Abgerutscht. Marliese Arold

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Abgerutscht - Marliese Arold

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die vom April stammte. Die Seiten waren angefressen.

      Mäuse? Oder sogar Ratten?

      Waren da nicht überall an den Fußleisten Spuren? Es überlief Nina kalt. Sie ließ alle Übernachtungspläne fallen.

      Nein, danke.

      Lieber würde sie im Freien auf einer Parkbank schlafen.

      Sie kletterte wieder durchs Fenster. Im Hof stand noch ihr Gepäck.

      Nina lud sich den Rucksack auf, packte die Taschen und wollte gehen.

      In diesem Augenblick bog ein Wagen in den Hof. Er unterschied sich von den anderen Schrottkarren nur dadurch, dass er ein Nummernschild hatte und offenbar fahrtüchtig war.

      Der Fahrer trat auf die Bremse, als er Nina sah.

      „He“, rief er durchs offene Fenster, „suchst du jemanden?“

      Nina schätzte den Mann auf Mitte zwanzig und zwei Zentner.

      „Ja, ich will zu Klaus oder Eileen.“

      „Ich bin Klaus. Brauchst du vielleicht ein Auto?“

      Nina fing an zu lachen. „So ’ne Schrottkarre will ich bestimmt nicht!“

      „Die sind alle völlig in Ordnung“, erklärte Klaus. „Ich weiß, optisch sind sie nicht gerade erste Klasse, aber daran arbeite ich noch.“

      „Ich suche kein Auto, ich brauch einen Platz zum Pennen für heute Nacht. Am Bahnhof hab ich Hughi getroffen, der hat mir die Adresse gesagt.“

      „Ist der auch mal wieder in der Gegend?“

      Nina hob die Schultern. „Ich kenn ihn nicht weiter.“

      Klaus gab Gas und fuhr mit quietschenden Reifen in eine Parklücke. Dann stieg er aus, ging um den Wagen herum und stieß mit dem Fuß gegen die Radkappen.

      Nina wurde ungeduldig.

      „Was ist jetzt? Kann ich heute bei euch schlafen oder nicht?“

      Klaus grinste. „Eileen hat bestimmt was dagegen, wenn ich dich mit ins Bett nehme, Süße.“

      „Idiot“, fauchte Nina. „In dein Bett will ich bestimmt nicht, danke für die Einladung. Lieber schlaf ich auf dem Fußboden oder sonst wo.“

      „War doch bloß ein Scherz. Brauchst nicht gleich so biestig zu werden.“ Klaus kam näher.

      Nina musterte ihn abschätzend von oben bis unten. „Ich glaub, ich verzichte besser ganz.“ Damit griff sie wieder nach ihren Taschen.

      „Warte doch“, lenkte Klaus ein. „Klar kannst du bei uns schlafen. Die Wohnung ist groß genug. Bernd ist in Australien und Uwes Zimmer ist sowieso noch nicht wieder vermietet.“

      Nina wurde hellhörig. „Ihr habt ein freies Zimmer?“

      „Na ja, eigentlich hab ich’s schon halb einer Freundin versprochen … Aber die zieht frühestens im Oktober ein.“

      Nina überlegte. Das Problem, wo sie die erste Zeit wohnen sollte, wäre wunderbar gelöst. Oder vielleicht auch weniger wunderbar? Sie war misstrauisch. Bildete sich dieser Kerl etwa ein, dass sie leicht zu haben war? Es war bestimmt anstrengend, wenn sie sich den Fettsack dauernd vom Hals halten musste.

      Besser, von Anfang an die Grenzen zeigen.

      „Bei mir läuft nichts“, erklärte Nina. „Ich brauch ’ne Unterkunft und weiter nichts.“

      „Okay, kapiert, kapiert. Willst du dir das Zimmer nicht wenigstens mal anschauen?“

      „Doch, na klar.“

      Nina folgte ihm in den ersten Stock, wieder mit dem ganzen Gepäck. Sie fragte sich, wann ihr wohl die Arme abfallen würden.

      Klaus sperrte die Wohnungstür auf. Nina betrat einen schmalen Flur, der noch enger wurde durch eine wuchtige Holzkommode.

      „Zweite Tür links“, kommandierte Klaus.

      Nina öffnete die Tür. Das Zimmer war nur halb so groß wie ihres zu Hause. Eine Liege mit einer schreiend bunten Matratze. Ein hoher, potthässlicher Schrank. Ein alter Küchentisch und ein passender Stuhl. Das war die gesamte Einrichtung.

      „Urgemütlich“, sagte Nina.

      „Uwe war anspruchslos.“

      Nina fiel die Entscheidung schwer. Für eine Nacht würde es gehen, sicher. Aber länger?

      „Ich überleg’s mir.“

      „Bitte.“ Klaus öffnete die nächste Tür. „Hier ist das Bad, falls es dich interessiert.“

      Nina warf einen Blick hinein. Grüne Kacheln, grüne Wanne, grünes Klo. In der Badewanne war ein Wäscheständer aufgestellt. Auf ihm trockneten fünf bunt gemusterte Boxershorts. Nina grinste.

      „Sind das deine Unterhosen?“

      „Was dagegen?“ Er wurde rot.

      „Jeder trägt, was er mag.“

      Klaus schlug ihr die Tür vor der Nase zu.

      „Ende der Besichtigung?“, fragte Nina.

      „Die Küche ist dort.“ Er wies mit dem Daumen zu einer anderen Tür. „Oberstes Fach im Kühlschrank ist deines. Kochen und Abwasch macht jeder für sich.“

      „Und wie viel kostet der Spaß?“

      „Hundertachtzig.“

      „Für dieses Loch?“, empörte sich Nina.

      „Warm. Das ist billig für Hamburg.“

      Nina zögerte. Sie schaute zu den anderen Türen. Die Wohnung hier war größer als die im Erdgeschoss. Vielleicht hatte man aus zwei Wohnungen eine gemacht.

      „Ist das hier eine WG oder was?“

      Klaus grinste. „Im Moment besteht die WG aus Eileen und mir. Bernd kommt erst nach Weihnachten aus Australien zurück.“

      „Gibt es hier Mäuse?“

      „Wie kommst du denn darauf?“

      Nina zuckte die Schultern. „Ich schau mir das Zimmer noch mal an.“

      Beim zweiten Mal war der Eindruck nicht ganz so schlimm. Verschiedene Sachen ließen sich leicht ändern. Nina nagte an ihrer Unterlippe. Wenn sie den Schrank neben die Tür rückte, fiel er viel weniger ins Auge. Die grellbunte Matratze würde unter der Bettwäsche verschwinden. Und ein neuer Anstrich würde dem ganzen Zimmer guttun.

      Nina trat wieder auf den Flur. „Okay.“

      „Und was heißt das?“, fragte Klaus nach.

      „Das

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