Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout. Ortwin Meiss
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Symptome einer Depression
Der Begriff Depression kommt vom lateinischen deprimere »niederdrücken«. Typische Zeichen sind eine anhaltende gedrückte Stimmung, Antriebshemmung und eingeengte Gedanken oder Gedankenkreisen. Es zeigt sich ein Verlust an Freude, Interesse und Antrieb sowie ein Rückgang von sexuellem Verlangen. Vielfach entwickeln sich Schlafstörungen, es kommt zu frühmorgendlichem Erwachen, der Schlafrhythmus ist gestört. Die Betroffenen zeigen ein vermindertes Selbstwertgefühl und eine reduzierte kognitive Leistungsfähigkeit, wie verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit. Die Patienten fühlen sich hilflos und ihren Stimmungen ausgeliefert. Sie haben wenig Hoffnung, dass sich etwas positiv ändert. Es herrscht eine negative und pessimistische Zukunftsperspektive. Sie präsentieren sich ängstlich und davon überfordert, anstehende Aufgaben zu bewältigen. Viele reagieren übertrieben beunruhigt auf äußere Veränderungen oder Bagatellstörungen im Bereich des eigenen Körpers und katastrophisieren Misserfolge und Fehlschläge.
Bei schweren Depressionen kommt es zu völliger Gefühllosigkeit und anhaltender innerer Leere. Bei einer schweren depressiven Episode können Betroffene in ihrem Antrieb so gehemmt sein, dass selbst leichteste Aufgaben zu unüberwindlichen Hürden werden. Selbst einfachste Tätigkeiten wie Körperpflege, Einkaufen oder Abwaschen können sie nicht mehr verrichten. Viele der Patienten sind durch Ansprache und Zuspruch nicht mehr zu erreichen. Dabei kann die äußere Starre mit einer starken inneren Unruhe einhergehen, welche für die Betroffenen extrem quälend sein kann.
Das Empfinden völliger Sinnlosigkeit und innerer Leere führt oft zu latenter oder akuter Suizidalität. Man schätzt, dass die Hälfte der Menschen, die einen Suizid begehen, unter Depressionen gelitten hat.
Larvierte Depressionen
Depressionen können von anderen Erkrankungen überdeckt sein oder sich in diesen ausdrücken. Man spricht in diesem Zusammenhang von larvierten Depressionen. Die Depression versteckt sich wie in einer Larve. Häufig zeigen sich Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Gelenk-, Muskel- und Nervenschmerzen, Beklemmungen im Brustbereich, Schwindel, Appetitmangel, Gewichtsverlust, Schlafrhythmusstörungen, Neigung zu Schweißausbrüchen, morgendliche Erschöpfungszustände, Unterleibsbeschwerden, Störungen der Sexualfunktion, verminderte sexuelle Appetenz.
Es wird vermutet, dass eine Vielzahl derjenigen, die einen Allgemeinarzt aufgrund von körperlichen Beschwerden aufsuchen, unter einer larvierten Depression leiden. Die Tendenz, die Depression auf die körperliche Ebene zu verlagern, wird durch eine Gesellschaft gefördert, die körperliche Erkrankungen toleriert, sich aber gegenüber seelischen Störungen oft intolerant und abwertend verhält. Körperlich Kranke haben es leichter, ihre Leistungseinbußen mit ihrer Krankheit zu rechtfertigen. Die Patienten können eine körperliche Erkrankung auch selbst besser akzeptieren. Die ökonomische Situation der meisten Ärzte lässt zudem ein längeres Gespräch mit dem Patienten nicht zu, sodass somatisch orientierte Behandlungsansätze favorisiert werden.
Diagnosekategorien der Depression
Das Diagnoseschema, nach dem die Depression und das Burnout kategorisiert werden, hat sich im Laufe der Zeit vielfach geändert, was auf seine Abhängigkeit von aktuellen Lehrmeinungen hinweist. Während man früher zwischen endogenen (von innen verursachten), neurotischen (strukturell bedingten) und reaktiven (Reaktion auf äußere Ereignisse) Depressionen unterschied, trennt man heute zwischen depressiven Episoden und rezidivierenden depressiven Störungen und unterscheidet bei Depressionen, je nach Schwere, zwischen leichten, mittelgradigen und schweren depressiven Episoden. Unter dem Begriff Dysthymia versteht man eine chronische Form einer depressiven Verstimmung, die nicht alle diagnostischen Kriterien für das Vollbild einer Depression erfüllt.
Schwangerschaftsdepressionen oder postnatale Depressionen bilden keine eigenen Diagnosekategorien, haben sich aber als Beschreibungsbegriffe eingebürgert.
Darüber hinaus gibt es Depressionen, die infolge von degenerativen Prozessen im Gehirn sowie durch Schilddrüsenfunktionsstörungen, Hypophysen- oder Nebennierenerkrankungen entstehen können. In diesem Zusammenhang spricht man von organischen Depressionen. Diese sind durch psychotherapeutische Methoden nur bedingt beeinflussbar.
Burnout (oder melt down)
Burnout ist das Symptom einer beschleunigten Zeit mit einem ausgeprägten Leistungsdenken. Unter einem Burnout (ausgebrannt sein) versteht man einen Zustand chronischer, emotionaler, mentaler und physischer Erschöpfung infolge von lang anhaltenden emotional belastenden Situationen. Selbst in Ruhephasen findet keine Erholung statt.
Viele Diagnostiker lehnen eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen einem Burnout und einer Depression ab oder empfinden den Unterschied als konstruiert. Manche Psychiater sprechen von einer Modediagnose (Kaschka 2011). Innerhalb des medizinischen Diagnostiksystems existiert die Diagnose Burnout nicht, man spricht eher von einer Erschöpfungsdepression.
Anzeichen eines Burnouts sind ein fortschreitender Abbau von Idealismus, Energie und Zielstrebigkeit. Die Erschöpfung wird begleitet von Unruhe und Anspannung, dem Gefühl von verminderter Effektivität und Motivation, dem Verlust von Empathie und Einfühlungsvermögen. Es gibt Schwierigkeiten, anderen zuzuhören. Es zeigt sich eine Erosion der Werte, Zynismus und eine Entpersönlichung von Beziehungen. Weiterhin ein Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, eingeschränkte Wahrnehmung, Konzentrations-, Gedächtnis- und Entscheidungsschwäche, Unfähigkeit zu klaren Anweisungen, verringerte Initiative und Produktion, Dienst nach Vorschrift. Der Arbeitsstil ist kreativlos und unflexibel, man kann nicht mehr abschalten.
Als Auslöser für Burnout findet man Situationen von Ermüdung und Frustration, wo Beziehungen oder Tätigkeiten nicht die erwarteten Resultate mit sich brachten und ein Ungleichgewicht zwischen Einsatz und Ertrag, Anstrengung und Belohnung, Positivem und Negativem besteht. Zu viel des immer selben, das Ausbleiben einer erwarteten positiven Veränderung (Anerkennung, Beförderung, Arbeitswechsel etc.), die Unerreichbarkeit wichtiger Ziele sind Faktoren, die ein Burnout zur Folge haben können. Versetzungen und Degradierungen ohne Begründung können eine latent bestehende Spannung zu einem chronischen defensiven Alarmzustand verschärfen.
Der Weg ins Burnout wird beschleunigt durch eine idealisierte Überhöhung der Arbeit, den Rückzug von anderen Menschen und den Verlust an Anteilnahme. Privates wird untergeordnet, Ziele werden unrealistisch hoch gesteckt, darüber hinaus sind sie oft fremdbestimmt. Zudem entsprechen die Ziele nicht den eigenen Bedürfnissen und bieten dann, wenn sie erreicht werden, keine wirkliche Befriedigung. Manchmal werden an realistische Ziele unrealistische Erwartungen geknüpft, die dann nicht eingelöst werden.
Die Betroffenen fühlen sich oft auf verlorenem Posten kämpfend. Humorlosigkeit, Abgestumpftheit, Leere, Abgestorbensein,