Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel. Nadine Erdmann

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Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel - Nadine Erdmann Die Totenbändiger - Die gesamte Staffel

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Menschen, aber dieses viele Alleinsein tut dir nicht gut.«

      Cam grub seine Hände tief in die Jackentaschen und schwieg.

      Sie bogen in den Crescent Drive ein, an dessen Ende ihr Zuhause lag und der Wald des Heath begann. Der Kombi hatte in der Einfahrt ihres Nachbarhauses geparkt und im Licht der Scheinwerfer sahen die beiden, wie Linda Archer aus dem Wagen stieg und durch den Regen zum Garagentor eilte. Die Hintertür des Autos ging auf und ein kleiner Junge kletterte heraus, gefolgt von einem Mädchen.

      Sam und Lily.

      Ella passte manchmal auf die zwei auf.

      Sam sprang vergnügt in eine Pfütze, die sich auf der Einfahrt gebildet hatte, und Lily machte sofort begeistert mit.

      »Hör zu«, begann Ella. »Ich weiß, du brauchst immer ein bisschen, bis du anderen Leuten vertraust. Und das ist völlig okay. Aber gibt Evan eine Chance. Du musst ja nicht gleich wild mit ihm rumknutschen oder Sex haben, wenn das nicht dein Ding ist. Aber trefft euch doch einfach mal außerhalb der Schule und verbringt ein bisschen Zeit miteinander.« Sie rempelte ihren Bruder liebevoll an. »Wer weiß, was dann passiert?«

      Cam verzog das Gesicht, doch seine Antwort blieb ihm im Hals stecken, als Sam und Lily plötzlich panisch aufschrien. Erschrocken sah er zur Einfahrt.

      Ein schwarzer Schatten schoss aus der Dunkelheit und stürzte sich auf die Kinder.

      Der Schatten hüllte die beiden Kleinen ein und erstickte augenblicklich ihre Schreie. Dafür schrie jetzt Linda auf und stürzte die Einfahrt hinunter.

      Ella und Cam rannten los.

      »Linda, nein! Bleib zurück!«

      »Lily! Sam!« Linda war völlig hysterisch, blieb zum Glück aber auf Abstand zum Geist. »Helft ihnen! Bitte! Holt sie da raus!«

      Schon im Rennen bündelte Cam seine Energie.

      Der Schattengeist war riesig. Sicher gute zweieinhalb Meter. Grob bildete er menschliche Umrisse, doch er war breiter, seine Konturen waberten und er schien aus nichts als undurchdringlicher Schwärze zu bestehen.

      Von Sam und Lily war nichts mehr zu sehen.

      Cam warf einen hastigen Blick zu Ella. »Wir reißen ihn auseinander, okay?«

      Sie nickte knapp. Silbernebel wirbelte angriffsbereit um ihre Finger.

      »Jetzt!« Cam ließ seine Energie auf den Schatten los.

      Nebelfäden verästelten sich wie ein vielzackiger Blitz und krallten sich in die Schwärze. Auf der anderen Seite des Geistes tat Ella dasselbe, dann zerrten beide an der Todesenergie des Schattens.

      Cam merkte sofort, wie stark ihr Gegner war – und die reine, pure Lebensenergie, die er den beiden Kindern raubte, machte ihn noch stärker.

      Unbändige Wut rauschte durch Cams Körper. Er hasste dieses Drecksbiest dafür, dass es sich an unschuldigen Kinder vergriff, die sich kein bisschen wehren konnten.

      Cam zerrte mit aller Kraft, die in ihm war. Spürte kaum die eisige Kälte, als die Todesenergie in seinen Körper drang. Hass und Wut brodelten so heiß, dass sie sie niederrangen und neutralisierten. Voller Genugtuung sah Cam, wie der Schatten allmählich durchscheinend wurde.

      Das Biest wurde schwächer.

      Cam konnte Sam und Lily in seinem Inneren sehen. Sie schwebten einen knappen Meter über dem Boden in der Schwärze und schienen bewusstlos zu sein.

      Hoffentlich.

      Sie durften nicht tot sein.

      Sie waren noch so jung. Erst drei und fünf.

      Ihre Leben durften einfach noch nicht vorbei sein, bloß weil dieser beschissene Geist sie erwischt hatte!

      Wieder zerrte Cam mit aller Macht.

      Seine Hände brannten vor Kälte, als er noch mehr Todesenergie in sich hineinzog. Er spürte den Zorn des Schattens, fühlte, wie die Kreatur dem Ende bewusst versuchte, den Spieß umzudrehen und Cam seine Energie zu rauben.

      Vergiss es!

      Grimmig presste er die Kiefer aufeinander.

      Er würde dieses verfluchte Biest garantiert nicht gewinnen lassen!

      Ihm gegenüber kämpfte Ella genauso entschlossen.

      Gemeinsam mussten sie es einfach schaffen!

      Wieder zerrte Cam eine Woge Todesenergie in sich hinein, löschte sie mit seinem silbernen Leben, griff nach noch mehr Tod – und plötzlich riss der Schatten auseinander.

      Ella und Cam stolperten zurück, als ihre Silbernebel auf einmal ins Leere griffen, und Sam und Lily fielen reglos auf die regennasse Einfahrt.

      Der Geist war zerfetzt.

      Sie hatten es geschafft!

      Ein paar letzte schwarze Schwaden zerfaserten ins Nichts, doch dafür hatte weder Cam noch Ella einen Blick übrig. Sie stürzten zu den beiden Kinder, legten ihre Hände auf ihre Stirn und suchten nach der Lebensenergie der Kleinen.

      »Was ist mit ihnen?« Völlig aufgelöst kauerte Linda sich neben sie.

      »Sind sie –« George brach ab, unfähig, den Satz zu Ende zu sprechen.

      Cam hatte gar nicht mitbekommen, dass er aufgetaucht war. Er musste im Haus gewesen sein und die Schreie seiner Familie gehört haben.

      »Lily lebt.« Ella hatte ihre Hände um die Stirn der Fünfjährigen gelegt.

      »Sam auch. Aber nur noch gerade so.«

      Die beiden Eltern keuchten erleichtert auf.

      »Bitte, könnt ihr ihnen helfen?«, schluchzte Linda.

      Cam schickte bereits Lebensenergie in Sam, konnte sich aber nicht gut genug konzentrieren, weil er gleichzeitig die Umgebung absuchte.

      Wenn hier ein verdammter Geist gelauert hatte, konnte es auch noch andere geben.

      »Klar«, sagte Ella sofort. »Aber wir müssen ins Haus. Geister lieben Kinder und wir sind hier sechs Leute auf einem Haufen. Wenn wir hierbleiben, locken wir noch mehr Biester an.«

      »Verdammt, natürlich! Kommt rein!«

      Rasch nahm George seine Tochter auf den Arm, Linda ihren Sohn und sie hetzten ins Haus.

      Cam wollte hinterhereilen, spürte aber, wie ihm beim Aufstehen schwindelig wurde, sodass er es langsamer angehen lassen musste, als ihm lieb war. Ella half ihm auf und sie stolperten so schnell sie konnten hinter George und Linda her ins Wohnzimmer der Familie.

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