Reise durch Nordwestamerika. Alexander Mackenzie
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Die zum Handel benötigten Waren bestanden aus verschiedenen groben Stoffen, wollenem Zeug, Decken, Waffen, Pulver und Blei, Rauch- und Schnupftabak, Manchesterstoffen, Leinwand, allen Gattungen von Eisenwaren, eisernen und kupfernen Kesseln, Eisenblech, seidenen und baumwollenen Schnupftüchern, Strümpfen, Schuhen, Hüten und aus Kattun. Branntwein und Lebensmittel wurden in Kanada eingekauft.
Der Ertrag der kanadischen Wildnis, der im Jahre 1799 nach England versandt wurde, setzte sich folgendermaßen zusammen:
Biber | 160 000 Felle |
Bären | 2 000 Felle |
Fuchs | 15 000 Felle |
Junge Fische (geräuchert) | 4 000 |
Otter | 4 600 Felle |
Musquash (Biberkatze) | 17 000 Felle |
Marder | 32 000 Felle |
Mink (Sumpfotter) | 1 800 Felle |
Lachshäute | 6 000 Felle |
Wolferine (Wolfsbär; Katzenart) | 600 Felle |
Fischer (Wieselart) | 150 Felle |
Racoon (Waschbär) | 100 Felle |
Wolf | 3 800 Felle |
Elch | 700 Felle |
Reh | 750 Felle |
Gegerbte Rehfelle | 100 Felle |
Büffel | 500 Felle |
In den ersten Jahren, als der Pelzhandel wieder Aufschwung hatte, wurde in Montreal Pelzwerk für 225 000 Pfund Sterling gehandelt. Allerdings kam dies aus zwei verschiedenen Gebieten, teils von Detroit, teils von der Grande Portage. Davon gingen etwa ein Achtel aller Biberfelle, ein Drittel der Otterfelle und etwa die Hälfte der Felle junger Füchse in die amerikanischen Freistaaten, weil sie von dort leichter und schneller nach China abgesetzt werden konnten. Denn geht der Versand von London aus, ist es sehr schwer, dafür in China Retourware zu bekommen; sie kann nur auf die Schiffe der Ostindien-Company geladen werden, die mit den Chinesen Handelsbeziehungen hat. Außerdem müssen Privatkaufleute außer der Fracht an diese Gesellschaft noch einen gewissen Prozentsatz an Waren bezahlen. Auf amerikanischen Schiffen hingegen findet das Pelzwerk schnelleren Absatz, die Retourwaren werden ohne jede Einschränkung verladen und innerhalb Jahresfrist verkauft; vielleicht geht künftig das gesamte nordamerikanische Pelzwerk den Weg über New York und Philadelphia nach China!
Der Biber – meistgejagtes Pelztier
Die Anzahl der mit diesem Pelzhandel Beschäftigten beläuft sich auf 1300 Mann: 50 Clerks oder Handelsbedienstete der Gesellschaft, 71 Dolmetscher, 1120 Kanuführer und 35 Wegweiser. Da die Waren in Kanus aus Rinden transportiert werden, ist bei acht bis zehn Fahrzeugen immer ein Wegweiser oder Führer vonnöten. Ein Teil der angeführten Mannschaft bringt den Sommer über, von Mai bis Ende September, die Waren von Montreal an die Grande Portage, der andere Teil kommt aus dem Landesinneren, schafft die eingetauschten Pelze dorthin und nimmt die Waren des ersteren mit zurück. Ein Wegweiser erhält für diese Reise 800 bis 1000 Livres nebst Kleidung und Kost. Die Kanuführer sind, je nach Geschicklichkeit, in drei Klassen unterteilt und bekommen zwischen 200 und 600 Livres nebst Decken, einem Hemd, Paddel und Lebensmitteln. Sie dürfen auch ein wenig Handel treiben. Diejenigen, die von der Grande Portage aus weiterreisen und den Winter über im Landesinneren bleiben, erhalten doppelten Sold und auch mehr Kleidungsstücke. Die eigentlichen Pelzhändler oder Clerks, die unter den Eingeborenen leben, werden jahresweise angestellt. Manche bleiben bis zu drei Jahren in den Niederlassungen. Die Handelsdiener oder Lehrlinge8 müssen sich auf fünf oder sieben Jahre verpflichten, die Geschäfte der Gesellschaft in den nordwestlichen Niederlassungen zu regeln, und erhalten dafür 100 Pfund Sterling nebst Kleidung und Kost. Haben sie ausgelernt und ist keine Stelle frei, um weiterhin bei der Gesellschaft zu bleiben und für sie Handel zu treiben, so bekommen sie 300 Pfund Sterling Abfindung. Die Kanuführer, die in den verschiedenen Niederlassungen gebraucht und auch Nordmänner oder Winterer genannt werden, haben ein jährliches Gehalt von 400 bis 1200 Livres. Neben doppelter Kleidung haben sie Anspruch auf 14 Pfund Tabak und andere Kleinigkeiten. Normalerweise leben mit den Kanuführern der untersten Klasse etwa 700 indianische Frauen und Kinder. Auch diese müssen von der Gesellschaft ausgehalten werden.
Im Frühjahr werden in Montreal neue Kanus gekauft. Sie bestehen aus Birkenrinde und sind sehr leicht. Man kann sie mit einer aus acht bis zehn Personen bestehenden Mannschaft, mit 65 Ballen Waren, jeder etwa 90 Pfund schwer, mit 600 Pfund Zwieback, 200 Pfund Pemmikan, Erbsen usw. beladen. Dazu kommen das Gepäck der Mannschaft, ein Kessel, ein Segel, Beile, Rinde zum Ausbessern der Fahrzeuge, zerfaserte Wurzeln der Pechtanne, mit denen die Rinde zusammengenäht wird, mit Baumharz vermischtes Erdpech, ebenfalls zum Flicken des Bootes, und ein langes Tau, mit dem das erleichterte Fahrzeug über Stromschnellen und seichte Stellen gezogen wird. An steinigen, seichten Stellen verlässt die Mannschaft das Kanu, die Ladung wird ausgeladen und weitergetragen, und das Boot wird vom Ufer aus über die Stellen hinweggezogen; dies nennt man décharge. An Stellen mit Wasserfällen und Klippen wird das Kanu aus dem Wasser genommen und bergauf, bergab getragen; solche Stellen nennt man portage; zwischen Montreal und dem Huronen-See gibt es davon 36.
An einer westlichen Bucht des Oberen Sees liegt die Grande Portage. Dort haben die kanadischen Pelzhändler ein Fort errichtet. Wegen des vielen Nebels, der durch den See entsteht, konnte bisher Ackerbau kaum betrieben werden, erst seit Kurzem geraten dort Kartoffeln sehr gut. In diesem Fort erwarten die von Montreal kommenden Agenten mit ihren Begleitern die Ankunft der Pelzhändler oder Nordmänner, die gewöhnlich Anfang Juli dort eintreffen. Nach ihrer Ankunft werden sie auf Kosten der Gesellschaft mit Brot, Butter, Schweinefleisch, Branntwein und Tabak bewirtet, Dinge, die sie unter den Eingeborenen lange Zeit entbehren mussten. Diejenigen, deren Zeit abgelaufen ist, werden von anderen abgelöst oder von Neuem unter Vertrag genommen. Die Agenten prüfen ihre Rechnungen, und wenn einer etwas gespart hat, kann er den Männern der Gesellschaft sein Geld mitgeben, um es in Montreal an Freunde oder Verwandte überweisen zu lassen. Nach 14 Tagen treten sie ihre Rückreise an. Auch die Gruppe aus Montreal macht sich zur Abreise fertig, verpackt die Pelze zu Ballen pro 100 Pfund und ist im September wieder zu Hause.
Die Lebensart an der Grande Portage ist, solange dort die Geschäfte dauern, folgendermaßen: Alle Kaufleute, sowohl die Nordmänner als auch die Montrealer, speisen mit den Handelsdienern, Dolmetschern und Wegweisern im großen Saal des Forts, etwa 100 Personen, zusammen. Ihre Tafel besteht gewöhnlich aus Brot, Butter, Rindfleisch, Schinken, Wildbret, Erbsen, Kartoffeln und Mais. Dazu gibt es Wein, Branntwein, Tee und Milch. Für Letztere werden extra Kühe gehalten. Die Kanuführer aber, oft bis an die 600, müssen sich wie auf der ganzen Fahrt mit weniger behelfen. Sie erhalten lediglich Mehl aus Türkischem Weizen und Schmalz. Sie kochen sich aus abgehülstem Getreide, Schmalz und Salz eine Art Pudding, was eine gesunde Speise ergibt, die einem Mann über den ganzen Tag hilft. Doch denjenigen, die hart arbeiten müssen, reicht dies bei Weitem nicht.
Die Fahrt der Nordmänner zu den westlich gelegenen Niederlassungen verläuft ganz anders als die nach Montreal.