Gestohlene Identität - Roland Benito-Krimi 5. Inger Gammelgaard Madsen
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Читать онлайн книгу Gestohlene Identität - Roland Benito-Krimi 5 - Inger Gammelgaard Madsen страница 18
Der Hund, ein schwarzgescheckter American Staffordshire Terrier, zog seine Beute weg von dem Pfad zwischen die Bäume. Der Morgentau lag immer noch auf dem Gras.
11
Plötzlicher Kindstod. Roland legte den alten Bericht zur Seite und rieb seinen schmerzenden Nacken. Damals, als seine Mädchen klein gewesen waren, hatte er überhaupt nicht an so etwas gedacht. Hatte Irene? Und Rikke mit Marianna? Nun war bald Olivia an der Reihe zu befürchten, sein neues Enkelkind tot in der Krippe zu finden. Er war verstört, stand rastlos auf und holte einen Plastikbecher aus dem Stapel beim Drucker. Hatte eigentlich schon eine Menge Kaffee bei der morgendlichen Besprechung getrunken, aber schenkte sich dennoch ein, obwohl er es nicht brauchte. Natürlich würde das nicht passieren. Plötzlicher Kindstod war nicht mehr so gewöhnlich, hatte der Rechtsmediziner Leander gesagt. Nun war der kleine William ja auch nicht so gestorben wie zuerst angenommen. Und wenn jemand das wusste, dann doch wohl er? Es war Mord. War Sara Dupont geflohen, weil sie schuldig war oder weil sie es nicht war?
»Ich dachte, du willst vielleicht dein übrig gebliebenes Puddingteilchen zum Kaffee haben«, sagte Niels Nyborg und legte eine Tüte vom Bäcker vor ihn.
Roland schaute hinein. »Das sind ja zwei.«
»Ja, Dan kommt doch später, also ist das wohl seins. Ich dachte, ich leiste dir ein wenig Gesellschaft, bevor ich mit der zweiten Befragung im Viertel um die Gerichtspsychiatrie anfange.« Niels holte sich auch einen Becher und ließ Roland einschenken. Dann zog er einen Stuhl an den Tisch, setzte sich und nahm das eine der Puddingteilchen. Das war die Strafe fürs Zuspätkommen. Kein Morgengebäck.
»Sie muss sich ja irgendwo verstecken. Ich verstehe nicht, dass niemand etwas gesehen hat«, murmelte Roland und nahm einen Bissen von einer fetttriefenden Zimtschnecke.
»Die Suchmeldungen im Radio und Fernsehen haben nichts Brauchbares ergeben. Wie uns doch die totale Überwachung fehlt. Kameras überall so wie in England. Die englische Polizei kann das Tun und Treiben des Mörders verfolgen, sobald er aus seiner Haustür geht. Das habe ich in einem Krimi auf BBC gesehen.«
»Das ist doch ein Film, Niels«, lächelte Roland. »Tatsächlich hat Dänemark mehr Überwachungskameras pro Einwohner als Großbritannien.«
»Ja, aber das gilt ja nicht für die öffentlichen Räume. Das sind Privatpersonen und private Unternehmen, die uns in dieser Statistik hochstufen. Ich bin echt der Meinung, dass wir hier sitzen und alles live auf einem Mosaik von Fernsehbildschirmen mitverfolgen können sollten.«
»Meinst du das ernst, Niels? Glaubst du nicht, dass das die Leute noch paranoider machen würde, wenn ihnen an jeder Straßenecke eine Kamera hinterher schwenkt? So gefährlich ist das Leben trotz allem dann auch nicht.«
»Was macht das, wenn man eine reine Weste hat? Und auf die Kameras achten die Leute überhaupt nicht. Wie viele wissen wohl, dass sie am Fluss, am Europaplatz und am Bahnhofsvorplatz von uns videoüberwacht werden?«
Es gab keinen Zweifel daran, dass es ihrer Aufklärung von Verbrechen wie Vandalismus und Überfällen massiv helfen könnte, wenn es so werden würde, wie Niels es sich wünschte. Vielleicht sogar, ohne dass sie ihre Hintern bewegen mussten. Aber eine totale Überwachungsgesellschaft wie die alte DDR wünschte sich sicher niemand. Und brachte es überhaupt etwas? Neapel sollte eine der meist überwachtesten Städte in Italien sein im Kampf gegen die Camorra. Vor fünf Jahren waren 440 hypermoderne Kameras im Wert von sieben Millionen Euro angebracht worden; jetzt funktionierte nur noch die Hälfte. In Mailand werden alle Autos, die in die Stadt fahren, gefilmt und registriert, und damit auch alle Personen, und im Trentino wird außerdem die Friedhöfe überwacht, um Vandalismus zu vorzubeugen. Wann wurde man dann in Ruhe gelassen? Nicht einmal zusammen mit den Toten. In der Regel waren die Bilder von den Kameras so schlecht, dass es trotzdem nicht leicht war, die Täter zu finden, es sei denn sie hatten besondere Kennzeichen.
»Was ist mit dem Auto, das der Taxifahrer gesehen hat? Ein silberfarbener Chevrolet, oder? Den hast du heute Morgen nicht erwähnt. Wird der nicht gesucht?«, kaute Niels.
»Jedenfalls gab es einen Ansturm auf die Telefone. Von dieser Marke und in dieser Farbe fahren eine Menge herum, und ohne Kennzeichen ist es völlig unmöglich. Aber Mikkel untersucht, ob er der Familie Dupont gehören könnte. Vielleicht haben sie zwei Autos.«
»Wer kann sich das heute leisten?«
Rolands Gedanken wanderten sofort zu der Garage in Højbjerg und Irenes einsamem Hyundai, der sicher nie wieder herauskommen würde, um zu fahren. Sie hatten sich eigentlich auch keine zwei Autos leisten können, aber es war eine Notwendigkeit