Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold

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Black Heart - Die gesamte erste Staffel - Kim Leopold Black Heart - Die gesamte Staffel

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vollkommen aus der Bahn zu werfen. Statt dass der Becher sich erwärmt, zerplatzt er plötzlich, ohne dass ich einen Piep von mir gegeben habe.

      Alex und ich fahren auseinander, die Hände voll mit kaltem Kaffee. Er schaut erst den Boden an, auf dem die Überreste des Bechers in einer Pfütze brauner Flüssigkeit liegen, dann mich. In seinen Gesichtszügen sehe ich seine Überraschung.

      »Ups?«, mache ich mit hochgezogenen Schultern.

      »Da warst du wohl nicht ganz bei der Sache.« Er lacht leise auf und holt mit spitzen Fingern eine Packung Taschentücher aus seiner Jackentasche. Er reicht mir eins, bevor er seine eigenen Hände saubermacht, den Becher aufhebt und ihn mitsamt den benutzten Taschentüchern zum nächsten Mülleimer bringt.

      Ich schaue ihm hinterher und frage mich, ob er gemerkt hat, dass er es ist, der mich aus der Fassung bringt. Hoffentlich nicht.

      Wie peinlich es wäre, als die Schülerin an die neue Schule zu kommen, die Hals über Kopf in den Lehrer verknallt ist.

      Abgesehen davon bin ich nicht verknallt.

      Nur ein bisschen verwirrt.

      Rein biologisch gesehen wäre er ja auch ein Prachtexemplar, um sich fortzupflanzen. Kein Wunder, dass mein Körper ein Eigenleben entwickelt, wenn er in der Nähe ist.

      »Worüber denkst du so angestrengt nach?«, fragt er grinsend und ich vergesse besser sehr schnell, woran ich gerade gedacht habe.

      »Nichts«, krächze ich. Na toll. Ich räuspere mich und versuche es noch einmal. »Nichts Besonderes. Ich habe nur gerade über … über …« Hilflos starre ich ihn an und werde knallrot. »Über die Kaffeeflecken auf deinem Mantel nachgedacht«, rette ich mich schließlich.

      Er schaut an sich herab und begutachtet die winzigen, beinahe unsichtbaren Spritzer. »Nichts, was eine Waschmaschine nicht wieder rausbekommen würde.«

      »Hm«, mache ich und finde allmählich wieder zu meiner alten Form zurück. »Sowas macht ihr nicht mit Magie?«

      »Nicht, wenn jemand seine Magie noch nicht unter Kontrolle hat.« Er zwinkert mir zu, und ich muss mich stark zusammenreißen, nicht wieder rot anzulaufen.

      Aber dazu bleibt mir auch keine Zeit, denn in dem Augenblick zischt etwas an unseren Köpfen vorbei und landet auf dem Dach. Ein Vogel!

      Das denke ich zuerst, aber dann wird der Vogel größer und verwächst sich irgendwie. Die Flügel werden zu Pfoten, der Schnabel zu einem Maul mit scharfen Reißzähnen.

      »Gestaltwandler«, murmelt Alex und schiebt sich vor mich. So schnell, wie er sein Messer gezückt hat, könnte ich noch nicht einmal das Wort Gestaltwandler sagen.

      Es dauert keine zehn Sekunden, da greift der Tiger an. Wenn ich nicht damit beschäftigt wäre, meinen Mantel aufzuknöpfen, um meinen Dolch aus dem Holster zu holen, wäre ich vermutlich schreiend weggerannt.

      Aber so schaffe ich es, meine aufkeimende Angst zu unterdrücken, und blicke erst auf, als der Tiger und Alex ringend auf dem Boden liegen. Sein Messer liegt meilenweit entfernt, und es sieht nicht aus, als hätte Alex die Überhand. Im Gegenteil – es sieht aus, als hätte er in diesem unfairen Kampf keine Chance!

      Panisch wedle ich mit den Händen. »Hey, du Mistkerl! Hier bin ich!«

      Der Tiger hebt seinen Blick für einen Moment, aber das reicht, damit Alex sich aus seinen Fängen befreien und zur Seite rollen kann. Noch in der Bewegung greift er nach dem Dolch in seinem Holster, doch es ist zu spät. Der Tiger stürzt sich mit einem lauten Brüll auf ihn und ich stürze hinterher, um meinen eigenen Dolch in das Tier zu rammen.

      Nur verletzen, hat Alex gesagt.

      Der Dolch gleitet durch das Fell wie ein Messer durch weiche Butter. Der Tiger jault und bricht über Alex zusammen.

      Ich warte einen Moment lang mit vor Angst geschlossenen Augen ab, aber er rührt sich nicht mehr. Ich wage es, die Augen wieder zu öffnen, ziehe den Dolch zurück und lasse mich auf den Boden fallen. »Alex?«

      »Mir geht’s gut«, presst er hervor.

      Der Tiger flackert und verwandelt sich in einen nackten Mann, kaum älter als wir, mit dunkelblondem Haar und blauen Augen. Stöhnend stößt Alex den leblosen Körper von sich. Nicht nur ich habe mit meinem Dolch getroffen. Alex’ Dolch steckt in seiner Brust, mitten im Herzen.

      Präzise.

      Ich wende meinen Blick ab, um nicht zu sehr darüber nachzudenken, was wir gerade getan haben, und schaue zu Alex, der sich langsam aufrichtet. Seine Hand gleitet zu seinem Hinterkopf.

      »Nicht schon wieder«, murmelt er und holt seufzend die Packung Taschentücher aus seiner Tasche, um seine Finger vom Blut zu säubern. »Kannst du mal gucken, wie schlimm es ist?«

      Ich nicke irritiert und stehe auf, um nach der Wunde zu schauen. Glücklicherweise ist es harmloser, als es auf den ersten Blick wirkte.

      »Hast du Schmerzen?«

      »Noch nicht«, murmelt er und lässt sich von mir aufhelfen. »Aber das gibt sicher eine schöne Gehirnerschütterung.«

      »Kommt das häufiger vor?«

      »Berufsrisiko.« Er zuckt mit den Schultern. »Aber jetzt zu dir: Hast du dir wehgetan?«

      Ich schüttle den Kopf und verschränke zitternd die Arme vor der Brust.

      Denk nicht drüber nach, rede ich mir ein, doch es fällt mir schwer, zu ignorieren, dass wir gerade einen Menschen … ein Lebewesen getötet haben, ohne mit der Wimper zu zucken. Auch wenn es vielleicht nicht mein Dolch war, der ihm letztendlich den tödlichen Stoß gegeben hat – es fühlt sich an, als würde sein Blut an meinen Händen kleben.

      »Er hätte uns getötet, wenn wir es nicht getan hätten.« Alex sammelt seine Messer ein und steckt sie zurück in den Holster, bevor er seine Jacke anzieht. Die Leiche flackert ein paar Mal auf, bevor sie langsam unsichtbar wird und schließlich ganz verschwindet.

      Allein das sollte mir zeigen, dass dieses Wesen nicht menschlich war.

      Aber ist das Grund genug für seinen Tod? Wer sind wir, diese Entscheidung zu fällen?

      Lille, 2018

      Azalea

      ❤

      »Kannst du mir mal verraten, wie wir auf die hirnrissige Idee gekommen sind, nachts in ein verlassenes Gefängnis einzubrechen?« Ich suche jeden Zentimeter des Bodens nach meinem Talisman ab, was zwischen Schutt und Staubschichten gar nicht so einfach ist. Melvin hat sich der anderen Seite des Korridors gewidmet.

      »Gute Frage.« Er wirft mir über die Gitterstäbe des Geländers einen entschuldigenden Blick zu. »Ich schätze, das war die dämlichste Idee, die man jemals haben konnte.«

      Melvin kann sich nicht genau daran erinnern, wo wir gewesen sind, also bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die fünf Stockwerke abzusuchen, bis wir fündig werden. Wenn wir die Kette überhaupt jemals finden, bevor es dunkel wird. Noch fällt genug Tageslicht

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