Ein Lord wie kein anderer. Inka Loreen Minden

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Ein Lord wie kein anderer - Inka Loreen Minden

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hatte er seine Antwort.

      »Du bist es wirklich!«

      Ihr Blick huschte zur Tür, und das erweckte bei ihm den Eindruck, als würde sie davonlaufen wollen.

      Was suchte sie hier? Wollte sie ernsthaft für ihn arbeiten? »Warum hast du dich mir nicht zu erkennen gegeben?«

      Es machte ihn bald verrückt, dass sie kein Wort mehr sagte!

      »Ist das ein Scherz, Em? Du wolltest mich besuchen und mir einen Streich spielen, so wie früher, oder?«

      Plötzlich blinzelte sie aufsteigende Tränen hinfort und schüttelte leicht den Kopf.

      Da wusste er: Sie wollte tatsächlich für ihn arbeiten.

      »Himmel, Em …« Er erhob sich, um erneut um seinen Tisch zu gehen. Doch diesmal blieb er nicht vor ihr stehen, sondern ging in die Hocke, sodass er zu ihr aufsehen musste. »Du hattest Angst, dass ich dich nicht einstelle, weil … du jetzt eine Lady bist.«

      Erneut riss sie die Augen auf und keuchte leise. »Woher …«

      »Meine Mutter hat mir vor Ewigkeiten von deiner Heirat erzählt«, unterbrach er sie. Nun erinnerte er sich auch, wie er sich damals für Emily gefreut hatte. Jetzt wirkte sie alles andere als glücklich.

      Sie zog die Füße zurück unter ihr Kleid, aber Daniel hatte ihre leicht abgenutzten Schuhe längst bemerkt. Auch die feinen Spitzenhandschuhe waren nicht mehr die neusten. Sie schien tatsächlich von einem eigenen Einkommen abhängig zu sein, aber … er konnte sie unmöglich einstellen. Es würde einen Skandal geben, wenn er eine Viscountess als Kindermädchen beschäftigte! »Ich muss die Wahrheit wissen, Emily, und sie bleibt auch unter uns: Warum bist du auf eine Anstellung angewiesen? Dein Mann war ein Viscount. Hat er dir denn nichts hinterlassen?«

      Ohne einen männlichen Erben gingen der Titel und die Ländereien entweder an den nächsten männlichen Verwandten oder zurück an die Krone. Aber alles, was ihr Mann selbst erwirtschaftet hatte, jeglichen Zugewinn, durfte er ihr vermachen.

      »Er …« Schlagartig wirkte ihr Gesicht blutleer. »Bitte schwöre mir, dass du niemandem erzählst, wer ich bin!«

      Daniel nickte ernst und konnte es kaum erwarten, etwas über ihre Vergangenheit zu erfahren. »Du kannst auf mein Wort zählen, Em. Was ist denn passiert?«

      Zitternd atmete sie aus und senkte den Blick. »Edward hat sein gesamtes Vermögen verspielt und auch das Geschäft, das mein Vater ihm vermacht hat, heruntergewirtschaftet. Ich habe erst nach Edwards Tod von seinen immensen Schulden erfahren. All sein Besitz ging an einen entfernten Verwandten, der Edward noch nie persönlich gesehen hat. Er hat Edwards Gläubiger ausgelöst. Ich konnte ihn dazu bringen, wenn ich selbst auf jegliche Versorgung seinerseits verzichte, dass er auch Vaters ehemaligen Angestellten eine kleine Abfindung zahlt. Für mich war von Edwards Seite aus keine Absicherung vorgesehen. Ich hatte Glück, dass mich meine Freundin Claire bei sich aufgenommen hat.« Neue Tränen schimmerten in ihren Augen, woraufhin sich Daniels Herz verkrampfte. Sie wirkte unendlich verzweifelt.

      »Oh Em, das tut mir so leid.« Er hob die Arme, um ihre Hände in seine zu nehmen, und streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken. Dabei kam er ihr so nah, dass ihn ihr Duft umgab. Sie roch nach Zitronen und Rosen. »Ich kann dir Geld leihen.«

      Vehement schüttelte sie den Kopf und hob empört die Brauen. »Deshalb bin ich nicht hier. Ich will eine ehrliche Arbeit!«

      Er schmunzelte innerlich. Stur wie eh und je. »Das wird aber gewiss nicht leicht werden für eine Lady.«

      Ihre Hände unter seinen Fingern ballten sich zu Fäusten. »Ich will nichts mehr mit Edward und seinem Titel zu tun haben, und am liebsten würde ich auch seinen Nachnamen nicht mehr tragen!«, spie sie ihm energisch entgegen und murmelte kurz darauf: »Entschuldigung.«

      Sie wirkte so verzweifelt, dass er es nicht übers Herz brachte, ihr eine Absage zu erteilen. Emily würde wahrscheinlich auch nirgendwo anders eine Anstellung bekommen. Es gab sehr viel mehr Frauen, die als Nannys oder Gouvernanten arbeiten wollten, als freie Stellen. Smithers hatte bereits an der Haustür eine Vorauswahl getroffen und allein heute sicherlich hundert verzweifelte Frauen abgewiesen.

      Ja, er würde Emily einstellen. Außerdem brannte er darauf, ihre ganze Geschichte zu hören, denn da steckte mehr dahinter, als sie zugab.

      Im Moment genoss er jedoch einfach nur ihre Nähe und dass sie miteinander redeten, fast so wie früher. Emily machte keine Anstalten, ihre Hände zurückzuziehen, und ließ diese Intimität zu. Wie lange hatten sie sich nicht mehr gesehen? Eine gefühlte Ewigkeit …

      Sie hatten sich völlig aus den Augen verloren, als Vater ihn für ein paar Jahre auf die Militärakademie in Sandhurst geschickt hatte. Als Daniel heimkam, waren seine Eltern längst aus dem Stadthaus gezogen und in ihre frisch renovierte Villa zurückgekehrt, die nun ihm gehörte, wie alles, was Vater ihm hinterlassen hatte. Er musste sich keine Sorgen um seine Zukunft machen und wollte sich nicht ausmalen, wie sich Emily jetzt fühlte. Sie schien wirklich alles verloren zu haben.

      »Du hast also keine Kinder?«, fragte er vorsichtig. Sie könnte vielleicht eine Tochter haben, so wie er. Immer noch hielt er ihre Hände in seinen, aber mittlerweile hatten sich ihre Finger entspannt.

      Sanft schüttelte sie den Kopf.

      Das erleichterte ihn ein wenig. Sie musste sich nur um sich kümmern. »Wieso möchtest du denn ausgerechnet als Nanny arbeiten? Hast du Übung im Umgang mit kleinen Kindern?«

      Ihre Miene erhellte sich. »Ich habe dem Kindermädchen meiner Freundin mit den Zwillingen geholfen. Sie konnte in den ersten Jahren jede zusätzliche Hand gebrauchen.«

      Bestimmt hatte Emily viel Erfahrung sammeln können. Seine Tochter war kein Baby mehr, krabbelte längst und versuchte auch schon die ersten Schritte, wie Lizzy ihm erzählt hatte. »Bist du dir wirklich ganz sicher, für mich arbeiten zu wollen?«

      »Ich könnte diese Anstellung sehr gut gebrauchen«, sagte sie leise, ohne ihn anzusehen. »Ich weiß, dass du Angst vor einem Skandal hast, und ich kann dich verstehen, wenn du mich nicht möchtest. Ich kann dir auch nicht versichern, dass mich wirklich niemand erkennt.«

      »Erzähle mir noch etwas über deinen Mann«, bat er sie. Daniel musste einfach mehr über ihre Lage erfahren.

      Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, wie damals als Mädchen, wenn sie ihm etwas gebeichtet hatte. »Edward hat mich zu Beginn unserer Ehe nur selten zu gesellschaftlichen Anlässen mitgenommen, und die letzten Jahre vor seinem Tod haben wir ausschließlich auf dem Land gelebt, da er sein eigenes Stadthaus vermietet hat. Ich habe erst später erfahren, dass er das Stadthaus meiner Eltern längst an einen anderen Spieler verloren hatte. Den ehemaligen Möbelhandel meines Vaters, den Edward weiterführen sollte, hat er in die Hände eines unfähigen Mannes gegeben, damit er sich auf dem Land ein gemütliches Leben machen konnte. Dort … verstarb er dann plötzlich.« Sie hüstelte leise und mied seinen Blick. »Seit drei Jahren lebe ich nun bei meiner Freundin Claire, und bisher hat sich niemand an mich erinnert. Außer Claire und dir hatte ich auch keine engeren Freunde. Da ich mich viel um Claires Kinder gekümmert habe, hielt mich ohnehin schon jeder für ihr Kindermädchen und ich war für alle nur Mrs Rowland.«

      Schweigend blickte Daniel zu ihr auf und ließ sich ihre Geschichte durch den Kopf gehen. Seine Mutter hatte damals vielleicht ihren Freundinnen von Emilys Heirat erzählt. Doch von diesen Ladys lebte fast keine mehr. Womöglich könnte ihre

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