G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Staffel

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Unsere Tochter, Mutter – wie sie mit uns redet? Das sitzt wohl mächtig tief, glaube ich. Habt ihr denn nichts gemerkt? Joe, du Esel – Abe, du Träumer?«

      »Nun«, sagt Abe, der nur ein Jahr älter als Mona ist und mit ihr oft zusammensteckt, »ich hab’s gewußt, Dad. Sie hat es mir schon vor einem Jahr gesagt. Geheult hat sie, weil Joe über Cliff redete und ihn dabei einen verdammt armes Luder nannte.«

      »Und du sagst mir nicht mal was?« fragt Joe Dawes vorwurfsvoll. »Du bist der richtige Bruder, Mensch. Hätte ich doch bloß mein Maul gehalten. He, ich gehe zu ihr. Was soll ich ihr sagen, Dad?«

      »Mutter, was meinst du?«

      Dawes sieht seine Frau an. Die lächelt plötzlich, tritt ans Fenster und wischt sich über die Augen.

      »Ist ein feiner Bursche, der Cliff. Einen besseren Mann kann unsere Tochter nie bekommen, Vater.«

      »Na ja, dann geht schon… Nein, ich gehe. So, und jetzt gebt Bill was zu trinken. Ihr bringt ihn nachher zur Thayer-Ranch hinüber und bleibt gleich da. Und wollen sie noch was, dann sagt ihnen, sie bekämen es mit uns und unseren Freunden zu tun. Laßt sie nur die Südweide besetzen, wir warten ab. Bill, bist du sicher, daß Ray bald kommen müßte?«

      »Der kommt«, antwortet Bill. »Und wenn er da ist, werden sie es sehr bald merken. Es wird das letzte sein, was sie auf dieser Welt spüren, wette ich. Wir haben ausgerechnet, er könnte in vier Wochen hier sein, wenn er die Bahn nimmt und auf der restlichen Strecke reitet, ohne groß zu rasten. Es könnte zwei Tage früher oder später sein, aber so um die Zeit müßte er kommen. Es wäre gut, wenn sie nichts davon ahnten.«

      »Ja«, stimmt der alte Dawes zu. »Wir reden nicht und wissen nichts. Verstanden, Jungs? Möchte wissen, was aus Ray geworden ist. Kommt er auf Nat heraus, dann haben sie einen wilden Tiger im Nacken.«

      Was, denkt Old Bill Cooley, nur einen Tiger? Ich kenne doch Ray, ich kenne ihn besser als sie alle. Wenn er kommt und seinen kleinen Bruder so liegen sieht, dann gebe ich keinen Cent mehr für Howard Vance. Ray zerreißt ihn in der Luft und wirft die einzelnen Stücke unter die Geier. Mein lieber Mann, laß den Jungen sich nur den Jähzorn abgewöhnt haben, sonst bringt er sie alle um, ehe sie begreifen, daß das große Sterben angefangen hat. In einer Woche müßte er etwa hier sein. Es wäre gut, ich ritte ihm entgegen. So schlimm ist das mit dem Loch in meiner Schulter nicht. Die Kugel ist glatt durchgegangen. Bis dahin kann ich reiten, Ray müßte über Del Rio kommen. Bis Albuquerque geht die Bahn. Dann reitet er todsicher nach El Paso und von dort aus steil herunter, was? Ich reite nach Del Rio und fange ihn ab, damit ich ihn vorbereiten kann. Kommt der ahnungslos her und hört, was passiert ist, dann garantiere ich für nichts mehr.

      *

      Dean, der Schmied, hat tagsüber aufgepaßt und keinen gesehen, auf den die Beschreibung passen könnte. Zwar kennt er Ray, doch er kann sich verändert haben. Bill hat ihm ein Bild in die Hand gedrückt und gesagt, so sähe er aus. Sicher käme er mit der Stagecoach oder auf einem Pferd. Bis jetzt ist aber niemand nach Del Rio gekommen. Drei Tage sitzt der Alte nun hier. Er geht nur nachts aus dem Haus. Sonst hockt er oben in Deans Schuppen und kann den Weg fast zum Devils River einsehen. Vom Schuppen aus hat er auch den Blick frei auf die Main Street von Del Rio und die Postkutschen-Station.

      Manchmal friert er, der alte Bill Cooley. Die Wunde brennt, und der Schmerz meldet sich oft. Aber er ist zäh und hat einen eisernen Willen. Für sein Alter ist er ungeheuer hart, er schont sich auch nicht.

      Mitternacht ist längst vorbei. Bill Cooley befürchtet schon, Ray verpaßt zu haben. Wenn der Junge nun einen anderen Weg genommen hat? Dann wird er nach Hause kommen und die Ranch nur von den beiden Dawes besetzt finden. Er wird erfahren, was mit Cliff passiert ist und losziehen.

      Sie schicken mir eine Nachricht, wenn er auftaucht, denkt Old Bill Cooley voller Verzweiflung, doch sie wird zu spät hier ankommen. Ein Tagesritt ist es von Del Rio nach Uvalde, ein ganzer Tag für einen schnellen Mann. Ich käme zwei Tage zu spät zu Ray. Wer weiß, was er in der Zwischenzeit alles anstellt, der Junge. In Del Rio ist alles ruhig, nur ein paar Wagen fahren noch die Straße hoch zur Grenze. Sonst rührt sich nichts. In einem der Saloons brennt noch Licht. Das ist alles.

      Der Alte ist allein, gähnt verhalten. Bei jedem Hufschlag schrickt er zusammen, späht aus der Dachluke des Schuppens.

      Ein Reiter kommt, treibt sein Pferd an den Laternen am Woodstone House­ vorbei, ist für Sekunden im hellen Lichtschein. Der Mann ist nur mittelgroß.

      Bill Cooley sinkt zurück, stützt den Kopf auf, lehnt sich an die Wand.

      Er ist schon in Uvalde, denkt er besorgt, sicher ist er schon dort. Einen anderen Weg genommen, wie? In der Mitternachtskutsche saß nur eine Frau. Und jetzt…

      Er hebt den Kopf, hört den Hufschlag durch das Geklimpere eines Greasers, der auf einem Wagen mit zur Grenze fährt.

      Der Alte steht still, hat den Mund etwas offen. Da drüben, der Mann auf dem Pferd. Wegen der Nachtkühle hat er einen Umhang umgeworfen.

      Großer Gott, denkt der alte Bill; mein lieber Mann, drei Tage hast du gewartet und schon gedacht…

      Der Mann drüben lenkt sein Pferd am Mietstall herum. Er macht es unter den beiden Laternen über dem Tor zum Mietstallhof und dem Vorbau des angrenzenden Saloons.

      Drinnen klirren Gläser. Jemand singt irgendeine spanische Melodie.

      Mein lieber Mann, denkt der Alte, da – da –

      Er stolpert los, klettert die Leiter hinunter, ist schon im Hof. Als er auf die Straße kommt, steht nur noch das Pferd am Balken vor dem Saloon. Die Schwingtür pendelt gerade aus. Bill Cooley wird ganz weich in den Knien.

      Der Junge, denkt er, jetzt ist der Junge da. Hol’s der Teufel, mir wackeln ordentlich die Knie. Man wird alt, was? Verrücktes Gefühl nach so vielen Jahren.

      Innen sagt jemand, und Bill glaubt Old Nat mit seiner tiefen, harten Stimme reden zu hören: »Komm schon, ich hab’s eilig, Mister! Das beste Pferd aus deinem Stall, aber schnell!«

      »Si, Señor, sofort. Warum so eilig, warum nicht ein Glas trinken?«

      »Ja, schieb eins her.«

      Aha, denkt Old Bill, wie Nat redet er. Macht nie viele Worte.

      Er ist an der Tür, drückt sie langsam auf. Jetzt sieht er ihn, den riesenhaften Mann, der den Hut nach hinten geschoben hat und mit den Handknöcheln auf dem Tresen irgendeinen Takt trommelt. Der Mann am Tresen trägt ein dunkelrotes Hemd, eine schwarze Weste und schwarze staubige Hosen.

      Als der Alte den ersten, schlurfenden und zögernden Schritt in den Saloon macht, wendet der Mann am Tisch langsam den Kopf. Er ist glattrasiert. Und seine hellen, unter starken Brauen liegenden Augen funkeln wie Feuer.

      In der Tür steht einer – klein, krummbeinig, ein wenig schief und kümmerlich. Sein Bart ist zerzaust, und den Hut hält er in der Hand.

      Hier bleibt er stehen, der kleine Bill Cooley. Die alten Knie schlottern ihm. Da habe ich nun beinahe sechs Jahre lang jeden Tag an diesen Jungen gedacht und mir vorgestellt, wie es sein würde, wenn ich ihn wiedersehe. Dies ist nun das Wiedersehen. Und es kostet den alten Mann an der Tür eine ganze Menge Kraft, nicht loszubrüllen. Was sind das auch für Nachrichten, die er für den Jungen hat? Der Vater erschossen von Viehdieben. Der kleine Bruder halbtot bei den Dawes.

      Bill,

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