Reise durch Nordwestamerika. Alexander Mackenzie
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![Reise durch Nordwestamerika - Alexander Mackenzie Reise durch Nordwestamerika - Alexander Mackenzie Paperback](/cover_pre900810.jpg)
An den Ufern des kleinen Flüsschens waren die landesüblichen Hölzer voller Blätter gewesen, obwohl dort das Erdreich noch nicht über 14 Zoll18 aufgetaut war – doch entlang der Seeufer war so gut wie kein Grün zu entdecken. –
Nach Aussage der Indianer sollen in geringer Entfernung vom Flussufer ausgedehnte Ebenen liegen, die von großen Büffelherden aufgesucht werden. In den vielen kleinen umliegenden Flüsschen und Seen bauen zahlreiche Biber ihre Burgen, da in den größeren Gewässern im Frühling alles vom auftauenden Eis fortgerissen würde. Die morastigen Ufer sind von großen Scharen Federwilds bevölkert – an diesem Morgen erbeuteten wir in nur einer Stunde zwei Schwäne, zehn Gänse und einen Biber; wir hätten leicht soviel erlegen können, um alle unsere Kanus damit anzufüllen. –
In östlicher Richtung steuerten wir nun aus unserem kleinen Fluss hinaus in den See und entlang einer mit Treibholz und Weiden bedeckten Sandbank. Da das Wasser nur drei Fuß19 tief war, liefen wir oft auf Grund. Schließlich landeten wir auf dieser Sandbank, schlugen unsere Zelte auf und entluden die Kanus, denn es sah so aus, als müssten wir hier eine Weile bleiben. – Die Sandbank erstreckt sich übrigens längs des Festlandes bis zu der Stelle, an der Le Roux und Grant im Jahre 1785 einige Blockhütten errichteten.20 – Ich befahl meinen Leuten, die Netze auszuwerfen, da es besser war, die für die weitere Reise bestimmten Vorräte unberührt zu lassen. Unsere reiche Beute bestand aus Karpfen, Weißfischen, Forellen und dem sogenannten »Poisson inconnu« (Unbekannter Fisch).
Am 12. wurde das Wetter schöner, und die Moskitos besuchten uns wieder in größeren Mengen. Ein starker Westwind brachte das Eis ein wenig in Bewegung, und ich bestieg einen Hügel, um vielleicht sehen zu können, ob es in der Mitte des Sees gebrochen wäre, konnte jedoch nichts erkennen.
Am 13. war es bedeckt, und am Abend blies der Wind aus Norden. Er trieb das Eis wieder zurück, das jetzt längs des Ufers stark gebrochen war und unsere Netze bedeckte. Einer unserer Jäger, der tags zuvor zurück an den Slave River gegangen war, kam mit reicher Jagdbeute zurück. In seiner Begleitung war eine indianische Familie, die am selben Tag wie wir Fort Chipewyan verlassen hatte. Diese Leute führten keinerlei Proviant mit sich, was sie damit entschuldigten, dass sie so eilig aufgebrochen seien, dass sie sich nicht mehr hätten versorgen können. Sie wollten mit uns kommen. –
Obwohl es in der Nacht auf den 15. stark geregnet hatte, war am Morgen das Ufer noch so voller Eis, dass wir nicht einmal unsere Netze losmachen konnten. Gegen Mittag aber drehte sich der Wind und befreite nicht nur die Netze, sondern trieb auch das Eis so vor sich her, dass es einen Weg zur gegenüberliegenden Insel freigab. Bei Sonnenuntergang konnten wir unsere Zelte abbrechen und hinüberfahren. Nach etwa acht Meilen landeten wir dort kurz vor Mitternacht. Der Mond ging gerade auf, und es war noch so hell, dass man ohne den Schein einer Kerze oder Petroleum lesen und schreiben konnte.
Die nächsten zwei Tage versuchten wir, in nordwestlicher Richtung zwischen den vielen Inselchen entlang des Seeufers hindurchzukommen, aber heftiger Nordwind und große Mengen Treibeis schlugen unsere Kanus so mit Wasser voll, dass wir immer wieder gezwungen waren zu landen.
Jagd auf Rentiere und Wildgänse
Auch am 18. wurden wir nach kurzer Fahrt vom Eis aufgehalten. Ein Südostwind hatte es zwischen die Inseln getrieben, sodass uns auch dieser Weg versperrt war. Wir gingen an Land und warfen die Netze aus. Die Jäger konnten eine Rentierkuh und ihr Kalb erlegen. Auf der Jagd waren sie zwei indianischen Familien begegnet, von denen uns am Abend ein Mann besuchte; er brachte mir die Nachricht, dass das Eis auch an der gegenüberliegenden Seite des Sees noch nicht gebrochen sei. – Diese Menschen leben gänzlich vom Fischen und warteten nun darauf, dass der See wieder befahrbar würde. – Während der folgenden Tage fanden wir in unseren Netzen entweder gar keine oder nur schlechte Fische, und unsere Versorgungslage wurde zum ersten Mal kritisch. Doch am Nachmittag des 20. hatte anhaltender Regen das Eis etwas aufgetaut, sodass wir sechs Meilen westlich zu einer größeren Insel steuern konnten, an deren Spitze wir reiche Fischbeute machten.
In der Nacht trieb ein Südwind das Eis fast völlig ab; wir beluden die Kanus und paddelten 15 Meilen zwischen Eisbrocken in Richtung Westen. Schließlich lagerten wir auf einer der kleinen Inseln drei Meilen vor dem Festland, das wir wegen des Eises nicht erreichen konnten. – Auf einer dieser Inseln entdeckten wir viele Rentiere, die unsere Jäger leicht erlegen konnten, da den Tieren durch das Wasser der Fluchtweg abgeschnitten war. Wahrscheinlich waren sie auf dem Eis hierher gekommen und wurden nun durch das Tauwetter festgehalten. Wir nannten die Insel daher »Isle de CarrebŒuf« (Rentier-Insel). – Ich blieb die ganze Nacht wach, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Die Sonne war nur vier Stunden und 22 Minuten hinter dem Horizont verschwunden, doch fror es in dieser kurzen Zeit so stark, dass das Wasser ein viertel Zoll mit Eis bedeckt war. –
Am 22. brachen wir um halb vier Uhr auf und fuhren um die Außenseite der Inseln herum längs des Eises in Richtung Festland. Jedoch blies der Wind so heftig, dass wir schon bald wieder auf einer Insel landen mussten. – Eine Beobachtung, die ich gegen Mittag anstellte, ergab 61°53' nördl. Breite. – Da wir hier zwei Säcke mit Pemmikan21 zurückließen, um für unsere Rückreise ein Notproviantlager zu haben, nannten wir die Insel »Isle à la Cache« (Versteck-Insel). – Am Nachmittag konnten wir 18 Meilen zurücklegen.
10… und von dort bis zum Nordpolarmeer.
111 Meile = 1,609 km.
12Zum Abdichten der Kanus wurde Kiefernharz verwendet.
13Der Slave River fließt weiter in nördlicher Richtung, während der Peace River einige Meilen nördlich des Athabaska-Sees nach Westen führt.
(Sein Name rührt daher, dass die Slave-Indianer von ihren Feinden, den Knisteneaux, aus ihrem ursprünglichen Land an die Ufer dieses Flusses vertrieben worden sind. Übrigens schließt dieser Name »Slaves« nicht den Begriff der Knechtschaft ein, sondern wurde ihnen als Schimpfname gegeben. Anm. d. Verfassers)
141 League = ca. 4,8 km.
15Eine Wegstrecke entlang des Ufers, auf der man die Boote um Hindernisse wie Wasserfälle, Stromschnellen oder Felsklippen herumträgt.
16Inmitten der Stromschnellen liegt eine Felseninsel, auf der Pelikane nisten. Sie steht heute unter Naturschutz.
17Der Große Sklavensee umfasst ein Gebiet von 11 000 Quadratmeilen. Er wurde im Jahre 1771 von Samuel Hearne entdeckt.
181 Zoll = 2,54 cm.
191 Fuß = 30,48 cm.
20Cuthbert Grant und Laurent Le Roux bauten hier einen Außenposten für die Company: Fort Resolution.
21In Streifen geschnittenes, getrocknetes Fleisch, das sich sehr lange hält und daher als Proviant für längere Reisen geeignet ist. Es kann ohne weitere Zubereitung und ohne Zugabe von Gewürzen gegessen werden.
ZWEITES KAPITEL
Am 23. Juni durchquerten wir bei nördlichem Wind eine tiefe Bucht, vor deren nordwestlicher Seite viele kleine, mit Eis umgebene Inseln lagen; da der Wind das Eis etwas vom Land abtrieb, hatten wir an der inneren Seite der Inselchen freie Fahrt und konnten mit aufgespanntem Segel hindurchsteuern. Nach 16 Meilen landeten wir nachmittags bei drei Hütten von Rotmesser-Indianern,