Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
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Читать онлайн книгу Black Heart - Die gesamte erste Staffel - Kim Leopold страница 32
Wir erstarren für einen Moment, bevor wir losrennen, um zum anderen Ende des Ganges zu gelangen. Wir biegen um die Kurve, stolpern durch eine Holztür und stehen plötzlich in einem lichtdurchfluteten Korridor, der sich über mehrere Stockwerke erhebt.
Melvin reißt mich an sich, gerade rechtzeitig, denn im nächsten Moment fliegt uns etwas kleines Schwarzes mit viel Geschrei entgegen.
Einen Augenblick später löse ich mich von ihm und entdecke eine Fledermaus in der Luft, wie sie aufgeregt ihre Kreise zieht.
»Oh Gott«, flüstere ich mit rasendem Herzen. »Ich dachte, das war’s jetzt.«
»Ich auch für einen Moment.« Melvin lacht erleichtert auf. Auch ihm steht der Schock deutlich ins Gesicht geschrieben. »Aber die gute Nachricht ist: Wir sind da.«
Kapitel 8
Christiania, 1768
Mikael
❤
Ich klopfe an die geschmückte Holztür und warte ab. In meiner Magengrube spüre ich ein aufgeregtes Flirren, das ich selbst nicht zuordnen kann. Kurz darauf höre ich Schritte und Amalie öffnet die Tür, um mich in ihrem Reich willkommen zu heißen.
»Mikael«, stößt sie überrascht hervor. Hat sie vergessen, dass ich komme, um Freya abzuholen? Ich verbeuge mich höflich vor ihr.
»Ist sie bereit?«
»Nicht einmal annähernd«, zwitschert Amalie und tritt beiseite, um mich in das Vorzimmer ihrer Kammer zu lassen. Ich schaue mich um, entdecke einen Diwan und ein paar verzierte Sitzgelegenheiten, die aussehen, als würde Amalie hier regelmäßig ihren königlichen Rat abhalten. Auf dem Holztisch in der Mitte stehen ein paar Kerzen, die Wände sind mit Stoffen geschmückt, deren Farben und Muster aus fernen Ländern stammen müssen.
Ein Geschenk ihres Vaters, nehme ich an.
»Ihr könnt gerne hier warten.« Sie deutet auf den Diwan, bevor sie einen schweren Vorhang beiseite zieht und ich einen Blick auf ihre Kammer erhaschen kann. Er bleibt an einer mit Stoff bezogenen spanischen Wand hängen, die vor dem Fenster steht und von hinten beleuchtet wird. Ein schlanker Körper bewegt sich dahinter und kleidet sich an.
Das muss Freya sein.
Ich halte den Atem an.
Der Moment ist vorbei, als Amalie den Vorhang fallen lässt und mich in ihrem Atrium zurücklässt. Ich beschließe zu warten, bis Freya fertig ist, und setze mich auf den Diwan, doch das Bild ihrer Silhouette bekomme ich so schnell nicht aus dem Kopf.
Um mich abzulenken, fokussiere ich eine Kerze und lenke meine Gedanken auf die Reaktion des Königs, wenn er merkt, dass ich ihm nicht das bringe, was er sich erhofft hat. Hoffentlich finden wir in einem ihrer Bücher nach einer Möglichkeit, den König zu heilen. Struensees Einfluss steigt mit jedem Tag, an dem wir keine Lösung für den Zustand des Königs finden. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn das Volk erfährt, wer für die Regierungsentscheidungen der letzten Jahre zuständig gewesen ist. Wir brauchen eine Lösung, bevor das geschieht. Wir müssen dem König zu seiner früheren Macht verhelfen, damit Norwegen und Dänemark eine Einheit bleiben, und unter dem Geschwätz seines Stellvertreters kein Bürgerkrieg ausbricht.
Der Vorhang geht auf, und Amalie tritt heraus. Sie trägt ein kleines Tablett.
»Ich dachte, Ihr würdet vielleicht gerne einen Tee trinken.« Ein zierliches Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. Sie stellt das Tablett vor mir ab, aus der bemalten Porzellankanne dampft es und daneben steht ein passender Teller mit hübsch angerichteten Pralinés. Nur das Beste für die Tochter eines Kaufmannes. »Nach einer so langen Reise habt Ihr ein paar leckere Kleinigkeiten mehr als verdient.«
»Vielen Dank.« Ich nicke ihr wohlwollend zu, darauf bedacht, ihr nicht aus Versehen zu verstehen zu geben, ich würde sie mehr mögen, als der Anstand gebührt. »Wie lange dauert das denn noch? Ich würde gerne vor Struensees Rückkehr mit dem König sprechen.«
Amalie zieht eine Braue hoch.
»Sie ist bald bereit«, verspricht sie mir und verschwindet wieder in der Kammer.
Ich gieße mir eine Tasse Tee ein und schnuppere an dem fruchtigen Aroma. So etwas Feines bekommt man hier im Norden selten gereicht. Auch die Pralinés sind ausgezeichnet und scheinen aus fernen Ländern zu kommen. Frankreich vielleicht.
Die Schokolade schmilzt auf meiner Zunge und entfaltet ihren himmlischen Geschmack. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. Sie hatte recht, das war genau das Richtige nach dieser Reise.
Amalie wäre vermutlich keine schlechte Partie. Ich würde im Stand aufsteigen, mein Ansehen würde nicht mehr nur noch durch meine Taten bestimmt, sondern auch von dem Namen, den ich tragen könnte. Ich hätte eine Frau, die nach jeder Reise auf mich warten würde, um mich mit Tee, Schokolade und interessanten anderen Dingen zu belohnen.
Aber genauso müsste ich all die Veranstaltungen und Bälle besuchen, um die ich bisher fast immer einen Bogen gemacht habe. Sie würde bald ein Kind erwarten, mindestens eins, eher vier oder fünf, und ich bin nicht bereit dazu, für so viele Menschen zu sorgen.
Abgesehen davon müsste der König sein Einverständnis erteilen und das würde er erst, wenn meine Schuld beglichen ist.
Der Vorhang öffnet sich ein weiteres Mal. Amalie tritt heraus und an ihrem Arm – Freya.
Mir stockt der Atem, als ich sie sehe. Ihre Wangen sind gerötet, genauso die zarten Lippen. Sie trägt einen fliederfarbenen Hut, die langen Haare sind zu einem Knoten in ihrem Nacken gebunden. Das fliederfarbene Kleid hat einen dezenten Ausschnitt und sitzt so eng, dass sie unmöglich noch Luft bekommen kann. Bloß der seidige Rock wirkt bequem.
»Sieht sie nicht zauberhaft aus?«, zwitschert Amalie.
Auf Freyas Lippen bricht ein breites Lächeln aus, das sie vorher nur mit Mühe zurückhalten konnte. Ich weiß, sie kann sich selbst nicht sehen, aber wenn sie es könnte, wäre sie begeistert. Sie muss spüren, dass sie wie eine Prinzessin aussieht.
»Wahrhaftig«, erwidere ich ernst.
Kapitel 9
Düsseldorf, 2018
Louisa
❤
Ich warte im Auto, während Alex mir ein paar Schuhe aus dem nächstgelegenen Laden besorgt. Es dauert keine fünf Minuten, da ist er wieder zurück und wirft mir einen Schuhkarton auf den Schoß. Ich öffne die Schachtel einer Sportmarke und stelle erleichtert fest, dass er mir einfache schwarze Sportschuhe besorgt hat.
Nichts mit Glitzer.
Glück gehabt.
»Eigentlich wollte ich dir Schuhe mit Absatz besorgen, aber ich glaube, du hast heute schon genug Schmerzen ertragen«, witzelt er, während ich die Schuhe anziehe. Ich unterdrücke den Wunsch, ihm erneut die Zunge rauszustrecken, bevor wir das Auto umparken und gemeinsam zurück zur Flughalle gehen. Am Düsseldorfer Flughafen kann man hervorragend einkaufen gehen, auch wenn ich immer das Gefühl habe, dass die Kleidung hier teurer ist als in