Die Beichte - Roland Benito-Krimi 4. Inger Gammelgaard Madsen
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Читать онлайн книгу Die Beichte - Roland Benito-Krimi 4 - Inger Gammelgaard Madsen страница 10
»Okay, und man gewöhnt sich also einfach daran, im Zölibat zu leben?«
»Es geht ja nicht nur darum. Wer das Ordensgelübde ablegt, erklärt sich einverstanden, ohne persönliches Eigentum in Armut, nach unseren Ordensregeln und gemäß der klösterlichen Leitung in Gehorsam sowie eben auch unverheiratet in Keuschheit zu leben, also im Zölibat – genau wie unsere Priester.«
Schwester Laura ging schweigend neben ihr her. »Hast du Pater Josef schon einmal getroffen?«
»Ganz oft. Begegnest du ihm heute denn zum ersten Mal?«
Schwester Laura nickte.
»Ich bin mir sicher, du wirst ihn mögen. Er ist ein gemütlicher alter Herr und war ursprünglich Mönch in Polen.« Sie bemerkte Schwester Lauras Unruhe und fügte lächelnd hinzu: »Aber keine Sorge, er spricht gut Dänisch, er wohnt seit vielen, vielen Jahren hier.« Die gemeinsamen lateinischen Gebete waren für das nicht allzu sprachkundige Mädchen schon Verständnishürde genug.
»Als Mutter Helene ihn überredet hat, sich unserem Kloster anzuschließen, ist er hier, nicht weit weg, aufs Land gezogen, daher kommt er oft und hilft Mutter Helene beim Unterrichten und hält Messen in der Kirche.«
Im Refektorium lärmte es von klirrenden Gläsern, Porzellan und Besteck. Es war eine Art Sturm vor der Ruhe, weil alle Mahlzeiten in absoluter Stille vonstattengingen. Vielen der Neuen fiel es zunächst schwer, sich an das Schweigen zu halten, aber ein ernster Blick und ein lautloses Sch! von Mutter Helenes Lippen wirkten Wunder und sorgten dafür, dass allen das Schweigen bald zur Routine wurde. Margaretha selbst hatte allerdings keine Schwierigkeiten gehabt, sich daran zu gewöhnen. Bei ihr zu Hause war nie besonders viel gesprochen worden, schon gar nicht während der Mahlzeiten.
8
Die Tür zu Rolands Büro schloss sich hinter dem Besucher. Der Lehrer, Sigurd Due, hatte ihn früh am Morgen kontaktiert. Er habe ohnehin in der Stadt zu tun und wolle gerne ein Gespräch mit ihm führen.
Roland musterte den Mann, den er nicht für einen Lehrer gehalten hätte, wenn er seinen Beruf hätte erraten sollen. Er war gut frisiert, frisch rasiert und roch nach einem teuren Aftershave.
»Ich muss hier heute Vormittag zu einer Konferenz«, antwortete Sigurd Due auf Rolands forschenden Blick und stopfte die Seidenkrawatte hinter das Revers seiner Anzugjacke. »Die neue Rundum-Bildungsinitiative der Regierung gibt Anlass zu einer Menge Besprechungen.«
Roland nickte verständnisvoll. So war das nun mal, wenn sich die Regierung einmischte. Nach der Polizeireform hatte es bis jetzt gebraucht, dass die Polizei wieder einigermaßen normal funktionierte. Nun stand der Volksschule das Gleiche bevor.
»Ja, ich habe in einer Radiodiskussion etwas über viele ausgefallene Stunden und die Forderung nach zusätzlichen Vertretungslehrern gehört.«
»Genau. Die Regierung hat den Kommunen auferlegt, dass immer eine Mindeststundenzahl eingehalten werden soll. Die Besprechung findet im Rathaus statt. Ich bin der Sprecher unserer Lehrergruppe, daher …« Er räusperte sich nervös. Armer Mann.
»Kaffee?«
»Ja, bitte. Ein Tässchen nehme ich gerne.«
Roland stellte einen weißen Plastikbecher vor den Lehrer hin und schenkte ein. »Wenn ich das richtig verstehe, sind Sie in der Volksschule Tobias Abrahamsens Klassenlehrer gewesen.«
»Ach ja, schreckliche Sache. Wie können Leute einfach so verschwinden, bei all der Polizei auf der Straße?«
Der Vorwurf stand ihm ins Gesicht geschrieben. Viel Polizei auf der Straße war nur eine politische Illusion, genauso wie die, dass die dänischen Volksschüler die besten der Welt werden sollten.
»Tobias kann unmöglich betrunken gewesen sein. Er hat nie Alkohol angerührt. Unterm Strich war er der Klassenbeste. Streber, würde man wohl sagen. Seine Klassenkameraden, meine ich.«
Roland lehnte sich im Stuhl zurück und prüfte den Gesichtsausdruck des Lehrers, während der aus dem Becher trank, aber der Mann verzog keine Miene. Der Kaffee im Lehrerzimmer der Schule war offensichtlich auch nicht besser. Allerdings verbrannte er sich die Finger an dem heißen Plastikbecher.
»Jetzt ist es ja zwei Jahre her, dass Tobias die Volksschule verlassen hat. Wie können Sie wissen, dass er sich seither nicht verändert hat?«
»Das hat er nicht! Bestimmt nicht. Ich war derjenige, der ihm den Ausbildungsplatz als Zimmerer bei meinem Schwager Poul verschafft hat. Er hat immer nur lobende Worte für Tobias übriggehabt. Er ist pünktlich, erledigt seine Arbeit, ist nachts nicht unterwegs, um zu saufen, und kommt also nie morgens mit einem Kater in den Betrieb, er packt immer mit an, wenn es nötig ist, und …«
»Ja, wir haben mit dem Arbeitgeber gesprochen. Ihrem Schwager. Er hat schließlich den Jungen als vermisst gemeldet. War Tobias in der Klasse ebenso beliebt? Streber sind ja in der Regel nicht die Beliebtesten.«
»Er war ziemlich unauffällig, wurde von den anderen eher ignoriert und hat sich hauptsächlich um sich selbst gekümmert. Freunde hatte er bestimmt nicht viele. Er war fleißig, wollte aber nach Abschluss der Volksschule nicht auf die weiterführende Schule gehen. Er wollte lieber etwas mit seinen Händen machen. Sein Vater ist ja auch Zimmerer gewesen, aber das wissen Sie bestimmt.«
Roland nickte und zwang ebenfalls einen Mundvoll Teerkaffee in sich hinein.
»Als er sich dann … äh … das Leben nahm, veränderte das Tobias merklich. Er fing an, sein Verhalten zu ändern. Normalerweise hatte er zusammen mit den anderen in der Werkstatt zu Mittag gegessen, aber dann begann er, in der Pause zu verschwinden. Niemand wusste, was er machte, aber er wirkte sehr angespannt, wenn er zurückkam.«
»Davon wussten wir nichts.«
»Ja, das habe ich mir schon gedacht. Poul hält eine Menge von dem Jungen, er will sicher kein schlechtes Licht auf ihn werfen.«
»Und Sie glauben, das hat etwas zu bedeuten?«
»Man sollte zumindest darüber nachdenken. Damals, bei der Sache mit seinem Vater, ist er auch verschwunden und niemand hat gewusst, wo er war. Aber bei Poul ist er in der Regel höchstens eine Stunde weg gewesen, daher hat Poul das nur ihm selbst gegenüber angesprochen und es gegen all die Male abgewogen, wo Tobias bereitwillig Überstunden gemacht hat. Es ist ja auch eine turbulente Zeit für ihn gewesen, und dann seine Großmutter als der einzige Vormund – es ist nicht gut für einen jungen Mann, mit einer alten Frau zusammenzuwohnen.«
In Süditalien wohnte oft die ganze Familie zusammen, darin sah Roland nichts Ungesundes. Im Gegenteil.
»Das heißt, Sie glauben also, sein Verschwinden hat etwas mit dem Tod seines Vaters zu tun?«
»Das weiß ich natürlich nicht, aber da er angefangen hat zu verschwinden, nachdem er ihn gefunden hat, ist das wohl ziemlich wahrscheinlich.«
»Hat Tobias seinen Vater gefunden – erhängt?«
»Nicht direkt, aber nach dem Tod seiner Mutter hat er allein mit seinem Vater zusammengewohnt, deswegen war er der Einzige, der die Nachricht entgegennehmen konnte, als die Polizei geklingelt hat. Er ist, so schnell er konnte, auf seinem Moped zur Kirche gefahren. Er musste seinen Vater identifizieren. Sicher kein