste.

      Ich nickte dankend und setzte mich ans wärmende Feuer. War die Wüste bei Tage ein brennender Glutofen, so war es des Nachts sehr kalt unter dem leuchtenden Sternenband.

      „We ’alejkum es selâm!“, antwortete nun der Araber. „Wer seid Ihr?“

      „Mein Name ist Albin Wadenbach.“

      Jemand bot mir einen Korb mit Datteln. Ich nahm einige in die Hand und reichte ihn weiter. Die Kamele der Reisenden lagerten nahe der Wasserstelle und ich konnte ihr Schnauben und Brummen hören.

      „Was führt Euch durch dieses Land, Sihdi?“, fragte mich der Bärtige. Seine Augen funkelten wissbegierig im Licht des Lagerfeuers.

      „Ich bin Reporter und schreibe einen Reisebericht über den Orient“, antwortete ich.

      „Oh. So kommt Ihr aus dem Abendland?“

      „Ja. Das ist wahr ... Und wohin führt Euer Weg?“

      Der Mann steckte sich eine Dattel in den Mund und begann bedächtig zu kauen. Dann antwortete er: „Wir bringen Waren von Bagdad nach Stambul.“

      Ich blickte ins Feuer. Die Auskunft kam mir seltsam vor, denn diese Oase hier lag gewiss nicht auf der beschriebenen Route. Doch hütete ich mich, einen Verdacht laut zu äußern. Ich kannte diese Leute nicht und war lieber vorsichtig.

      „Habt Ihr, Sihdi Wadenbak, schon Berichtenswertes erlebt?“ Das Männchen stopfte sich wieder eine Dattel in den Mund. Seine Gefährten saßen still daneben und lauschten unserem Gespräch.

      „Ich weiß nicht“, gestand ich leise, „ob es berichtenswert ist. Doch ich hatte vor wenigen Tagen eine seltsame Begegnung.“

      „Oh, wenn es Euch gefällt, so erzählt uns davon. Wir lauschen gern seltsamen Geschichten. Dies verkürzt uns die Nacht.“

      Nun stopfte ich mir meinerseits eine der süßen Datteln in den Mund, um Zeit zu gewinnen, und kaute lange auf ihr herum. Ich überlegte, wo ich beginnen sollte.

      Die Wasser des Nils ließen das Schiff kaum merklich hin- und herschwanken. Die Segel waren gebläht. Die Frau stand an der Reling und blickte zurück nach Süden. Seit wir in Luxor abgelegt hatten, hatte sie sich kaum von der Stelle bewegt. Ich wusste, dass sie in Begleitung ihres Gatten und eines befreundeten Ehepaares war. Vielleicht war es unschicklich, sie anzusprechen, doch ihr betrübter Blick rührte mich zutiefst. Zumal ich wusste, dass ihre Gesellschaft Landsleute von mir waren.

      „Darf ich mich vorstellen?“, begann ich zögerlich. „Albin Wadenbach.“

      Sie blickte mich an, als hätte ich sie aus einem Traum gerissen. Ich hielt ihr die Hand entgegen. Sie blinzelte, als wäre sie gerade aufgewacht.

      „Oh.“ Sie ergriff zaghaft meine Hand. „Angenehm. Klara Plöhn.“

      „Gefällt es Ihnen hier nicht?“ Sicherlich war es recht anmaßend von mir, dies zu fragen. Doch ich wollte gern mehr über ihren Kummer erfahren.

      „Es ist wunderschön hier. All die antiken Stätten. Sehr anregend.“

      „Aber was betrübt Sie dann so?“

      Sie blickte mich verwirrt an. Doch dann flog ein Lächeln über ihr Gesicht wie ein verschreckter Vogel. „Nun“, antwortete sie offen. „Er ist es, der mich betrübt.“

      „Er?“

      „Ja, unten in der Kajüte. Diese Reise war sein Lebenstraum, aus dem er böse zu erwachen scheint.“

      „Hat er sich ein Fieber geholt?“

      „Mag sein, dass man es so nennen könnte.“

      Ich verstand ihre Worte nicht. „Was meinen Sie damit?“

      „Ich befürchte, wir müssen ihn einer Irrenanstalt zuführen.“

      „Wieso? Was ist mit ihm geschehen? Welches Fieber kann das bewirken?“

      „Ich würde es Realität nennen“, antwortete sie. Ihre Augen bekamen einen feuchten Glanz und sie wendete sich von mir ab, blickte hinaus in die Wüste.

      „Realität?“, bohrte ich weiter.

      „Ja. Er kann es nicht verwinden. Hatte er doch solch Reisen schon viele Jahre unternommen. Hatte Abenteuer erlebt und glaubte, das alles zu kennen. Doch nun ...“

      „Doch nun?“

      „Es ist nicht so, wie er erwartet hatte.“ Sie verstummte.

      Als Reporter war ich es gewohnt, Menschen auszufragen.

      Diesmal tat ich mich schwer damit. Sie war eine attraktive Frau von zarter Gestalt, und ihre Traurigkeit betrübte mich.

      „Darf ich Ihren Gatten sprechen?“, kam es über meine Lippen.

      „Es geht nicht um meinen Gatten.“ Ihr Ton war fast ein wenig entrüstet. „Es ist Karl, der Freund meines Mannes, der uns Sorge bereitet.“

      „Oh, verzeihen Sie“, entgegnete ich.

      „Schon gut. Sie können es gern versuchen. Doch ich glaube, er ist im Moment niemandem zugänglich.“

      Sie stieß sich von der Reling ab, als hätte sie einen wichtigen Entschluss gefasst, und führte mich hinab in den Bauch des Schiffs. Zaghaft klopfte sie an einer Kajütentür. Von drinnen war ein unwirsches Gebrüll zu hören.

      „Gehen Sie besser allein hinein. Doch seien Sie auf der Hut. Er ist derzeit nicht er selbst.“

      Ich nickte und sie wendete sich ab. Ich blickte ihrer zarten Gestalt nach, bis sie wieder die Treppe hinaufgestiegen und aus meinem Sichtfeld entschwunden war.

      All meinen Mut zusammennehmend öffnete ich nun die Tür. Drinnen erblickte ich einen Mann, an

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