Wissensvernetzung und Metropolregion. Stefan Krätke

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Wissensvernetzung und Metropolregion - Stefan Krätke

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Vorhandensein bestimmter Standards und Normierungen.

      Das alleinige Vorhandensein dieser Elemente reicht jedoch nicht aus, um ein funktionierendes Innovationssystem vollständig abzubilden. Entscheidend für die Funktionsfähigkeit und den Erfolg des regionalen Innovationssystems ist das effiziente Zusammenwirken dieser Faktoren. Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Qualität des Wissens- und Technologietransfers zwischen den verschiedenen Elementen des Innovationssystems. Forschungseinrichtungen und Unternehmen können den Wissenstransfer auf unterschiedliche Art und Weise gestalten. Sie können dabei jeweils sowohl die Funktion des Wissensgebers als auch die des Wissensnutzers übernehmen. Entscheidend ist, wie die jeweiligen Austauschbeziehungen gestaltet sind und welche Transferkanäle für den Wissensfluss existieren und genutzt werden (Backhaus 2000).

      Forschungseinrichtungen fungieren in verschiedenen Bereichen als Wissensgeber für den industriellen Innovationsinput: Dies sind die Qualifizierung des für den Innovationsprozess benötigten wissenschaftlichen Personals, die Durchführung von Grundlagen- und angewandter Forschung und damit die Generierung neuen Wissens sowie die Unterstützung von Unternehmen bei praxisrelevanten Problemlösungen durch verschiedene Formen der Zusammenarbeit. Über internationale Forschungskooperationen verschaffen sie sich zudem Zugang zu international verfügbarem Wissen, das durch eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren auch zur Lösung von spezifischen Problemen der Betriebe auf regionaler Ebene angewendet werden kann.

      Auch Unternehmen sind in der Lage durch eigene FuE-Anstrengungen neues Wissen zu generieren. Neben der unternehmensinternen Wissensgenerierung, die nach wie vor einen hohen Stellenwert einnimmt, ist allerdings feststellbar, dass in zunehmendem Maße technologisches Wissen auch extern bezogen wird. Innovations- und Produktlebenszyklen werden wettbewerbsbedingt zunehmend kürzer und erfordern kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsprozesse. In der Konsequenz bedeutet dies für die Unternehmen, dass sie zur Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit die Ergebnisse der Forschung und Entwicklung zielorientiert und zeitnah in neue Produkte und Verfahren umsetzen müssen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen, die häufig über keine eigenen FuE-Abteilungen verfügen, können vor diesem Hintergrund in besonderer Weise von der Einbindung in Forschungskonsortien profitieren (Dömötör 2011; Rammer et al. 2005).

      Bei der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft stehen auf beiden Seiten ökonomische Interessen im Vordergrund. Öffentliche Forschungseinrichtungen versprechen sich Anregungen für Forschung und Lehre, die Anwendung ihrer Forschungsergebnisse, die Gewinnung von Praxiserfahrungen, die Rekrutierung von Personal sowie die Mobilisierung zusätzlicher finanzieller Ressourcen. Zu den Zielen der Unternehmen gehören, neben dem Zugang zu Expertenwissen, die Einführung neuer Produkte und Verfahren, die Risikominimierung, die Erweiterung der eigenen Wissensbestände sowie die Kontaktaufnahme zu potenziellen Arbeitskräften (Backhaus 2000).

      Im Innovationsprozess existieren unterschiedliche Möglichkeiten des Transfers von Information, Wissen und Technologie zwischen verschiedenen Akteuren. Dazu gehören zum einen der Informations- oder Personaltransfer, die technisch-wissenschaftliche Ausbildung sowie Forschungs- und Entwicklungskooperationen. Zum anderen zählen dazu auch die Verwertung von Hochschulerfindungen (durch Unterstützung bei der Patentanmeldung und dem Abschluss von Lizenzverträgen) und die Gründung von Unternehmen zur Kommerzialisierung der Forschung und Technikentwicklung (Koschatzky 2005). In der Praxis kann jedoch oftmals nicht zwischen den einzelnen Transferaktivitäten unterschieden werden.

      Forschungs- und Entwicklungskooperationen reichen von informellen Kontakten über die Beratung von Mitarbeitern von Forschungseinrichtungen, Auftragsforschung, bis hin zu gemeinsamen Forschungsprojekten, in denen Kooperationspartner sich ergänzende Beiträge zur Realisierung von Innovationen erbringen. Aus diesen Kooperationen ergeben sich nach Koschatzky u.a. Vorteile wie der zusätzliche Know-how- und Kompetenzgewinn, die Ausschöpfung von Größen- und Spezialisierungsvorteilen, die Nutzung von Synergieeffekten, eine bessere Risikoteilung sowie die Aneignung von externem Wissen und Stimulierung von Lerneffekten bei den Kooperationspartnern (Koschatzky 2005).

      Trotz zahlreicher Vorteile, die Forschungs- und Entwicklungskooperationen mit sich bringen, existieren häufig auch spezifische Hemmnisse, die das Zustandekommen von Kooperationen erschweren. Diese sind darauf zurückzuführen, dass der Wert einer FuE-Leistung von den einzelnen Akteuren unterschiedlich eingeschätzt wird und dass es schwierig ist, das Ergebnis der Forschungskooperation ex ante genau zu spezifizieren. Für einzelne Unternehmen kann es zudem ein Problem sein, externes Wissen adäquat in betriebliche Prozesse und in Innovationsvorhaben zu integrieren. Darüber hinaus besteht bei Kooperationen grundsätzlich die Gefahr des Wissensabflusses.

      Eine Strategie der Förderung des regionalen Innovationssystems ist immer mit der Herausforderung verbunden, dass sich das Innovationsgeschehen als pfadabhängig erweist und damit das System Gefahr läuft, sich gegenüber konkurrierenden Problemlösungen und neuem Wissen abzuschotten (lock-in-Effekte). Vor diesem Hintergrund besteht die Notwendigkeit, dass sich die regionale Wirtschaft gegenüber innovatorischen Impulsen im außerregionalen und internationalen Kontext öffnet, um die Gefahr einer Stagnation bzw. Degeneration des bislang erfolgreichen regionalen Innovationssystems zu verhindern. Regionale Strategien der Innovationsförderung sollten daher immer auch darauf abstellen, den Anschluss regionaler Netzwerke an überregionale und internationale Netzwerke, die durch relationale, fachliche und gegenstandsbezogene Nähe bestimmt werden, zu fördern (Boschma, Iammarino 2007).

      Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg mit einer Vielzahl universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, großen betrieblichen Forschungs- und Entwicklungszentren sowie zahlreichen Kompetenzzentren und -netzen über beachtliche Innovationspotenziale verfügt. Die alleinige Präsenz dieser Akteure reicht jedoch nicht aus, um von einem funktionsfähigen Innovationssystem zu sprechen. Es ist vielmehr eine intensive Wissensvernetzung aller im Innovationsprozess relevanten Akteure erforderlich. Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden die Vernetzungsstrukturen der universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie der innovationsorientierten Betriebe in der Metropolregion analysiert.

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