G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner
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Читать онлайн книгу G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner страница 29
Er muß ungefähr die Mitte des Feldes erreicht haben. Hier bleibt er liegen, reißt sich einige Fetzen vom Hemd ab und verbindet sich notdürftig das Bein. Er wird nicht weit damit kommen, die Wunde ist schlimm, laufen kann er nicht. Und an Pferde kommt er nicht heran. Solange er laufen konnte, hatte er keine Furcht. Aber nun?
Es brennt und sticht. Jeder Pulsschlag läßt einen kleinen Stich durch das Bein laufen.
In zwei Stunden wird es dunkel sein. Bei Nacht versuchen herauszukriechen? Ja, warten, bis die Nacht kommt. Vielleicht gelingt es ihm, an eins der Pferde des Aufgebotes heranzuschleichen.
Warten auf die Nacht.
Und dann?
*
Sechsmal ist er gekrochen, sechsmal, wie ein Fuchs, der die Jäger um seinen Bau lauern wußte. Bis an den Rand des Feldes ist er gekommen. Feuer hier und da. Und überall Männer. Weit hinten am Stall hat er die Schatten der Pferde erkennen können und wieder Männer.
Sie kommen nicht, denkt er, sie warten, bis mich der Hunger und der Durst heraustreiben. Dann werden sie schießen, denn sie sehen mich früh genug.
Er richtet sich langsam auf, knickt ein und kann nur mit Mühe auf den Beinen bleiben. Die Feuer, sie haben es warm. An den Halmen hängt der Tau. Und die Wunde schmerzt schlimmer. Fieber, er wird Fieber bekommen.
Lowman kann nicht lange stehen, er setzt sich hin und weiß, daß die Nacht bald vorbei sein wird. Der Revolver liegt in seinem Schoß, ein mattes Stück Metall, glatt der Lauf. Er friert nun ein wenig, legt sich hin, rollt sich zusammen und ist müde. Das Bein sticht heftig, der Husten quält ihn. Er weiß, sie werden ihn vielleicht husten hören können, aber er weiß auch, daß sie niemals an ihn herankommen werden, weil ihre Angst zu groß ist – oder dieser Kellogg ist ein zu vorsichtiger Man.
Kellogg, denkt er, lange her. Baker City, die Girls, die Minenstadt, alles, was vorher war, wann hatte ich einmal eine schöne Zeit?
Er versucht sich zu erinnern, aber er findet die Zeit nicht, in der es ihm gutgegangen ist.
Er denkt nach, hustet wieder und ist so müde.
Er muß nachdenken, warum alles so gekommen ist, und macht die Augen zu.
Im Weizenfeld liegt ein Mann.
Andere warten vor dem Feld auf
ihn.
Ein Vogel weckt ihn, er singt sein Morgenlied. Der Tag kommt.
Er fährt hoch, sitzt und lauscht.
Der Vogel singt genau über ihm.
Ein zweiter meldet sich.
Rumms!
Die Vögel steigen erschreckt hoch bei dem Schuß auf Lowman.
Kellogg hat Lowman erwischt.
Die Sonne sieht sie, sie blickt auf jeden.
Und auf Ernest Kellogg, der nach Hause reitet.
Dort wartet jemand auf ihn.
Was aber wartet auf Lowman, den sie nach Salem bringen werden?
Niemand weiß es. Wie nie jemand genau gewußt hat, warum er das wurde, was er war und was man ihm andichtete: Ein Mann, der mehr besaß als andere...
Ein Leben zuviel!
Old Nats Gesicht ist aschfahl geworden, seine Augen scheinen zu glühen. Dann richtet er sich langsam auf.
»Du – du weigerst dich, das zu tun, was dir dein Vater sagt?« fragt er mit vibrierender Stimme. »Du zerbrichst meine Peitsche und wirfst sie mir… Mensch, ich schlage dich zusammen, du Teufelsbraten.«
Als er die Fäuste hebt, sieht ihn sein Sohn Ray groß und furchtlos an.
»Ich würd’s nicht versuchen«, sagt er gepreßt. »Dad, ich warne dich: treibe es nicht zu weit! Schlägst du mich, werde ich mich wehren. Ich bin kein Hund, den du verprügeln kannst. Versuche es lieber nicht.«
»Was – was?«
Es sieht aus, als wolle der alte Thayer umfallen. Er taumelt tatsächlich zwei Schritte auf Ray zu, bleibt dann aber stehen und sieht seinen Sohn seltsam an.
»Du willst die Hand gegen deinen Vater heben?« fragt er lauernd und ganz leise. »So, du willst es tun? Weißt du, was du bist?«
»Kein Hund, den man treten kann, das weiß ich«, antwortet Ray gallig. »Ich bin kein Sklave, Dad.«
»Du bist nicht mehr mein Sohn«, sagt der Alte voller Enttäuschung. »Geh, Ray, geh von meinem Land! Und komme nie wieder, solange ich lebe. Geh fort und denke immer daran, wenn es dir schlechtgeht: du hast es gewagt, gegen deinen Vater die Hand zu heben. Geh, oder ich bringe dich eigenhändig um, du Schurke, der seinen Vater nicht ehrt. Nimm dein Pferd, nimm deine Sachen und verschwinde für immer!«
Rays Gesicht scheint sich zu versteinern.
»Ja, ist gut«, sagt er dumpf. »Ich hoffe, du bedauerst es nie, deine Söhne so schändlich behandelt zu haben. – Tut mir leid, Cliff, ich gehe jetzt.«
»Ray!« stößt der kleine Cliff voller Entsetzen hervor. »Geh nicht! Er überlegt es sich noch, er kann dich doch nicht wegjagen, nur weil er…«
»Schweig!« brüllt der Alte da und wirbelt herum. »Du kannst gleich mit ihm verschwinden, wenn du zu ihm halten willst. Ich brauche niemanden. Ich habe mein ganzes Leben nie andere gebraucht, am wenigsten meine Söhne. Verschwinde, Ray, und komme nie wieder! Sonst, das schwöre ich dir, werde ich dich umbringen. Ich – ich verachte dich.«
Ray dreht sich um, geht schwerfällig zu seinem Pferd. Wenn der Alte etwas sagt, dann nimmt er es nie zurück, das weiß er nur zu genau. Langsam zieht sich Ray in den Sattel, sieht Cliff an.
Der ist leichenblaß und macht einen völlig verstörten Eindruck.
»Cliff, ich schreibe dir«, verspricht Ray. »Mach dir keine Sorgen um mich, Bruder, ich komme überall zurecht. Zwei Hände habe ich ja. So long, Dad!«
Der Alte gibt ihm keine Antwort, wendet ihm den Rücken zu, als das Pferd schnaubt, angeht und davonprescht.
*
Hundertmal ist er den Weg geritten, aber jetzt reitet er ihn zum letztenmal, das weiß Ray Thayer genau. Vor ihm liegt die Senke am Nueces River. Dann kommt die Brücke. Sie liegt auf dem Land des alten Jim Vance. Man kann den Weg abschneiden, wenn man über die Brücke reitet. Old Nat Thayer hat sich nie darum geschert, ob er sich einige hundert Yards weit auf dem Gebiet des alten Jim Vance befand.
Die Feindschaft zwischen ihnen ist so alt wie die erste Ranch in diesem Land. Es ist längst keine Feindschaft mehr, die offen ausgetragen wird. Das hat Jim Vance einmal versucht, als er vor zwanzig Jähren das Wasserloch am Turkey Creek mit seinen