Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan страница 55
Das CEE, das Change-Everything-Event, hatte das Leben der Onryonen weitaus stärker verändert als das der sonstigen Bewohner Terras und Lunas. Als fühlten sie sich in diesem Gefilde nicht wohl, als könnten sie in dieser neuen Heimat nicht überleben, hatten die meisten in einer willentlichen Entscheidung beschlossen, sich nicht weiter fortzupflanzen. Aktuell gab es nur 53 bekannte Onryonen auf Terra und Luna – und damit im gesamten zugänglichen Universum.
Ghizlane und ihr Sicherheitschef überprüften den Raum – tatsächlich hielt sich niemand darin auf, auch nicht in dem einzig möglichen Versteck, einem wuchtigen Schrank, in dem sich etliche Decken stapelten.
Ansonsten stand nur ein Tisch im Zimmer, darauf lag die hölzerne Figur eines Onryonen, etwa handspannengroß. Ghizlane erinnerte sich seltsamerweise daran, wie diese kleinen Statuen bezeichnet wurden – Pyzhurg –, wusste aber nicht mehr, wozu sie diesem Volk dienten. Geschichte war nie ihre Leidenschaft gewesen, sie kümmerte sich lieber um Themen und Probleme der Gegenwart.
Wie die Topsider.
Nur dass die Spur, die ihnen so vielversprechend vorgekommen war, in einen leer stehenden Raum führte.
Trotzdem blieb dieses ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
Torr Nishal deutete zur Decke. »Erstaunlich, dass diese Viecher hier drin überlebt haben. Sie kommen zwar ohne feste Nahrung aus, können sich lange von Bakterien und Viren ernähren ...«
»Aber sie brauchen hin und wieder Lichtzufuhr von außen«, fiel Ghizlane ihm ins Wort. Das hatte sie im vorbereitenden Infogespräch des TLD für das Einsatzteam erfahren. »Bei geschlossener Tür und zugezogenem Fenster wären die Anuupi binnen kurzer Zeit gestorben. Dieser Bereich steht seit Jahrzehnten leer. Also war jemand hier.«
Sie ging zum Vorhang und riss ihn auf.
Die Scheibe war nach oben geschoben. Draußen war es völlig windstill – wie immer unter Iacallas Energiekuppel, die die Atemluft in der Stadt hielt.
»Vielleicht haben die Echsen unsere Annäherung bemerkt und sind geflohen«, sagte sie.
Torr tippte auf dem Multifunktionsarmband seines Einsatzanzuges herum. Er fluchte vor sich hin.
»Es ist nicht lange her – es gibt eine Restwärmesignatur.« Er eilte zu Ghizlane. »Nur eine Signatur! Sie ist hier raus, mit einem Fluganzug oder sogar gesprungen. Es geht nur knapp drei Meter abwärts. Los!« Er schwang sich aus dem Fenster, schwebte nach unten.
Die Kommandantin folgte.
Es gab tausend Möglichkeiten, in den leer stehenden Gebäuden der Geisterstadt unterzutauchen.
Zehntausend Verstecke.
Aber offensichtlich hatte sich der Topsider zu sicher gefühlt und nicht damit gerechnet, dass man ihn in Iacalla suchen könnte. Oder wohl eher sie – unwahrscheinlich, dass es sich um einen Mann handelte. Alle wichtigen Funktionen im Sternengelege der Topsider waren von Frauen besetzt.
Vielleicht unterhielt das Nest – ihr Geheimdienst – bereits seit Jahren oder gar Jahrzehnten in Iacalla einen geheimen Stützpunkt, ehe NATHAN nun endlich auf ihre Aktivitäten aufmerksam geworden war.
Torr Nishal konnte der Wärmesignatur weiter folgen. Er führte die Kommandantin durch eine schmale Straße, an einer Skulptur vorbei, die Ghizlane alles andere als schön oder künstlerisch vorkam, sondern sie an einen verkrüppelten, kahlen Busch aus glänzendem Metall erinnerte.
Als sie die Skulptur passierten, bewegte sich das Gestänge.
Ghizlane fuhr herum, den Multifunktionsstrahler erhoben.
Nichts.
Kein Angreifer.
Hatte sie sich die Bewegung nur eingebildet? Sie ging ein paar Schritte zurück und bemerkte den kleinen roten Strahl, der an ihrem Bein entlangtastete, woraufhin sich die Skulptur erneut verschob.
Nun, da sie es genauer betrachtete, wirkte es, als würde der Wind den Metallbusch ein wenig vor sich hertreiben. Offenbar bildete die durch den Sensor ausgelöste Veränderung der Position einen Teil dieses Kunstwerks, dessen Bedeutung sich Ghizlane dadurch freilich nicht besser erschloss; ein Mechanismus, der auch nach Jahrzehnten in der Geisterstadt noch funktionierte.
Manches in Iacalla – die Anuupi etwa oder diese absonderliche Skulptur – scherte sich offensichtlich nicht darum, ob es Bewohner gab. Nur ein einziges Gebäude am Stadtrand, das ehemalige Besucherzentrum an der Hauptschleuse des Energieschirms, war nach wie vor bewohnt – von zweiundfünfzig der derzeit bekannten 53 Onryonen.
Sicherheitschef Nishal war bereits etliche Meter weiter und verharrte seitlich neben einem Tor, das als Passage durch ein mehrstöckiges Haus zu einem Innenhof führte.
Ghizlane schloss wieder auf.
»Sie ist da durch.« Er tippte auf die Anzeige seines Multifunktionsarmbands. »Vor mindestens vier, höchstens zehn Minuten.«
»Sollen wir den TLD informieren und Verstärkung anfordern?«
»Deine Entscheidung. Du bist die Kommandantin.«
»Die nach der Meinung ihres Sicherheitschefs fragt – zumal wir uns ohnehin nicht in meinem Schiff befinden.«
Er nickte. »Wir sollten keine Zeit verlieren. Eine Info an die Agenten, am besten dauerhafte Übertragung unserer Anzugkameras. Aber wir warten nicht auf ihr Eintreffen.«
Sie atmete tief ein. »Sicher, dass es eine Topsiderin gewesen ist? Und dass sie allein war?«
»Die Restwärme zeigt eine unscharfe, aber humanoide Form. Es könnte auch ein Onryone sein. Aber weshalb sollte der vor uns fliehen?«
»Also gut.« Sie schaltete die Bildübertragung ein – die Verbindung zu den TLD-Agenten stand.
Er folgte ihrem Beispiel. »Bereit?«
»Bereit.«
Wieder ging er vor, genau wie bei der Erstürmung des verlassenen Raumes.
Wieder griff niemand an.
Wieder war keiner zu sehen.
Aber diesmal gab es Spuren. Ghizlane entdeckte eine Brunnenanlage, in den Boden eingelassen, viele Meter breit und gerade mal knöcheltief mit Wasser gefüllt.
Etliche Fontänen sprühten einen guten halben Meter hoch. Noch so etwas, das in der verlassenen Stadt geisterhaft weiter funktionierte, weil offenbar niemand die Energiezufuhr abstellte. Möglicherweise lief die Anlage mit einem Speicheraggregat, das jahrzehntelang seine einfache Funktion erfüllte, ehe die Fontänen irgendwann in sich zusammenfallen würden, von einem Tag auf den anderen, unbemerkt.
Der Brunnen plätscherte auf dem direkten Weg zum gegenüberliegenden Ausgang aus dem Innenhof. Und Topsider liebten Wasser.
Die Topsiderin hatte sich offenbar unbeobachtet und sicher genug gefühlt, um durch die Anlage zu gehen und dabei mit jedem Schritt eine feuchte Fußspur hinterlassen.
Die Spur führte