Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
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»Eigentlich sollte ich dir das verbieten«, meint er. »Du wirst richtig Ärger bekommen, wenn du deinen neuen Lehrern die Zunge rausstreckst. Aber ich mag es, dass du so eigensinnig bist.«
Ist das ein … Kompliment?
Hitze steigt mir in die Wangen, als er mich mit einer sonderbaren Mischung aus Interesse und Stolz betrachtet. »Es ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass du frischen Wind in den Palast bringst.«
»Hm«, mache ich und grinse ihn an. »Danke?«
Er schüttelt belustigt den Kopf, bevor wir uns auf den Weg zu seinem Auto machen und in den Abendverkehr abtauchen. Unterwegs erzählt er mir mehr über unsere Familien. Darüber, dass seine Eltern damals am Palast der Träume unterrichtet haben und so meine Mutter kennengelernt haben. Da war sie in meinem Alter. Er erzählt davon, wie er den Kontakt zu meiner Familie gehalten hat, um sicher zu sein, dass ich Hilfe bekomme, wenn ich sie brauche.
»Die Sache vor fünf Jahren«, setze ich an. »Hatte das was damit zu tun?«
Er kaut nachdenklich auf seiner Lippe herum.
»Vielleicht«, antwortet er schließlich.
»Weil, wenn es das nicht hatte, dann …« Ich verstumme und schaue aus dem Fenster. Liam erschien mir damals genauso real wie die Erscheinungen, die ich in der letzten Nacht gesehen habe. Wenn die nichts mit der Magie zu tun haben, bin ich womöglich …
»Du bist nicht irre«, widerspricht Alex meinen Gedanken. »Ganz bestimmt nicht. Nur, weil wir noch nie etwas davon gehört haben, dass eine Hexe vor ihrem achtzehnten Lebensjahr in Berührung mit Magie gekommen ist, heißt das nicht, dass es unmöglich ist.« Er fährt von der Autobahn und bahnt sich seinen Weg durch das Flughafenchaos. »Ich glaube, du wirst dich im Palast sehr wohl fühlen. Die meisten Hexen finden dort erst wirklich zu sich, weil sie schon immer gemerkt haben, dass sie irgendwie anders sind und das nicht einordnen konnten.«
»Das hört sich an, als würdest du mich zu einem Haufen Irrer bringen«, gebe ich lachend zu bedenken, doch insgeheim verleihen mir seine Worte Sicherheit. Wenn dort alle so sind wie ich, so anders … dann sind wir uns vielleicht sehr viel ähnlicher, als ich zu hoffen gewagt habe.
Kapitel 7
Lille, 2018
Azalea
❤
»Das ist mehr als verrückt«, flüstere ich, als Melvin das Auto in sicherem Abstand zum Gefängnisgelände parkt. Das große Gebäude erhebt sich ehrfürchtig vor dem Morgenhimmel. »Ich glaub einfach nicht, dass wir heute Nacht da drin gewesen sind.«
»Vielleicht erinnerst du dich, wenn wir reingehen.« Melvin öffnet die Tür und steigt aus. Ich folge ihm kurz darauf, den Blick immer noch auf das riesige Gebäude gerichtet. Wie sollen wir da mein Amulett wiederfinden?
Ich trinke meinen Kaffee aus, stelle den Becher in den Wagen, steige aus und klappe die Tür zu. »Also gut, dann mal los.«
Melvin wirft mir einen bewundernden Blick zu. Wahrscheinlich fragt er sich, wie ich so mutig vorangehen kann … dabei bin ich das gar nicht. In Wahrheit würde ich mir am liebsten in die Hose machen, als wir kurze Zeit später das Loch im Zaun erreichen und hindurch schlüpfen.
Ob es wirklich so eine gute Idee ist, in ein verlassenes Gebäude einzubrechen?
Auf dem Gelände ist es ruhig. Lille scheint meilenweit entfernt zu sein, dabei sind wir gar nicht so weit draußen.
»Dort entlang.« Melvin deutet auf die andere Seite des Hofes, der früher offenbar als Spielfeld genutzt wurde. Unter Geröll und Pflanzen erkennt man an manchen Stellen noch schwach die Spielfeldzeichnungen.
Wir entdecken eine blaue Blechtür, deren unterer Teil fehlt, so dass wir nacheinander hineinschlüpfen können. Mein Herz schlägt schneller, als wir die Taschenlampen unserer Handys einschalten. Wir stehen in einem schmalen, gefliesten Raum, dessen Wände mit Graffitis beschmiert sind, und im nächsten befindet sich auf der rechten Seite eine eiserne Wendeltreppe und eine geöffnete Tür, die hinaus in einen weiteren Innenhof führt.
»Wir müssen da hoch«, flüstert Melvin und deutet auf die Treppe. »Die Jungs fanden es witzig, dass der Verlierer zwei Stunden in einer geschlossenen Zelle verbringen muss. Wir haben die meiste Zeit oben verbracht.«
»Gott, ich kann immer noch nicht glauben, dass wir das tun«, erwidere ich leise und greife nach seiner Hand, um mich nicht so allein zu fühlen. Wieder jagt ein kurzer Stromstoß durch meinen Körper und hinterlässt ein warmes Gefühl. Ich hab mich noch nie getäuscht, was Menschen angeht. Eine Berührung, und ich weiß, ob ich ihnen vertrauen kann. Das war schon immer so.
Melvin ist definitiv einer von den Guten.
Er wirft mir einen merkwürdigen Blick zu, lässt mich aber trotzdem nicht los.
Gemeinsam gehen wir die Treppe hinauf und kommen in den Kuppelteil, den man von draußen deutlich erkennen kann. Neugierig schaue ich mich um. Was das hier wohl mal gewesen ist? Die Kantine? Die Eingangshalle?
Unter all der Zerstörung erkennt man kaum die ursprüngliche Funktion. Auch hier erobert die Natur das Innere des Gebäudes. Zwischen kaputten Wänden und eingeschlagenen Fliesen bahnen sich Pflanzen und Blumen ihren Weg der einfallenden Sonne entgegen.
»Es ist irgendwie schön«, stelle ich leise fest, als wir einen langgezogenen Saal betreten, durch dessen dreckige und zerbrochene Fensterscheiben das Licht einfällt.
Melvin schaut mich an und nickt, bevor er mich zu einem der Fenster zieht und wir in den Innenhof hinausschauen. Da vorne ist das große Eingangstor, durch das die Besucher früher das Gefängnis betreten haben.
Ich atme tief ein und – angewidert wieder aus.
»Riechst du das auch?«
Melvin rümpft die Nase und nickt. »Riecht irgendwie …«
»Verwest?«, schlage ich heiser vor und drücke mich unwillkürlich näher an ihn. Er hält meine Hand ein bisschen fester. »Meinst du, sie haben einen Gefangenen vergessen, damals?«
»Ich hoffe nicht.« Wir verlassen unseren Platz am Fenster und schauen uns um. Der Geruch beißt sich in meiner Nase fest und verschwindet auch nicht, als wir den Raum verlassen und in einen dunklen Gang abbiegen.
Die Atmosphäre wechselt sofort. Was vorher noch irgendwie schön und ruhig war, ist plötzlich totenstill und gruselig. Die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf, während wir wachsam durch den Gang schleichen, immer darauf vorbereitet, dass hinter der nächsten Ecke etwas hervorspringen könnte. Ich folge Melvin, der mutig vorausgeht, und lasse den Kegel meiner Taschenlampe immer mal wieder hinter mich gleiten.
So wie es aussieht, befinden wir uns in einem Zellengang. Zumindest scheinen die geschlossenen Türen links und rechts von uns zu Gefängniszellen zu gehören. Ich will gar nicht wissen, was sich dahinter befindet.
»Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, wispere ich kaum hörbar.
»Ehrlich gesagt: nein.«