Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel. Nadine Erdmann
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Читать онлайн книгу Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel - Nadine Erdmann страница 60
»Was genau ist denn überhaupt passiert?«, fragte Connor, der am Fenster stand und den Garten im Auge behielt.
»Ich hab Lily vom Turnen abgeholt«, erzählte Linda. »Normalerweise fahre ich mit dem Wagen immer direkt in die Garage, besonders dann, wenn es schon dunkel ist. Wir haben ein elektrisches Tor und Bewegungsmelder, die im Inneren der Garage für Licht sorgen. Und von der Garage aus kann man direkt in den Hauswirtschaftsraum gehen. Es ist eigentlich wirklich alles abgesichert.«
»Seit gestern Abend funktioniert jedoch die Elektrik im Garagentor nicht mehr«, fuhr George fort. »Ich weiß nicht, was kaputtgegangen ist, aber das Tor lässt sich nur noch manuell öffnen. Ich hab heute Morgen bei der Firma angerufen, die können allerdings erst am Montag jemanden schicken.« Er schnaubte. »Und natürlich herrscht ausgerechnet jetzt Weltuntergangswetter da draußen und es ist früher dunkel geworden als sonst.«
»Ich hab den Wagen in der Einfahrt geparkt, um das Tor aufzumachen, und den Kinder gesagt, dass sie im Auto bleiben sollen, bis wir in der Garage sind«, sagte Linda. »Aber Sam kann sich mittlerweile alleine aus seinem Kindersitz befreien und da er Regen und Pfützen liebt, ist er aus dem Wagen geklettert und Lily ist ihm hinterher. Das habe ich aber nicht mitbekommen, weil ich mit dem Schloss am Garagentor zu kämpfen hatte.« Sie schluckte hart und zog ihre Tochter fest an sich. »Ich hab nur gehört, wie die beiden plötzlich geschrien haben. Und dann – dann war da dieses riesige schwarze Ding. Wie aus dem Nichts. Es hat sich auf sie gestürzt und sie umschlungen.« Wieder musste sie schlucken und kämpfte sichtlich mit den Tränen. »Es ging alles so schnell. Ich – ich konnte nichts tun.«
George schlang seinen Arm um sie und Linda atmete tief durch, um ihre Fassung zurückzugewinnen. »Dann waren auf einmal die beiden da.« Sie blickte zu Cam und Ella. »Und – ich weiß nicht, was sie gemacht haben, aber sie haben Lily und Sam aus diesem Ding herausgeholt und es vernichtet.«
Jetzt tropften doch Tränen aus ihren Augen, als sie ihrer Tochter einen Kuss aufs Haar gab und ihrem Sohn über den Kopf strich. »George hat recht. Wir verdanken euch das Leben unserer Kinder.« Sie blickte von Cam zu Ella. »Und nein, das ist nicht selbstverständlich. Das ist etwas, das wir euch niemals vergessen werden.«
Ella und Cam lächelten verlegen.
»Was ich nicht verstehe«, sagte George, »ist, wie dieses Biest auf unser Grundstück kommen konnte. Wir haben Eisenzäune und Schutzpflanzen. Das sollte Geister doch eigentlich fernhalten, oder nicht?«
»Was für ein Geist war es denn?«, fragte Sky. »Wenn er kein Geisterleuchten an sich hatte, sondern schwarz war, klingt es nach einem Schatten oder Hocus. Hat das Biest irgendwelche Laute von sich gegeben?«
»Nein. Es war ein Schatten.« Cam setzte sich auf und zog seine Hand aus Gabriels. »Er war ziemlich stark. Aber Ella und ich haben es geschafft, ihn auseinanderzureißen, bevor er den Kids zu viel Energie rauben konnte.«
Ella betrachtete ihn mit einem Stirnrunzeln, das Cam nicht verstand.
»Na, das erklärt es dann. Starke Geister schaffen es manchmal, Schutzbarrieren zu überwinden«, meinte Connor an George und Linda gewandt. »Besonders in Unheiligen Jahren. Außerdem ist nächste Woche Vollmond und wir nähern uns dem Äquinoktium. Ich fürchte, da werden Geisterübergriffe in geschützte Bereiche noch öfter vorkommen. Vor allem dort, wo Kinder wohnen.«
»Habt ihr Taschenlampen mit Magnesiumlicht?«, fragte Gabriel. »Die sind zwar teuer, bieten allerdings dafür auch einen ganz guten Schutz gegen Geisterangriffe.«
»Wir haben eine«, antwortete George. »Aber ich schätze, für die dunkle Jahreszeit rüsten wir da noch auf.«
»Vielleicht sollten wir auch noch mal durchrechnen, ob wir uns nicht doch eine Beleuchtung im Vorgarten leisten können«, meinte Linda mit Blick zu George. »Ich weiß, es ist teuer, aber wenn wir zusammenlegen …«
Georges Eltern lebten mit im Haus.
Er nickte. »Wir reden mit ihnen.«
»Und wir sollten sie anrufen. Damit sie vorsichtig sind, wenn sie nach Hause kommen. Sie sind mit Freunden bowlen gegangen«, erklärte Linda für die anderen.
Gabriel stand auf. »Ich gehe raus und parke euren Wagen in der Garage. Dann lass ich das Tor auf, damit eure Eltern reinfahren können, ohne aussteigen zu müssen. Der Bewegungsmelder fürs Licht funktioniert doch noch, oder?«
Linda nickte. »Nur das Tor ist kaputt. Und danke, das wäre großartig.«
»Kein Ding, wo ist der Schlüssel?«
Unsicher hob Linda die Schultern. »Ich glaube, den hab ich vor dem Tor fallen gelassen. Aber ich weiß es nicht genau.«
»Ich finde ihn schon.« Gabriel zog eine Taschenlampe aus seiner Jackentasche.
»Ich komme mit dir«, bot Connor sofort an.
»Ich auch.« Sky stand ebenfalls auf. »Dann können wir auch gleich noch nachsehen, ob da draußen noch mehr Geister herumlungern.«
Die drei verschwanden zur Haustür.
Phil beendete seine Untersuchung bei Sammy und strubbelte seinem kleinen Patienten durch die Haare. »Das hast du toll gemacht.«
»Ist er in Ordnung?«, fragte George besorgt.
Phil nickte. »Seine Körpertemperatur ist noch ein bisschen niedrig, aber Herzschlag und Atmung sind völlig normal. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen.« Er schaute zu Lily. »Weißt du noch, welche Medizin ich euch verschrieben hab?«
Lily nickte. »In der Badewanne planschen, Abendessen, kuscheln und heiße Milch mit Honig trinken«, zählte sie gewissenhaft auf und hob bei jedem Punkt einen Finger.
»Sehr gut.«
Lily grinste stolz.
»Das ist wirklich alles?«, hakte Linda nach.
»Ja, keine Sorge. Die zwei sind gesunde Kids, sie werden das gut wegstecken. Was ihnen an Energie und Körperwärme noch fehlt, regenerieren sie über Nacht. Aber falls wirklich noch irgendwas sein sollte, ruft an. Egal zu welcher Zeit. Dann komme ich noch mal her und sehe nach ihnen.«
»Danke.«
Phil schüttelte den Kopf. »Keine Ursache. Dafür bin ich ja da.« Dann wandte er sich zu Ella um. »Dir geht es gut?«
Sie nickte und stand vom Boden auf. »Yep. Mir ist nur kalt und ich muss aus den nassen Klamotten raus.«
»Und was ist mit dir?« Phil hockte sich zu Cam und fühlte seine Hände und Stirn.
»Nur noch ein bisschen k. o.« Cam fröstelte. »Und ich muss auch aus den nassen Klamotten raus.«
Phil nahm kurz seinen Puls und nickte dann. »Eine heiße Dusche ist sicher auch eine gute Idee.«
»Und Abendessen!«, rief Lily eifrig. »Und dann kuscheln und eine heiße Milch mit Honig!« Sie hüpfte von der Couch und schlang ihre Arme um Ella. »Danke, dass du mir geholfen hast. Du bist sooo cool!« Sie strich mit ihren Fingern über die Linien an Ellas Stirn. »Wenn