G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Staffel

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      Ray denkt nicht mehr an das Glas, auch nicht mehr an sein frisches Pferd. Er geht los. Obwohl er ein Riese ist, geht er so leicht wie eine Katze, federt in den Knien durch.

      »Bill!« stößt er freudig hervor. »Bill, Alter… Oh, verdammt!«

      Das ist alles – nach sechs Jahren.

      Bill nickt nur still vor sich hin, hat ein wenig Wasser in den Augen. Und das große, verdammte Schlucken im Hals. Die Hand Rays legt sich auf seine Schulter. Der Druck ist nicht zu hart, aber fest.

      Eine halbe Minute stehen sie still und sehen sich nur an. Dann fragt Ray: »Was hast du da?«

      »Ein Loch, Junge.«

      »So, nun ja. Wo ist der Kleine?«

      Der Kleine, er wird ihn wohl immer den »Kleinen« nennen, denkt der alte Bill. Für ihn ist Cliff nie etwas anderes.

      »Bei den Dawes. Er ist ziemlich fertig, Junge.«

      Der »Junge«, dieser Riesenbursche, ist längst ein richtiger Mann. Aber für Old Bill wird er eben auch nur »der Junge« bleiben.

      Der Saloonkeeper, ein gebürtiger Greaser, tritt neugierig näher. »Der Brandy, Mister… eh, der Brandy!«

      »Noch einen!« sagt Ray über die Schulter. Seine Augen strahlen Ruhe aus. Und doch ist der alte Bill überzeugt, daß jetzt tausend Gedanken durch Rays Kopf jagen. »Einen für Bill. Du trinkst doch einen mit?«

      »Ja, Junge.«

      Ray sieht sich nach dem Keeper um, zieht Bill mit an den Tresen.

      »Mister, sieh dir meinen Gaul an. Das beste Pferd, das im Mietstall von Sanderson zu finden war. Ich will eins, das genausogut ist. Verstanden?«

      »Si, Señor, ich sehe zu.«

      »Taugt der Gaul nichts, bin ich in zehn Minuten wieder hier und werfe dich vor dessen Hufe. Begriffen? Versuche nicht, mir einen lahmen Gaul anzudrehen, Mister.«

      Das klingt ganz ruhig, aber der Greaser erkennt, daß Ray genau das meint, was er sagt. Man gibt durchreitenden Burschen, die ihre Pferde in einem Mietstall wechseln, oft die schlechtesten Gäule.

      Der Keeper schenkt ein, stellt die Flasche vor den beiden Männern hin. Dann geht er hinaus und pfeift durch die Zähne. Das Pferd am Balken ist wirklich gut. Gibt er dem riesengroßen Burschen im Saloon nicht ein gleichwertiges, könnte es mächtigen Ärger für ihn geben.

      »Kannst du reiten, Bill?« fragt Ray am Tresen. »Weit genug?«

      »Bin ja nicht zu Fuß hergekommen, oder? Da ging es mir noch schlechter, Junge. Sicher schaffe ich es. Ist nur ein kleines Loch, nicht der Rede wert.«

      »Dann erzählst du unterwegs, wie?«

      »Ja, Junge. Worauf trinken wir?«

      »Darauf, daß ich bleibe.«

      »Gehst nicht mehr weg?«

      »Nein, ich bleibe.«

      Der Alte nickt. Nun weiß er Bescheid.

      In Uvalde sollte jemand seinen Gaul satteln und ihm Flügel anleimen. Vielleicht fliegt das Pferd dann wirklich mit Howard Vance weg. Er wird schon fliegen können müssen, denn sonst packt ihn bald jemand am Kragen.

      *

      Ein Bündel mehr auf Ray Thayers Pferd. Der Alte neben ihm stellt keine Fragen. Er hat Ray in Bracketville in den General Store gehen sehen. Dann kam Ray heraus und packte schweigend das Bündel auf. In Bracketville war es noch nicht Mittag.

      Jetzt kommt die Abenddämmerung schon, die Nacht meldet sich an. Sie reiten immer noch, und sie reiten nicht schnell.

      Er läßt sich Zeit, denkt der Alte, weil ich bei ihm bin. Warum hat er sich in Cline ein zweites Pferd geholt und nur gesagt, er brauche es noch? Er redet nicht viel. Genauso war es damals mit Nat, als er auf Jim Vance losging, da hielt Nat auch den Mund. Jetzt fehlt nur noch, daß der Junge dasselbe sagt wie damals Nat.

      Drei Meilen noch bis Uvalde, und es ist Nacht. Klarer Himmel mit Mil­liarden Sternen über Südtexas. Irgendwo in der Nacht das klagende Heulen eines Kojoten.

      Ray Thayer hat nur ein paar Fragen gestellt, als Bill ihm die ganze Geschichte erzählt.

      Seit zwei Stunden sagt er nichts, er mustert nur ab und zu den alten Bill. Und er liest Sorge in Rays Augen, sagt jedesmal: »Ich kann noch, Junge, ich halte es aus.«

      Ray hält jetzt an, die erkaltete Zigarre im Mundwinkel.

      »Sagtest du, dieser Cole Lane hielte sich meist in der Stadt auf, um dort zu spielen?«

      »Ja«, antwortet der Alte. »Er spielt fast jeden Abend in Mabel O’Henrys Saloon. Da gibt es eine ganze Clique, ein paar Burschen, Mexikaner von drüben, die jeden Abend die Karten austeilen. Junge, als ich wegritt, hatten sie schon die Weide besetzt, Kilburn, Tyler und Dexter Lane. Die anderen sind auf der Ranch, denke ich. Old Jim Vance läßt sie nicht von Howards Seite.«

      »Bist du sicher?«

      »Kann sein, daß es sich geändert hat, aber eins schaffen sie nie: Cole Lane aus einem Saloon und vom Spieltisch wegzubekommen.«

      »Trägt er immer graue Anzüge?«

      »Ja, habe ihn nie anders gesehen. Der Kerl hat schwarzes öliges Haar, er fällt gleich auf.«

      »Gut, gut, Bill. Hier biegt der Weg zu den Nunns ab, nimm jetzt besser den.«

      Der Alte sieht den Jungen erstaunt an.

      »Was ist, ich soll dich allein lassen?«

      »Ein Thayer braucht keine Hilfe, er kämpft allein.«

      Cooley sitzt reglos im Sattel, glaubt sich um sechsundzwanzig Jahre zurückversetzt. Genau Nats Worte, genau dieselben. Gebraucht Ray sie nur, weil er sie so immer wieder von seinem Vater gehört hat?

      »Ray, sie sind stark, sie sind viel stärker, als du glaubst. Kilburn ist eine Klapperschlange, rücksichtslos und verflucht schnell. Er klappert nur nicht, wenn er kommt. Ray, du kannst doch nicht allein auf sie losgehen.«

      »Du reitest zur Ranch«, entgegnet Ray mit fester Stimme. »Nimm zwei Gewehre und schieß jeden nieder, der auf den Hof oder an die Gebäude will! Das ist ein Befehl! Es könnte sein, daß sie aus Wut die Ranch anstecken.«

      »Großer Gott, Ray, du kannst doch nicht ganz allein auf sie losgehen. Was hast du vor? Sage es wenigstens, Junge.«

      »Kein fester Plan. Ich richte mich nach dem, was sie tun werden«, erwidert er ernst. »Darum kann ich dir auch nicht genau sagen, was ich machen muß. Du sicherst die Ranch. Vielleicht helfen dir die Dawes-Jungen dabei. Sage ihnen, sie brauchten nichts zu riskieren, nur alles Gesindel von der Ranch wegzuhalten. Verschwinde jetzt, Bill, ich will es so!«

      »Und – und wann kommst du zurück?«

      »Morgen früh, wenn

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