Reise durch Nordwestamerika. Alexander Mackenzie
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Читать онлайн книгу Reise durch Nordwestamerika - Alexander Mackenzie страница 10
Le Roux kaufte ihnen ungefähr acht Ballen guter Biber- und Marderfelle ab, und unser English Chief erhielt 100 Felle, die ihm die Company noch schuldig war. 40 davon gab er auf Abrechnung von Schulden, die er seit den Wintern 1786 und 1787 hier am Sklavensee gemacht hatte, die übrigen tauschte er gegen Rum und anderes. Ich gab ihm und seinen beiden Begleitern dazu noch eine kleine Ration Rum als aufmunterndes Geschenk. – Mehrmals versuchte ich nun, die Rotmesser-Indianer über den weiteren Verlauf unserer Reise um Rat zu fragen, konnte aber keine wesentliche Aufklärung erhalten; von dem Fluss, den ich untersuchen wollte, kannten sie nur die Mündung. Um aber beim Befahren der vielen Buchten des Sees so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, bewog ich einen von ihnen, uns zu begleiten, versah ihn dazu mit den nötigen Gerätschaften und erhandelte für ihn und meine jungen Chipewyans ein großes neues Boot. – Wir befanden uns jetzt auf 62°24' nördl. Breite. –
In den Gesprächen mit den Eingeborenen kam heraus, dass diese sehr darauf hoffen, dass die Franzosen wieder zu ihnen kommen und in ihrer Nähe ein Fort (so nennen sie jede Niederlassung) bauen, allerdings versicherten sie mir, dass auch wir willkommen seien, wenn wir bei ihnen eine Niederlassung anlegen würden. Für diesen Fall versprachen sie, sich mit aller Kraft dem Biberfang zuzuwenden, denn wie sie sagten, seien sie dann sicher, für ihre Felle einen angemessenen Preis zu erhalten. Bisher seien sie immer von den Chipewyans ausgeplündert worden, die ihnen entweder gar nichts oder nur wenig dafür gegeben hätten. Aus diesem Grund gehen sie zum jetzigen Zeitpunkt nur noch auf die Jagd, um Nahrung und Kleidung lediglich für ihren eigenen Bedarf zu beschaffen.
Am 25. verließen wir früh um drei Uhr ihr Lager. Le Roux blieb zurück. Er wollte bei den vor drei Jahren angelegten alten Blockhütten unsere Rückkehr abwarten und in der Zwischenzeit versuchen, für die Company den Pelzhandel mit den hiesigen Indianern neu zu beleben. – Bei unserer Abreise wurden wir mit einigen Salven aus einem kleinen Gewehr beehrt, die wir erwiderten. Dann steuerten wir in südwestlicher Richtung quer durch die Bucht, die hier nicht über zweieinhalb Meilen breit, aber den Erzählungen der Eingeborenen nach 15 Leagues tief ist. – Diese Gegend hat ein ganz anderes Aussehen als das Land, das wir seit der Einfahrt in den See bisher gesehen haben: dort hohe Berge und felsige Inseln, deren Oberfläche zuweilen durch Moos, Sträucher und einige vereinzelte Bäume von niedrigem Wuchs belebt ist, und trotz des unfruchtbaren Eindrucks überall Beeren der verschiedensten Art, wie z. B. Krähenbeeren, Wacholderbeeren, Himbeeren, Heckenkirsch- und Stachelbeeren wie auch Pathagomenon, die einigermaßen den Himbeeren ähneln; hier jedoch ist der Boden locker und sandig, mit hohen Bäumen bewachsen, und das Land wird vom Ufer an nur allmählich höher und bildet erst in einiger Entfernung ein dicht bewaldetes, längs der Küste fortlaufendes Hochland mit darüber emporragenden felsigen Gipfeln. –
Nach ungefähr neun Meilen Fahrt wurden wir durch Treibeis aufgehalten und konnten nur unter großen Schwierigkeiten eine Insel erreichen. Nach der Landung ging ich sogleich an ihr südwestliches Ende, um zu sehen, ob wir heute noch weiter könnten, und staunte nicht wenig, als ich entdeckte, dass hier vor vielleicht 12 bis 15 Jahren einmal eine Menge Bäume gestanden haben musste, denn ringsum sah ich verfaulte Wurzelstöcke. Als ich den English Chief danach fragte, erzählte er mir, dass vor mehreren Wintern die Sklaven-Indianer diese verstreuten Inseln, deren Gewässer das ganze Jahr hindurch Überfluss an Fischen gewähren, bewohnt hätten, von den Knisteneaux aber vertrieben worden seien. – Wollte man in dieser Gegend eine Niederlassung aufbauen, so müsste es wegen des Holzes und des Fischreichtums in der Nähe dieser Inseln sein.
Gegen elf Uhr wagten wir die Weiterfahrt, obwohl wir dauernd befürchteten, unsere Kanus könnten von Brocken treibenden Eises beschädigt werden. Nach einer Fahrt an fünf Buchten vorüber wurde die Gegend landeinwärts flacher und viel holzreicher als vorher. Waren wir dem Festland näher, so konnten wir öfter verlassene Indianerhütten entdecken. Wir fuhren bis zum Abend.
Am 26. setzten wir unsere Reise durch mehrere Buchten hindurch fort und kamen an einer weit in den See hineinragenden Landspitze vorbei, die wir »Détour« (Krümmung) tauften. Hier und da schwamm noch Eis. – Diese Gegend scheint reich an Elchen und Rentieren zu sein: Überall, wo wir an Land gingen, sahen wir ihre Spuren. Auch gab es eine Menge Schneehühner, die um diese Jahreszeit grau gefärbt sind, und Rotwild.
Nach einer wegen der Moskitos sehr unruhig verbrachten Nacht saßen wir am 27. schon um drei Uhr früh wieder in den Kanus. Das Wetter war zunächst schön und ruhig, später kam Nebel auf. Nachdem wir wieder durch verschiedene kleine Buchten gefahren waren, kamen wir schließlich an den Eingang einer sehr tiefen Bucht, deren Ende nicht auszumachen war. Jetzt gestand uns unser Führer, dass er seit acht Wintern nicht mehr in dieser Gegend gewesen sei und deshalb nicht genau wüsste, welchen Weg wir nehmen sollten. Andererseits glaubte er aber auch sich zu erinnern, dass am Ende dieser Bucht die Mündung des von uns gesuchten Flusses liege. Demzufolge steuerten wir hinein, gerieten aber bald in ein Treibeisfeld. Noch immer konnten wir das Ende der Bucht nicht erkennen, und da der Nebel immer dichter wurde, hatten wir Mühe, vor Einbruch der Dunkelheit noch eine kleine Insel zu erreichen, um zu übernachten.
Früh am nächsten Morgen sahen wir dann, dass in der Bucht keinerlei Strömung ging, also kehrten wir um und setzten unsere Fahrt in südwestlicher Richtung fort. Nach 27 Meilen steuerten wir westwärts wiederum in eine tiefere Bucht hinein, in der Hoffnung, endlich den Eingang des Flusses gefunden zu haben.
Da wir starken Rückenwind hatten, verloren wir unsere Indianer, die hinter uns herkamen, aus dem Blickfeld; wir konnten aber ohne Gefahr für unser Kanu nicht landen, um auf sie zu warten, bis wir schließlich ans Ende der Bucht gelangten und dort in die Binsen getrieben wurden. Auch hier gab es keinen Weg aus dem See hinaus. Nach ungefähr drei Stunden stießen die Indianer dann zu uns und lagerten in einiger Entfernung. Der English Chief war sehr über den Rotmesser-Indianer aufgebracht und drohte ihm sogar mit dem Tod, weil dieser es unternommen hatte, Führer auf einer ihm selbst unbekannten Fahrt zu sein. Doch munterte jener uns auf, indem er überzeugend zu erzählen wusste, dass er von unserem gesuchten Fluss aus durch die Wälder schon einmal zu der Stelle gekommen sei, an der wir gerade lagerten. – Bei dem stürmischen Wetter dieses Tages waren wir genötigt, zum Schöpfen unseren großen Kessel zu gebrauchen, damit unser Kanu nicht ganz voll Wasser lief. –
Das Rentier bedeutete Kleidung und Nahrung für die Bewohner Nordamerikas
Am nächsten Morgen fuhren wir längs der Südwestseite der Bucht zurück und umschifften das Ende ihrer Landspitze. Kurz darauf entdeckten wir endlich den Ausgang aus dem See, einen kleinen Flussarm, der durch eine lange Insel vom Hauptkanal eines größeren Flusses getrennt ist.
Die Strömung führte uns 14 Meilen in südwestlicher Richtung, bis wir um die Spitze der langen Insel herum waren und in den Hauptkanal einfuhren. An dieser Stelle ist er zehn Meilen breit, da er hier noch die Wasser des Sklaven-Sees mit sich führt. Er geht dann westwärts und wird auf einer Strecke von 24 Meilen allmählich schmäler, bis er nicht mehr als eine halbe Meile breit ist. Dabei wird seine Strömung immer stärker. Die Ufer bestehen auf beiden Seiten aus gelbem, mit kleinen Steinen vermischtem Ton und sind bedeckt von einer großen Menge verbrannten Holzes, zwischen dem junge Pappeln hervorwachsen. Ein interessanter Umstand ist, dass dieser Landstrich, der früher mit Pechtannen und Birken bewachsen war, nach deren Einäscherung nichts als Pappeln hervorbringt, obwohl es Bäume dieser Art vorher gar nicht gab.22 –
Ein starker Ostwind trieb uns unter Segel in nordwestlicher Richtung zwischen mehreren kleinen Inseln hindurch. Dann wurde der Strom breiter, und der Wind ließ wieder nach, sodass wir zu den Paddeln greifen mussten. Wir hielten uns an der Nordseite des Flusses, um hier eine Öffnung zu finden, konnten aber in keiner Richtung eine