Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout. Ortwin Meiss

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Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout - Ortwin Meiss Hypnose und Hypnotherapie

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Selbstachtung und ein Insuffizienzerleben. Oft herrscht Ratlosigkeit und Fassungslosigkeit über die eigene emotionale Reaktion.

      Ängstlich agitierte Typen und Erwartungserfüller, die ausschließlich aus der Arbeit Bestätigung ziehen, sind besonders gefährdet. Perfektionismus und ein Rollenverständnis als Macher sowie das Bedürfnis, überall beliebt zu sein, fördern die Tendenz auszubrennen. Ausbrenner können Hilfsbedürftigkeit und Schwäche schlecht zugeben. An den vorhandenen Einstellungen und Werten wird krampfhaft festgehalten. Wo Arbeit Lebenszweck ist, verliert man seine Existenzberechtigung, wenn man seine Arbeit nicht schafft. Das Selbstwertgefühl und die Selbstachtung sind abhängig von beruflichem Erfolg und von Fremdbestätigungen. Es fehlt in der Regel an sozialer Unterstützung sowohl im beruflichen als auch privaten Bereich (Burisch 2010).

       Typische Symptome eines Burnouts

      Der Beginn eines Burnouts zeigt sich im Auftreten bestimmter Symptome, die sich sowohl im Bereich der körperlichen Befindlichkeit, des Umgangs mit Aufgaben und Anforderungen als auch in den Interaktionen mit anderen zeigen. Der Betroffene neigt dazu, seine sozialen Kontakte einzuschränken, hat nie Zeit, sich zu erholen, und verleugnet eigene Bedürfnisse. Er neigt dazu, alles selbst machen zu wollen, ist oft zu gestresst und zu nervös, um etwas zu delegieren. Dabei zeigt er sich misstrauisch, launenhaft, übermäßig empfindlich, oft unsicher, ängstlich, pessimistisch und negativ in seinen Grundhaltungen. Er hat keine Ruhe, um sich den Belangen anderer Menschen zu widmen, und empfindet diese als zusätzliche Belastung. Es besteht wenig Verständnis für die Sorgen anderer und eine Unfähigkeit, anderen zuzuhören. Es entwickelt sich ein Gefühl, ausgebeutet und ausgenutzt zu werden, es kommt zu ungerechten Schuldzuweisungen, zu einer übermäßigen Gereiztheit und Ungeduld und infolgedessen zu einer zunehmenden Ablehnung vonseiten der Kollegen. Der zunehmende Stress wird mit Alkohol, Rauchen, übermäßigem Essen und Internetspielereien kompensiert.

      Wird das Burnout akut, reduziert sich die Leistungsfähigkeit dramatisch. Der Betroffene präsentiert sich lustlos und unmotiviert, fühlt sich ständig erschöpft, energielos, müde und unausgeschlafen. Es kommt zu Phasen geistiger Abwesenheit, Aufmerksamkeitsstörungen, übermäßiger Reizbarkeit, Intoleranz, Selbstmitleid, Niedergeschlagenheit und unspezifischen Ängsten. Es zeigt sich eine Scheu vor Entscheidungen, eine zunehmende Desorganisation, Dienst nach Vorschrift, Vernachlässigung von Aufgaben und Verpflichtungen und ein Aufgeben von vormals bedeutsamen Lebenszielen.

      Schließlich breitet sich eine zunehmende Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Hilflosigkeit aus bis hin zur Selbstaufgabe. Der Betroffene ist unfähig, sich zu konzentrieren, erleidet Gedächtnisausfälle, die zunehmende Desorganisation endet im Chaos. Es kommt zur Abstumpfung und Apathie verbunden mit Gefühlen der inneren Leere. Die sich verstärkenden Ängste werden generalisiert bzw. scheinen keine klaren Auslöser mehr zu finden, es kommt zu grundlosem Weinen. Der Betroffene sieht keinen Sinn mehr im Leben und es entstehen Suizidgedanken.

       Burnout-Persönlichkeiten

      Burnout-Gefährdete zeigen bestimmte Reaktionsmuster und Bewältigungsstrategien in Anforderungs- und Stresssituationen. Sie versuchen, diese Situationen durch noch mehr Engagement und Leistung zu bewältigen. Es herrscht die Vorstellung, über noch mehr Anstrengung und noch bessere Ergebnisse die gestellten Anforderungen meistern und die aufkommenden Probleme überwinden zu können. Burnout-Gefährdete sind oft Macher und Problemlöser, fühlen sich für alles verantwortlich und glauben, sie seien unentbehrlich. Sie versuchen, alles unter Kontrolle und die Fäden in die Hand zu bekommen. Vielfach finden sich Ängste, etwas falsch oder nicht perfekt zu machen, sich zu blamieren oder den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Aus diesen Ängsten heraus reagiert man unflexibel, macht alles nach Vorschrift, zeigt wenig Kulanz und Großzügigkeit.

      Viele Burnout-Gefährdete haben eine feine Wahrnehmung für die Bedürfnisse anderer, können sich diesen gegenüber schlecht abgrenzen und reagieren sofort darauf. Der Burnout-Gefährdete weist eine übersteigerte Bereitschaft auf, sich zu verausgaben, besitzt oft ein starkes Pflicht- und Verantwortungsgefühl und kann schlecht von der Arbeit abschalten. Es gibt keine klare Grenze zwischen Arbeits- und Privatbereich. Es besteht ein hoher Leistungsanspruch an sich selbst und andere, mit halben Sachen gibt man sich nicht zufrieden, es soll perfekt sein. Auch in der Freizeit strebt man 100 % Leistung an. Mit diesem hohen Anspruch setzt man sich selbst und andere unter Druck, macht sich damit unbeliebt und wird irgendwann gemobbt.

       Burnout und Depression – ein Unterscheidungsversuch

      Ein akutes Burnout ist von einer Depression schwer zu unterscheiden, da meist ähnliche Symptome zu beobachten sind. Bei genauer Betrachtung fällt jedoch auf, dass typische Burnout-Patienten völlig andere Grundeinstellungen und Sichtweisen präsentieren als depressive Patienten. Diejenigen, die burnoutgefährdet sind, unterscheiden sich deutlich in ihrem Welt- und Selbstbild sowie in ihrer Einstellung zu Leistung und den Umweltbedingungen.

       Unterschiede zwischen zu Depressionen und zu Burnout neigenden Menschen

      •Während depressive Menschen in der Regel Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit zeigen und wenige Möglichkeiten sehen, ihre Situation zu verändern, glauben Burnout-Gefährdete oft, alles im Griff zu haben.

      •Menschen, die unter Depressionen leiden, sehen sich häufig als abhängig von einer unfreundlichen und von ihnen selbst nicht zu verändernden Umwelt. Der Burnout-Patient glaubt dagegen, von seinen Umweltbedingungen unabhängig zu sein und – egal, wie diese sich gestalten – mit den richtigen Strategien (z. B. indem man sich noch mehr anstrengt) erfolgreich sein zu können.

      •Der depressive Patient glaubt nicht mehr, seine Zukunft positiv beeinflussen zu können, während der Burnout-Patient glaubt, alles hinbekommen zu können, wenn er es nur richtig machen würde.

      •Während depressive Patienten ihre Möglichkeiten, ihre Situation zu verändern, unterschätzen, überschätzen Menschen mit einem Burnout ihre Möglichkeiten, die an sie gestellten Anforderungen zu bewältigen und sich einer unpassenden Situation anzupassen.

      •Ein Burnout-Patient kämpft darum, das zu schaffen, was er nicht schaffen kann. Er neigt dabei dazu, sich in seinen Leistungsmöglichkeiten zu überschätzen, seine Bedürfnisse zu ignorieren, sich zu überfordern und über seine Grenzen zu gehen. Der depressive Patient unterschätzt in der Regel das, was er verändern und bewältigen kann, und ist blind für seine Potenziale und Ressourcen, die er nutzen könnte.

      •Burnout-Betroffene neigen dazu, ihr Scheitern als persönliches Versagen zu begreifen und sich selbst die Schuld zu geben. Sie wollen sich nicht beklagen. Sie akzeptieren krankmachende Umweltbedingungen nicht nur als gegeben, sondern neigen dazu, diese zu bejahen und gutzuheißen. Depressive Menschen sehen die Gründe für ihren emotionalen Zustand häufiger im Verhalten ihrer Bezugspersonen und in den Umweltbedingungen (vgl. Burisch 2010).

      Ein Burnout erfasst in der Regel ehemals sehr leistungsbereite und leistungsfähige Personen. Wie wir sehen werden, unterscheiden sich zu Depressionen neigende Menschen von den klassischen Burnout-Patienten vor allem durch deutlich unterschiedliche Kindheitserfahrungen.

ITheoretische Überlegungen zu Depression und Burnout

       1Theorien über die Entstehung von Depressionen

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