Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel. Nadine Erdmann

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Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel - Nadine Erdmann Die Totenbändiger - Die gesamte Staffel

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der Schatten sie zu sehr geschwächt hatte, bestand auch jetzt noch die Gefahr, dass ihre Herzen aufhörten zu schlagen.

      »Was können wir tun?«, fragte George hektisch, als er Lily auf dem Sofa abgelegt hatte.

      »Ruft bei uns zu Hause an und sagt Mum und Dad, dass sie herkommen sollen.« Ella hockte sich neben Lily.

      Cam tat dasselbe bei Sammy, den Linda ans andere Ende des Sofas gelegt hatte. Der Kleine war kreidebleich. Hastig zog Cam den Reißverschluss von Sams Jacke auf, ließ seine linke Hand unter den Pullover des Kleinen gleiten und legte sie auf sein Herz. Mit der rechten berührte er wieder Sammys Stirn. Dann schloss er die Augen und blendete alles andere um sich herum aus.

      Der Körper unter seinen Händen war eiskalt. Aber da war ein Herzschlag. Nur ganz schwach, doch das war alles, was Cam brauchte. Er bündelte seine eigene Lebensenergie und schickte sie zu Sammys Herz. Legte jede Menge Wärme hinein, um die Kälte zu vertreiben, und strich mit den Fingern sanft über Sammys Stirn. Er dachte an Sonnenschein, heißen Kakao mit bunten Marshmallows und warme Kuscheldecken vor einem fröhlich knisternden Kaminfeuer. Die Bilder schickte er Sam, in der Hoffnung, dass der Kleine merkte, dass jetzt etwas Gutes passierte und er keine Angst mehr haben musste. Und plötzlich spürte er, wie Sammys Herz kräftiger zu schlagen begann.

      Cam wurde fast schwindelig vor Erleichterung.

      Er hatte es geschafft!

      Rasch schickte er mehr von sich durch Herz und Stirn des Kleinen.

      Komm schon, Sammy! Du musst wieder aufwachen!

      Es war ein unglaubliches Gefühl, jemandem Lebensenergie zu schenken. Cam merkte zwar, dass es ihn auslaugte, doch es tat seiner Seele gleichzeitig unfassbar gut und er konnte fühlen, wie es Sam immer besser ging, wie er wieder stärker wurde und –

      »Cam, das ist genug.«

      Er fuhr heftig zusammen, als Sues Stimme plötzlich direkt neben ihm erklang, und riss die Augen auf.

      Böser Fehler.

      Heftiger Schwindel hob die Welt um ihn herum aus den Angeln. Alles schien zu schwanken. Grelle Lichtpunkte flackerten vor seinen Augen und mörderische Kopfschmerzen bohrten sich durch seine Schläfen.

      Er keuchte auf.

      »Schon okay. Du bist nur erschöpft.« Beruhigend strich Sue ihm über die Schulter und legte ihre Hand über Cams, die noch immer auf Sammys Stirn lag. »Trenn die Verbindung zwischen euch.«

      »Nein«, murmelte Cam. »Er muss wieder aufwachen.«

      »Das wird er«, versprach Sue. »Aber du hast jetzt genug für ihn getan, den Rest übernehme ich.« Liebevoll zauste sie ihrem Sohn durch die regennassen Haare. »Du hast ihm das Leben gerettet, aber jetzt musst du an dein eigenes denken. Also lass ihn los. Ich sorge dafür, dass Sammy aufwacht.«

      Cam spürte eine Welle von Übelkeit und merkte, wie er zitterte.

      Sue hatte recht.

      Sein Körper warnte ihn davor, dass seine Energiereserven zur Neige gingen.

      Er schloss die Augen. Sam wollte ihn nicht loslassen, was es nur umso schwerer machte, die Verbindung zu trennen.

      Aber es musste sein.

      Sanft, aber bestimmt löste Cam sich von dem Kleinen und ließ seinen Silbernebel verebben. Er öffnete seine Augen wieder und wollte seine Hände zurückziehen, um Sue Platz zu machen, damit sie Sammy helfen konnte. Doch seine Arme schienen plötzlich Tonnen zu wiegen.

      »Gabriel.« Sue warf einen kurzen Blick zu ihrem Ältesten.

      Zwei Hände packten Cam unter den Armen und Gabriel zog ihn von der Couch fort. Cam hätte dagegen protestiert, doch die Bewegung ließ seine Kopfschmerzen explodieren und er brauchte all seine verbliebene Kraft, um die Übelkeit in Schach zu halten. Es wäre megapeinlich gewesen, wenn er George und Linda vor den Kamin gekotzt hätte.

      »Atme langsam und gleichmäßig.« Gabriel lehnte Cam gegen einen der Kaminsessel und legte ihm eine Hand auf die Stirn. »Es wird gleich besser.« Er nahm Cams Hand. »Nimm dir alles, was du brauchst.«

      Die Berührungen gaben Wärme und Cam merkte plötzlich, wie verflixt kalt ihm war. Er fühlte die Energie, die Gabriel ihm versprach, blockte ihn aber trotzdem ab und ließ die Verbindung nicht zu.

      »Musst du heute Nacht noch arbeiten?«, fragte er matt. »Dann darfst du mir keine Energie geben. Das wäre zu gefährlich.«

      Gabriel schnaubte. »Kleiner, was glaubst du wohl, was mir wichtiger ist? Du oder mein Job?« Bedeutungsvoll bohrte er seinen Blick in Cams. »Aber keine Sorge. Ich hab frei. Wir haben diese Woche so viele Doppelschichten geschoben, dass der Commander uns erst am Montag wiedersehen will. Also wehr dich nicht und lass mich dir helfen.«

      Cam gab nach und ließ die Verbindung zu. Gabriel behielt seine Hand auf Cams Stirn, bis Kopfschmerzen und Schwindel verschwunden waren, dann zog er sie zurück, hielt aber mit der anderen weiter Cams Hand und half ihm, seine Kräfte zu regenerieren.

      Müde lehnte Cam den Kopf gegen das Sitzkissen des Sessels und schaute zu Sammy hinüber. Sue kniete neben der Couch und hatte ihre Hände auf Herz und Stirn des Kleinen gelegt, um ihm beim Aufwachen zu helfen. Am anderen Ende der Couch hockte Phil bei Lily und hatte die Kleine gerade untersucht. Die Fünfjährige war bereits wieder wach, schmiegte sich in die Arme ihre Mum und grinste, als Phil ihr erklärte, dass planschen in der Badewanne die beste Medizin gegen Geisterkälte war, außerdem eine große Portion Abendessen, danach kuscheln mit Mum und Dad und eine heiße Milch mit Honig.

      »Au ja, Honigmilch will ich nachher auch«, seufzte Ella sehnsüchtig.

      Sie saß auf einem flauschigen Teppich neben dem Sofa und lehnte sich an ihre große Schwester. Sky hatte den Arm um sie gelegt und hielt Ellas Hand, doch Cam sah keinen Silbernebel zwischen den Fingern der beiden. Anscheinend brauchte Ella keine fremde Energie, um ihre Kräfte zu regenerieren. Sie sah zwar ein bisschen blass aus und war regendurchnässt, wirkte ansonsten aber völlig munter und kein bisschen so, wie Cam sich gerade fühlte – als hätte er einen stundenlangen Marathon hinter sich, gleichzeitig eine Matheklausur geschrieben und wäre am Ende von einem Boxprofi als Ganzkörper-Punching-Bag missbraucht worden.

      Wie machte Ella das?! Das war absolut unfair!

      George kniete bei Sue und keuchte erleichtert auf, als Sammy sich zu regen begann und die Augen öffnete.

      »Hey, kleiner Mann, da bist du ja wieder.« Lächelnd strich Sue ihm über die strubbeligen Haare und trennte die Verbindung zwischen ihnen.

      Sammy blinzelte sie verwirrt an und wirkte noch ziemlich benommen. Eingeschüchtert sah er zu den ganzen Leuten, die um ihn herum im Wohnzimmer versammelt waren und streckte seine Ärmchen zu seinem Daddy aus. Mit Tränen in den Augen zog George seinen Sohn an sich und setzte sich mit ihm zu Linda und Lily auf die Couch.

      »Danke«, sagte er tief bewegt zu Sue, blickte dann aber vor allem zu Cam und Ella. »Ihr habt unseren Kindern das Leben gerettet.« Er drückte Sammy fest an sich und strich Lily über den Kopf. »Ich weiß nicht, wie wir das jemals wiedergutmachen können.«

      »Das müsst

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