Die Erde. Emile Zola

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Die Erde - Emile Zola

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Schlag des heftig wieder geschlossenen Türflügels. Und es blieben nur noch Françoise und Lise.

      „Hört mal, Korporal“, sagte Fouan, „Ihr begleitet die beiden doch, wenn Ihr zum Gehöft zurückkehrt, das ist ja auch Euer Weg, nicht wahr?“

      Jean nickte zustimmend, während sich die beiden Mädchen den Kopf mit ihren Tüchern bedeckten.

      Geierkopf war aufgestanden, und mit hartem Gesicht ging er unruhigen und nachdenklichen Schrittes von einem Ende des Stalles zum andern. Er hatte, seit Jean mit dem Vorlesen fertig war, nicht mehr gesprochen, war gleichsam besessen von dem, was das Buch erzählte, von diesen Geschichten über die so sauer erworbene Erde. Warum sie nicht ganz haben? Eine Teilung wurde ihm unerträglich. Und noch andere Dinge, wirre Dinge, lagen in seinem dicken Schädel miteinander im Widerstreit, Hochmut, Starrköpfigkeit, das nicht zurückzunehmen, was er gesagt hatte, die hochgebrachte Begierde eines Mannestiers, das in der Furcht, hereingelegt zu werden, will und nicht will. Jäh faßte er einen Entschluß.

      „Ich gehe rauf, mich schlafen legen. Lebt wohl!“

      „Wieso, lebt wohl?“

      „Ja, ich breche vor Tagesanbruch wieder nach La Chamade auf ... Lebt wohl, falls ich euch nicht mehr sehe.“

      Seite an Seite hatten sich der Vater und die Mutter vor ihn hingepflanzt.

      „Na schön! Und dein Anteil“, fragte Fouan, „nimmst du ihn an?“

      Geierkopf schritt bis zur Tür; dann drehte er sich um und sagte:

      „Nein!“

      Der alte Bauer bebte am ganzen Leibe. Er machte sich größer, und es kam zu einem letzten Ausbruch seiner einstigen Autorität.

      „Es ist gut, du bist ein schlechter Sohn ... Ich werde deinem Bruder und deiner Schwester ihren Anteil geben, und ich werde ihnen deinen Anteil verpachten, und wenn ich sterbe, werde ich es so einrichten, daß sie ihn behalten ... Du wirst nichts kriegen, mach, daß du rauskommst!“

      Geierkopf in seiner erstarrten Haltung zuckte mit keiner Wimper.

      Da versuchte nun Rose, ihn weich zu stimmen.

      „Aber wir haben dich ebenso lieb wie die andern, Dummkopf! – Aus Bockigkeit schlägst du aus, was du doch gern haben möchtest. Nimm an!“

      „Nein!“

      Und er verschwand, er ging hinauf, sich schlafen legen.

      Draußen gingen Lise und Françoise, noch ergriffen von diesem Auftritt, schweigend ein paar Schritte. Sie hatten sich wieder umgefaßt, sie verschmolzen miteinander, waren ganz schwarz im nächtlichen blauen Schimmern des Schnees.

      Aber Jean, der ihnen, ebenfalls schweigend, folgte, hörte sie bald weinen. Er wollte ihnen wieder Mut machen.

      „Seht mal, er wird sich’s überlegen, er wird morgen ja sagen.“ „Ach, Ihr kennt ihn nicht“, rief Lise aus. „Er würde sich lieber zerhacken lassen als nachgeben ... Nein, nein, das ist aus.“ Dann fragte sie mit verzweifelter Stimme: „Was werd ich denn machen mit seinem Kind?“

      „Rausbringen mußt du’s halt“, murmelte Françoise.

      Das brachte alle zum Lachen. Aber die beiden Mädchen waren zu traurig, sie fingen wieder an zu weinen.

      Als Jean sich an ihrer Tür von ihnen verabschiedet hatte, setzte er seinen Weg durch die Ebene fort. Es hatte aufgehört zu schneien, der Himmel war wieder frisch und klar geworden, durchsiebt von Sternen, ein weiter Frosthimmel, von dem eine blaue Helligkeit, durchsichtig wie Kristall, herabsank; und unendlich entrollte sich die Beauce, ganz weiß, flach und reglos wie ein Eismeer. Kein Hauch wehte vom fernen Horizont, Jean hörte nur den Takt seiner groben Schuhe auf dem hart gewordenen Boden. Es herrschte eine tiefe Ruhe, der erhabene Frieden der Kälte. Alles, was er gelesen hatte, drehte sich ihm im Kopf, er nahm seine Schirmmütze ab, um sich zu erfrischen, weil es ihm hinter den Ohren weh tat und er das Bedürfnis hatte, an nichts mehr zu denken. Der Gedanke an dieses schwangere Mädchen und ihre Schwester war ebenfalls anstrengend für ihn. Seine groben Schuhe klappten immerzu. Schweigend löste sich eine Sternschnuppe, durchfurchte den Himmel mit einem Flammenflug.

      Da hinten verschwand das Gehöft La Borderie, das das weiße Tuch kaum mit einem leichten Buckel schwellte; und sobald Jean in den Querweg eingebogen war, entsann er sich des Feldes, das er an dieser Stelle ein paar Tage zuvor besät hatte: er schaute nach links, er erkannte es unter dem Schweißtuch, das es bedeckte. Die Schicht war dünn, von einer Schwerelosigkeit und einer Reinheit wie Hermelin und zeichnete die Kanten der Furchen ab, ließ die schlaffen Glieder der Erde ahnen. Wie die Saaten schlafen mußten! Welch gutes Ausruhen in diesem zu Eis erstarrten Schoß bis zum lauen Morgen, da die Sonne des Frühlings sie wieder zum Leben erwecken würde!

ZWEITER TEIL

      KAPITEL I

      Es war vier Uhr, der Tag brach eben erst an, das rosige Tageslicht der ersten Maimorgen. Unter dem bleich werdenden Himmel schlummerten noch die halbdüsteren Gebäude von La Borderie, drei lange Gebäude an drei Seiten des geräumigen viereckigen Hofes, der Schafstall im Hintergrund, die Scheunen rechts, der Kuhstall, der Pferdestall und das Wohnhaus links. Das die vierte Seite abschließende Tor war geschlossen, verriegelt mit einer Eisenstange. Und allein ein großer gelber Hahn blies auf der Mistgrube mit dem schmetternden Ton seines Clairons zum Wecken. Ein zweiter Hahn antwortete, dann ein dritter. Das Signal wurde wiederholt, entfernte sich von Gehöft zu Gehöft, von einem Ende der Beauce zum anderen.

      Diese Nacht hatte Hourdequin wie fast alle Nächte Jacqueline in ihrer Stube aufgesucht, in der kleinen Magdstube, die er ihr mit einer geblümten Tapete, mit Perkalvorhängen und mit Mahagonimöbeln hatte verschönern lassen. Trotz ihrer zunehmenden Macht war sie jedesmal auf heftige Ablehnung gestoßen, wenn sie versucht hatte, mit ihm gemeinsam die Stube der verstorbenen Frau zu bewohnen, die Ehestube, die er aus einer letzten Ehrfurcht heraus verteidigte. Sie war sehr gekränkt darüber, sie begriff sehr wohl, daß sie nicht die wirkliche Herrin war, solange sie nicht in dem mit rotem Kattun verhangenen alten Eichenbett schlief.

      Bei Tagesanbruch erwachte Jacqueline, und sie blieb mit weit offenen Lidern auf dem Rücken liegen, während neben ihr der Hofbesitzer noch schnarchte. Ihre schwarzen Augen träumten in dieser erregenden Wärme des Bettes, ein Erbeben schwellte ihren Schoß, den Schoß eines schlanken hübschen Mädchens. Sie zögerte jedoch; dann entschloß sie sich, stieg mit hochgerafftem Hemd über ihren Herrn hinweg, so leichtfüßig und so geschmeidig, daß er sie überhaupt nicht spürte; und geräuschlos streifte sie mit den Händen, die vor jähem Verlangen fieberten, einen Unterrock über. Aber sie stieß gegen einen Stuhl, nun öffnete auch er die Augen.

      „Was denn? Du ziehst dich an ... Wohin gehst du denn?“

      „Ich habe Angst um das Brot, ich gehe nachsehen.“

      Verwundert über den Vorwand stammelte Hourdequin etwas und schlief wieder ein; während er noch übermannt war vom Schlaf, arbeitete es dumpf in seinem Kopf. Was für ein schrulliger Einfall! Das Brot brauchte sie um diese Zeit nicht. Und unter dem scharfen Stachel eines Verdachts fuhr er aus dem Schlummer hoch. Da er sie nicht mehr sah, ließ er benommen seinen verschwommenen Blick in dieser Dienstmädchenstube umherwandern, in der seine Pantoffeln, seine Pfeife, sein Rasierzeug lagen. Wieder irgendein plötzlicher Brunstanfall dieser Hure für einen Knecht! Er brauchte zwei Minuten, bis er richtig zu sich kam, er überschaute seine ganze Geschichte.

      Sein

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