Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel. Nadine Erdmann
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Читать онлайн книгу Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel - Nadine Erdmann страница 61
Der Schwindel meldete sich zurück, genauso wie das Pochen an den Schläfen.
»Geht es?« Phil musterte seinen Sohn prüfend, als der leicht schwankte und noch eine Spur blasser wurde, als er es ohnehin schon gewesen war.
Cam atmete tief durch und schüttelte ihn ab. »Ja, alles gut.«
Linda und George erhoben sich. »Danke noch mal für eure Hilfe. Ohne euch …«
Sue strich Linda über den Arm. »Sehr gern geschehen. Und jetzt hakt es ab und denkt nicht mehr zu viel darüber nach.«
Gabriel, Connor und Sky erschienen wieder in der Tür.
»Draußen ist alles friedlich.« Gabriel reichte George den Schlüssel. »Das Auto ist geparkt und der Bewegungsmelder funktioniert einwandfrei. Eure Eltern sollten also keine Probleme haben, wenn sie heimkommen. Falls aber doch irgendwas komisch sein sollte, riskiert nichts und ruft an. Wir sehen uns das dann an.«
»Danke.«
»Kein Ding.« Er musterte Ella und Cam. »Jetzt bringen wir aber erst mal euch zwei nach Hause. Ihr seht so aus, als könntet ihr dringend eine Riesenportion großmütterlicher Fürsorge vertragen. Und vor allem eine heiße Dusche und trockene Klamotten. Also Abmarsch.«
Sie verabschiedeten sich von den Archers und eilten durch den Regen hinüber zu ihrem Zuhause. Erschöpft vom kurzen Spurt lehnte Cam sich gegen die Hauswand, während Sue die Tür aufschloss.
»Warum bist du eigentlich nicht genauso kaputt wie ich?«, grummelte er, als Ella unverschämt munter durch die Tür schlüpfte, kaum dass sie offen war, während er nur völlig erledigt hinter ihr her tappen konnte.
Ella wandte sich zu ihm um. »Ist das jetzt ein Scherz?«
Verständnislos schüttelte er den Kopf. »Nein. Warum?«
Sie hob eine Augenbraue. »Du hast echt nicht gemerkt, dass du den Schatten fast im Alleingang plattgemacht hast? Du hast so heftig an dem Biest gezerrt, dass du mich fast von den Füßen gerissen hättest. Alles, was ich machen konnte, war, mich dagegenzustemmen. Ich hab zwar geholfen, ihn auseinanderzureißen, aber ich konnte nichts von seiner Todesenergie zu mir ziehen, weil du alles aus dem Biest zu dir gezerrt hast. Hast du das wirklich nicht gemerkt?«
Verwirrt runzelte Cam die Stirn. »Nein. Ich – ich wollte bloß nicht, dass der Schatten Sam und Lily tötet.«
»Alle Achtung. Scheint so, als hättest du dafür ein paar Superkräfte entwickelt.« Gabriel knuffte ihm gegen die Schulter.
Cam strafte ihn mit einem vernichtenden Blick, doch bevor er irgendwas sagen konnte, zog Connor ihn ebenfalls auf.
»Ist in der Schule vielleicht irgendwas Außergewöhnliches passiert? Wurdest du im Chemieunterricht zufällig von einer radioaktiven Spinne gebissen, oder so?«
Gabriel lachte auf. »Genau! Spider-Cam!«
Cam schnaubte.
Das Letzte, was er haben wollte, waren irgendwelche bescheuerten Superkräfte, die ihn noch freakiger machten, als er es ohnehin schon war.
Er verkniff sich aber eine Antwort und rempelte sich bloß an den beiden vorbei Richtung Treppe.
»Hey, du bist jetzt nicht wirklich angepisst, oder? Was ist los?«
»Nichts!«
Gabriel packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Das hier ist nicht nichts. Was ist los? Connor und ich haben nur einen blöden Witz gemacht.«
»Ja, total lustig«, gab Cam biestig zurück. »Ich hab innerlich ganz laut gelacht.« Er riss seinen Arm aus Gabriels Griff und stieg so schnell es seine müden Knochen erlaubten die Treppe hinauf.
»Was war das denn?« Verwirrt blickte Connor ihm hinterher. »Er ist doch sonst nicht so empfindlich.«
Phil stellte seine Arzttasche einsatzbereit neben die Haustür und seufzte. »Wer weiß, was da gerade mal wieder in ihm vorgeht.« Er blickte zu seinem Ältesten. »Kläre das, okay? Ich will keinen Streit zwischen euch. Cam kämpft gerade schon an genug Fronten. Er braucht nicht auch noch eine zwischen euch.«
Gabriel hob die Hände. »Glaub mir, die brauche ich auch nicht.« Er wandte sich der Treppe zu.
»Soll ich mitkommen?«, fragte Connor. »Was auch immer los ist, ist ja irgendwie auch meine Schuld.«
»Nein, ich mach das schon. Das ist so ein Brüder-Ding.« Gabriel verschwand in die oberen Stockwerke.
Ella blickte ihm nach. Sie hasste es, wenn es in ihrer Familie Streit gab.
»Hey.« Sue zog sie in ihre Arme. »Keine Sorge. Du kennst die zwei doch. Die kriegen das wieder hin.« Sie gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. »Und ich hoffe, du weißt, wie stolz dein Dad und ich auf dich und Cam sind.«
Ella hob bloß die Schultern. »Ich glaube, so richtig hat da keiner von uns drüber nachgedacht. Als Sam und Lily geschrien haben, sind wir einfach losgerannt.«
Phil strich ihr liebevoll über die regennassen Haare. »Genau deshalb sind wir stolz auf euch. Weil es für euch selbstverständlich ist, zu helfen. Und jetzt geh duschen und dann komm essen. Granny will mit Sicherheit alle Einzelheiten über eure Heldentat hören.«
Edna kam aus der Küche und trocknete ihre Hände an einem Geschirrtuch ab. »Das will ich allerdings. Also beeilt euch. Alle. Das Abendessen ist gleich fertig.«
Cam warf die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zu, kickte seine Schuhe von den Füßen und verdrehte die Augen, als es klopfte.
»Geh weg!«
Ihm war kalt, er war kaputt und er wollte einfach nur kurz seine Ruhe haben. War das echt zu viel verlangt?
»Tut mir leid, das kann ich nicht.« Gabriel öffnete die Tür und trat ein. »Nicht, bevor du mir nicht gesagt hast, was los ist. Normalerweise bist du nicht auf den Mund gefallen, wenn dich irgendjemand von uns ärgert. Was war also so schlimm an dem blöden Witz, den Connor und ich gemacht haben, dass du jetzt nicht mehr mit mir reden willst?«
Genervt verpasste Cam einem seiner Schuhe einen Tritt quer durchs Zimmer. »Ich hab keine Ahnung, welche kranken Experimente in den ersten vier Jahren meines Leben mit mir gemacht wurden, also sorry, dass ich es nicht witzig finde, wenn ich plötzlich irgendwelche freakigen Superkräfte an den Tag lege, von denen kein Mensch weiß, wo sie herkommen und was sie bedeuten! Ich dachte, du verstehst das und reitest nicht noch darauf herum.«
Unwirsch strich er sich die nassen Haare aus der Stirn, fühlte sich aber zu k. o., um mit seinem Bruder zu streiten. Er wollte ihn bloß loswerden und allein sein. »Aber egal. Ich muss duschen und mich umziehen, also geh jetzt bitte einfach.« Er streifte seine Jacke ab und warf sie aufs Bett. »Und wenn Phil dich geschickt hat, weil er nicht will, dass wir uns streiten – keine Sorge, gleich beim Abendessen ist alles wieder gut. Aber jetzt brauche ich einen Moment für mich alleine, okay?«
Gabriel musterte ihn einen Moment lang und schüttelte dann den