G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Staffel

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schreibe ihm, denkt er, kramt im Schreibtisch, holt Tinte und Feder heraus. Dann schreibt er, wie schon zehnmal bisher. Nat Thayer schreibt seinem Sohn Ray einen richtigen Brief. Und als er damit fertig ist, packt er ihn säuberlich zu den anderen in den Holzkasten. Dort liegen sie nun alle. Er kann, wenn er nach Hause kommt und sein Vater schon längst tot ist, nachlesen, was der alte Mann gedacht und niedergeschrieben hat. Daß er seinen Jungen noch mal wiedersehen will, ehe er sterben muß. Und daß es ihm Kummer macht, wenn er den kleinen Cliff jeden Tag vor Augen hat – die Schulter schief, den Arm verkrüppelt, das linke Bein nachschleppend. Und so was muß ein Vater nun jeden Tag mitansehen.

      Kann verdammt hart für einen alten Mann werden, der nach und nach feststellen mußte, daß er eine Menge Fehler gemacht hat. Aber ändern kann er nichts, das ist noch bitterer.

      Da draußen… Er steht hastig auf, schließt das Fach ab und hängt sich den Schlüssel wieder um den Hals. An das Fach kann keiner heran, da liegt das Gewissen des Alten begraben – in einer Holzkiste.

      Hufschlag kommt draußen auf. Der Alte nimmt die Laterne, tritt vor die Haustür. Zwei Reiter parieren am Corral ihre Pferde, steigen ab.

      »Cliff?«

      »Ja, Dad.«

      Sie kommen herein, als der Alte schon in der Küche ist und den Kaffee auf dem Feuer hat. Naß sind sie wie die Katzen, und Old Bill niest gewaltig, zupft an seinem verfilzten Vollbart. Dann gähnt er, daß man die drei letzten Zähne deutlich sehen kann.

      »Öh, sieht nicht gut aus, Nat.«

      »So, wie hoch steht das Wasser denn?«

      »Zehn Zoll noch, dann fließt es über das Staubrett durch das Tal in Richtung zu den Dawes.«

      Der Alte schlürft seinen Kaffee, bemerkt, wie Nat unruhig wird.

      »Und wenn die Dawes nun das Vieh im Tal haben und vom Wasser aus unserem Staubecken ersäuft werden, Bill?«

      »Kaum anzunehmen, daß sie bei dem Regen ihre Rinder mitten im Tal stehen lassen, wie?«

      »Bill, sie bekommen den ganzen Sommer über Wasser von uns. Die Dawes-Leute sind in Ordnung. Warum habt ihr denn nicht nachgesehen, ob sie ihre Rinder unterhalb unserer Staumauer haben?«

      »Bei dem aufgeweichten Boden?« wendet Cliff leise ein. »Unsere Pferde hatten Mühe durchzukommen, Dad.«

      »Also wißt ihr nicht, ob nun Rinder da sind oder nicht? Cliff, du hättest hinreiten sollen.«

      »Ja, sicher, aber wir dachten nicht daran, wirklich nicht, Dad.«

      Der Alte brummt vor sich hin, tritt ans Fenster und starrt in die schwarze Nacht.

      »Regen und kein Mond«, murmelt er. »Das richtige Wetter für Viehdiebe. Seltsam, daß sie uns nur einmal, Dawes zweimal und Jim Vance gleich dreimal Rinder gestohlen haben. Heute könnten sie hundert mitnehmen. Da sehen auch die rauhen Burschen von Jim Vance nichts.«

      »Na und?« fragt Old Bill. »Sollen sie Vance doch Rinder stehlen, der hat ja genug davon, fast zu viele. Nat, manchmal denke ich, daß sich Howard Vance die rauhen Burschen zu ganz anderen Dingen geholt hat, als nur wegen der Viehdiebe.«

      »So? Du meinst, weil der alte Jim einen Schlaganfall gehabt hat und nur noch am Stock gehen kann, macht Howard nun, was er will? Der macht gar nichts, ich sage es dir. Solange sein Vater noch lebt… Nun ja, wir werden alt und schwach. Meine Zeit wird auch bald kommen.«

      »Deine?« fragt Bill kopfschüttelnd. »Dich wirft nichts… He, was willst du denn?«

      »Es läßt mir keine Ruhe«, antwortet Old Nat grübelnd. »Die Dawes sind unsere besten Nachbarn, gute Leute. Ich muß nachsehen, was es am Staubecken gibt.«

      »Dad, du kannst doch jetzt nicht los. Es regnet in Strömen, viel schlimmer als vorhin.«

      »Na und, Junge? Bin schon hundert Meilen bei so einem Wetter geritten.«

      Er geht los, holt seinen Ölumhang, nimmt sein Gewehr mit. Draußen zerrt der böige Wind an seiner Kleidung, aber er holt sein Pferd, sieht Cliff an der Haustür stehen.

      »Dad, komm zurück, oder bleibst du bei den Dawes, wenn sie die Rinder im Tal haben?«

      »Kann ich in einem fremden Bett schlafen, Sohn? Ich komme zurück, in drei Stunden bin ich spätestens wieder da.«

      »Paß aber auf, überall ist Morast!«

      »Bin ich blind?«

      Damit reitet er an. Die Dunkelheit schluckt ihn.

      *

      Kaum erreicht der alte Nat den Damm und das breite Staubrett, als er auch schon den Wasserstand sieht. Das Wasser schwappt nur noch wenige Zoll unter dem Überlauf. So voll ist das Becken noch nie gewesen. Tritt es erst über den Damm, dann kann es die Dammkrone annagen und ein Riesenloch wühlen, durch das dann immer mehr Wasser strömen und durch das Tal in wilder Bahn auf die Weide der Dawes Ranch stürzen wird.

      Großer Gott, höchste Zeit, den Schieber zu öffnen, denkt Nat Thayer besorgt. Er steigt ab, hastet über den Damm, gegen den das Wasser klatscht, zum Drehbalken und löst die Klinke. Dann wuchtet er den Balken herum. Der Schieber zwischen den beiden Sperrwänden hebt sich. Das Loch in der Sperrmauer wird freigegeben. Dann kommt das Wasser im armdicken Strahl durch das Loch geschossen.

      Zu wenig, stellt Nat Thayer fest. Es steigt schneller, als es abfließen kann.

      Er öffnet den Schieber noch um zwei Umdrehungen. Jetzt braust und tost das Wasser in einem breiten Schwall in das Bachbett und ergießt sich rauschend nach Südwesten.

      Das reicht, geht es Old Nat durch den Kopf. Dennoch könnte es für die Dawes-Rinder gefährlich werden. Komm, Alter, wir reiten mal weiter und sehen nach, wo Dawes seine Rinder stehen hat.

      Er sitzt auf, reitet an und hält sich ganz rechts im Tal. In der Mitte glitzert der nun immer breiter werdende Bach. Kein Zweifel, wenn es noch Stunden weitergießt, kann sich der Bach in einen reißenden Strom verwandeln.

      Nat Thayer legt mehr als drei Meilen zurück. Er kann nur im Trab reiten, sieht aber, als er die Dawes-Weide erreicht, keine Rinder in der Talsohle.

      Er hat es geahnt, Gott sei Dank, stellt Nat fest. Dann wird er sie im linken Nebental haben, denke ich. Vielleicht sind seine Söhne dort.

      Es dauert nicht lange, dann hat der Alte den Eingang zum Seitental erreicht und kommt durch das auch hier träge abfließende Wasser. Irgendwo vor ihm ist das Muhen von Rindern in der Nacht. Danach stößt er auf einen neuen Sperrzaun und ein Gatter. Langsam reitet er am Zaun entlang. Rechter Hand liegt die Weidehütte der Dawes. Aber kein Licht schimmert durch die Regenschwaden. Anscheinend ist niemand hier.

      Nat Thayers Laterne brennt schon lange nicht mehr. Gegen den Regen hat die durchlöcherte zweite Haube nicht den Docht abdecken können. In der Laterne steht fingerbreit das Wasser. Fluchend reitet Nat Thayer auf die Hütte zu, als er hinter sich das Wiehern eines Pferdes hört. Es ist nicht weit, muß am Sperrzaun sein.

      »Joe! He, Joe, Abel! Seid ihr hier?« ruft Nat Thayer in den prasselnden Regen hinein.

      »Ich

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