Am Ende sterben wir sowieso. Adam Silvera

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Am Ende sterben wir sowieso - Adam Silvera

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an meinen freund verlieren, aber ich wollte vorher noch üben und dachte, du könntest mir vielleicht dabei helfen.

      Ich schließe den Chat, während sie eine weitere Nachricht tippt, und blockiere sie sicherheitshalber. Ich kann ihre Unsicherheit zwar nachvollziehen, und sie und ihr Freund tun mir leid, falls es ihr gelingen sollte, ihn zu betrügen, aber ich kann keine Wunder vollbringen. Es sind noch andere Nachrichten eingegangen, diesmal mit Betreff:

      Betreff: Tüte gefällig?

      Kevin und Kelly. 21 Jahre. Männlich.

      Bronx, New York (6 Kilometer entfernt).

      Todgeweiht? Nein.

      Betreff: Mein Beileid, Mateo (schöner Name)

      Philly Buiser. 24 Jahre. Männlich.

      Manhattan, New York (5 Kilometer entfernt).

      Todgeweiht? Nein.

      Betreff: Sofa zu verkaufen? Guter Preis?

      J. Marc. 26 Jahre. Männlich.

      Manhattan, New York (1 Kilometer entfernt).

      Todgeweiht? Nein.

      Betreff: Sterben ist scheiße, was?

      Elle R. 20 Jahre. Weiblich.

      Manhattan, New York (5 Kilometer entfernt).

      Todgeweiht? Ja.

      Ich ignoriere Kevins und Kellys Nachricht; kein Interesse an Dope. Ich lösche J. Marcs Nachricht, weil ich das Sofa nicht verkaufen werde, das Dad irgendwann wieder für seinen Mittagsschlaf am Wochenende brauchen wird. Ich antworte Philly – weil seine Nachricht als Erste reinkam.

      Philly B. (02:06 Uhr): Hey, Mateo. Wie gehts?

      Mateo T. (02:08 Uhr): Hey, Philly. Ist es erbärmlich, wenn ich sage, ich komm schon klar?

      Philly B. (02:08 Uhr): Nee, ich kann mir vorstellen, dass es hart ist. Bin nicht gerade scharf auf den Tag, an dem der Todesbote bei mir anruft. Bist du denn krank oder so? Ganz schön jung fürs Sterben.

      Mateo T. (02:09 Uhr): Stimmt, ich bin gesund. Und ich hab Panik davor, wie es sein wird, aber gleichzeitig hab ich auch Angst, mich irgendwie selbst zu enttäuschen, wenn ich nicht rausgehe. Ich will auf keinen Fall die Wohnung verpesten, wenn ich hier drin sterbe.

      Philly B. (02:09 Uhr): Dabei kann ich dir helfen, Mateo.

      Mateo T. (02:09 Uhr): Wobei?

      Philly B. (02:09 Uhr): Ich kann dafür sorgen, dass du nicht stirbst.

      Mateo T. (02:09 Uhr): Das kann keiner.

      Philly B. (02:10 Uhr): Ich schon. Du scheinst ein cooler Typ zu sein, der es nicht verdient zu sterben, deshalb solltest du zu mir kommen. Es muss ein Geheimnis bleiben, aber ich habe das Mittel gegen den Tod in meiner Hose.

      Ich blockiere Philly und öffne Elles Nachicht. Aller guten Dinge sind drei.

      RUFUS

      02:21 Uhr

      Aimee geht auf mich los und drängt mich gegen den Kühlschrank. Eigentlich versteht sie keinen Spaß, wenns um Gewalt geht, weil ihre Eltern übel verknackt worden sind, nachdem sie einen kleinen Lebensmittelladen ausgeraubt und den Besitzer und seinen zwanzigjährigen Sohn verletzt haben. Allerdings wird Aimee auch nicht gleich im Knast landen, wenn sie mich hier rumschubst.

      »Guck ihn dir an, Rufus. Was hast du dir dabei gedacht, verdammt noch mal?«

      Ich weigere mich, Peck anzuschauen, der an der Arbeitsplatte lehnt. Schon als er reingekommen ist, konnte ich sehen, welchen Schaden ich angerichtet habe: Ein Auge ist zugeschwollen, ein Schnitt an der Lippe, getrocknetes Blut auf den Beulen am Kopf. Jenn Lori steht neben ihm und drückt ihm Eis an die Stirn. Sie kann ich auch nicht anschauen, weil sie so enttäuscht von mir ist, Abschiedstag hin oder her. Tagoe und Malcolm stehen schweigend neben mir, nachdem Jenn Lori und Francis den beiden schon einen Anschiss verpasst haben, weil sie mitten in der Nacht noch mit mir losgezogen sind, um Peck zusammenzuschlagen.

      »Na, jetzt bist du plötzlich nicht mehr so mutig, was?«, fragt Peck.

      »Halt’s Maul.« Aimee fährt herum und knallt ihr Handy auf die Arbeitsplatte, sodass alle zusammenzucken. »Und bleib gefälligst hier.« Sie stößt die Küchentür auf, und Francis steht nicht ganz zufällig neben der Treppe, er versucht etwas mitzukriegen, sich aber gleichzeitig zurückzuhalten, um keinen Todgeweihten beschämen oder bestrafen zu müssen.

      Aimee zieht mich am Handgelenk ins Wohnzimmer. »Und? Der Todesbote ruft an und du denkst, das gibt dir das verdammte Recht, einfach plattzumachen, wen du willst?«

      Vermutlich hat Peck ihr nicht gesagt, dass ich ihm schon die Seele aus dem Leib geprügelt hab, bevor der Anruf kam. »Ich …«

      »Was?«

      »Es bringt nichts zu lügen. Ich hatte es auf ihn abgesehen.«

      Aimee tritt einen Schritt zurück, als wäre ich ein Monster, das jeden Moment auf sie losgehen könnte, was mich echt fertigmacht.

      »Hör zu, Ames, ich bin einfach ausgerastet. Schon bevor der Todesbote mir diese Handgranate in den Schoß geworfen hat, hatte ich das Gefühl, keine Zukunft zu haben. Meine Noten waren immer scheiße, ich bin schon fast achtzehn, ich hab dich verloren und war kurz vorm Durchdrehen, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich hab mich wie der totale Versager gefühlt und Peck hat so ziemlich genau das gesagt.«

      »Du bist kein Versager«, sagt Aimee und zittert leicht, während sie auf mich zukommt, jetzt ohne Angst. Sie nimmt meine Hand und wir setzen uns auf das Sofa, wo sie mir gesagt hat, sie würde von Pluto wegziehen, weil ihre Tante genug Kohle hätte, um sie aufzunehmen. Kurz danach hat sie noch mit mir Schluss gemacht, weil sie einen kompletten Neuanfang wollte – ein hirnrissiger Rat von ihrem Grundschulfreund … Peck. »Das mit uns hat nicht mehr funktioniert. Und wie du gesagt hast – es bringt nichts zu lügen, nicht mal an deinem letzten Tag.« Sie hält weinend meine Hand. Ich war mir nicht sicher, ob es so weit kommen würde, weil sie so extrem sauer war, als sie hier aufgetaucht ist. »Ich hab unsere Liebe falsch eingeschätzt, aber das heißt nicht, dass ich dich nicht mehr liebe. Du warst für mich da, wenn ich aus mir rausgehen und wütend sein musste, und hast mich glücklich gemacht, wenn ich genug davon hatte, alles zu hassen. Ein Versager kann einem ein solches Gefühl nicht geben.« Sie nimmt mich in den Arm und legt ihr Kinn auf meine Schulter, genau wie sie sich früher immer an meine Brust geschmiegt hat, wenn sie eine ihrer Geschichts-Dokus gucken wollte.

      Ich halte sie schweigend, weil ich nichts Neues zu sagen habe. Ich würde sie gern küssen, aber ich will nicht, dass sie mir etwas vorspielt. Sie ist mir extrem nah und ich löse mich etwas von ihr, damit ich ihr Gesicht sehen kann, denn vielleicht kann sie sich einen letzten Kuss ja doch vorstellen. Sie sieht mich an und ich beuge mich vor …

      Da kommt Tagoe ins Wohnzimmer und hält sich die Augen zu. »Oh! ’tschuldigung.«

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