Elfenzeit 6: Zeiterbe. Uschi Zietsch

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Elfenzeit 6: Zeiterbe - Uschi Zietsch Elfenzeit

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dann richtete sie sich auf und ging hinein.

      »Du bist unmöglich«, fuhr Rian ihn an. »Sie hätte uns vielleicht noch mehr über diese druidischen Vorfahren erzählen können.«

      »Das ist doch alles Mumpitz und Touristenfängerei«, beharrte David. Doch sein Bauchgefühl war sich da auf einmal gar nicht mehr so sicher.

      Ungewöhnlich stumm saßen sie eine Weile lang nebeneinander und ließen die Gedanken jeder für sich schweifen. Wie gern hätte David diesen Ort mit Nadja erkundet. Sie hätte die Gelegenheit ergriffen und wäre vorausgeeilt, um sich jede einzelne Ausstellung anzusehen.

      Er trank von seinem Kaffee und leckte sich den Milchschaum von den Lippen. Nadja hatte schon oft mit Hilfe ihres journalistischen Gespürs die richtige Entscheidung für den folgenden Schritt getroffen, für den Weg zum nächsten Puzzlestück auf ihrer Suche und Mission. Vielleicht sollten er und Rian dieser Eingebung folgen und sich Das Tor der Geheimnisse näher ansehen. Einen Versuch war es zumindest wert.

      Nachdem Anne-Marie auf einen Wink hin das Tablett mit der Rechnung auf den Tisch gestellt hatte, zog sie mit der anderen Hand einen Stapel Karten aus ihrer Tasche. Die Ränder wirken abgegriffen und speckig. »Wie wäre es zum Abschied mit einem Blick in die Zukunft, mon chère?«, fragte sie, während sie das Set mit einigen gekonnten Handgriffen auffächerte.

      Davids Lippen wurden schmal. Nichts hätte er lieber getan, nichts mehr gewünscht, als vorauszusehen, was passieren würde. Doch die Antwort lag nicht in einem Kartenspiel. Er schüttelte den Kopf.

      »Und Sie, Mademoiselle? Wollen Sie es riskieren?« Sie hatte erneut zur höflich-distanzierten Anrede gewechselt. Ob nun aus reinem Geschäftsgebaren oder weil David sie mit seinen schroffen Antworten ernsthaft beleidigt hatte.

      Rian hob die Hand, als wollte sie nach einer Karte greifen. Dann zögerte sie. Ihr Blick wanderte zwischen David und dem Fächer hin und her. Bis sie schließlich die Entscheidung traf und zugriff.

      Während die Rückseite schmucklos einfarbig, mit einer weißen Linie den Rand entlang gestaltet war, zeigte sich auf der Vorderseite die Handschrift eines wahren Künstlers.

      Das Bild wirkte unglaublich zart und filigran. Eine Zusammenstellung aus wässrigen Blauschattierungen im Hintergrund, die von kräftigeren Linien überlagert waren. Gelbe, rote und braune Flächen formten die Gestalt einer Frau, die auf einem Stein saß und ihre Füße in den Strom einer Quelle tauchte. Kleine weiße Sprenkel wirkten dabei wie die Gischt des sprudelnden Wassers und ließen die Szene geradezu lebendig erscheinen. Die Frau selbst hielt ihr Gesicht durch eine Kapuze verborgen; den Kopf einem fahlen Mond zugewandt.

      »Die Dame vom See«, entfuhr es Rian, während sie mit den Fingern die Konturen der Linien nachfuhr.

      »Das Quellenmädchen steht für ein unmögliches Vorhaben«, sagte Anne-Marie mit seltsam überraschtem Tonfall.

      Als David zu ihr hinaufblickte, sah er ihre Stirn in Falten liegen. »Kein gutes Omen also?«, hakte er nach.

      »Es ist eine machtvolle, aber auch tückische Karte. Sie lockt mit einer großen Belohnung. Doch jene, die danach streben, erkennen meist zu spät, welches Opfer die ihnen gestellte Aufgabe bedeutet. Wählt euren Weg weise und mit Bedacht«, mahnte sie ernst, ja eindringlich, bevor sie erneut ihr Lächeln zeigte. »Aber vorher solltet ihr euch unbedingt die Show ansehen. Mein Neffe steuert die Lichttechnik.« Sie zwinkerte.

      Etwas unschlüssig standen David und Rian schließlich wieder auf der Straße und sahen zu beiden Seiten. Es war rasch dunkel geworden. Nur die beleuchteten Fenster der angrenzenden Wohnungen spendeten ein wenig Licht. Sollten sie zurück zum Hotel gehen und etwas essen oder der wandelnden Werbebroschüre Folge leisten?

      »Wir können ja mal hingehen und es uns von außen ansehen«, schlug Rian vor.

      »Also schön.« Die Ablenkung würde seine Gedanken von der Düsternis fernhalten, die sich auf der kleinen, zarten Seele breitmachte.

      Das Gebäude lag direkt neben einer Kirche, klein und unscheinbar klebte das Haus an dem monumentalen Seitenschiff. Und doch hatten sie etwas gemeinsam. Beide waren aus dunklen Schiefersteinen erbaut, die für diese Gegend typisch waren. Ein wenig grobschlächtig, strahlten sie trotz ihrer Schlichtheit eine gewisse Gemütlichkeit aus. Einen eigenen Charakter, im Gegensatz zu den modernen Stadtbauten.

      La Porte des Secrets prangte über der weiß gestrichenen Eingangstür mit den eingesetzten Glasfenstern. Seitlich davon war das Logo an die Wand gemalt – eine symbolische Darstellung des Waldes. Einfach und kraftvoll zugleich, wie eine Rune.

      Farbige Strahler beleuchteten das Haus, eingebettet in den Rhythmus von Gezwitscher und dem Sausen des Windes, wie David es bereits im Café vernommen hatte.

      »Kommen Sie, treten Sie ein und lassen Sie sich von den Legenden rund um Brocéliande und seinen vielen Bewohnern verzaubern«, begrüßte sie eine Stimme. »Mein Name ist Pierre und ich werde auf dieser Tour Ihr Begleiter sein.«

      Da sie nun schon da waren, kaufte David zwei Tickets und sie betraten den verschlungenen Pfad im Gebäude, der sie zu den verschiedenen Attraktionen führen würde.

      Pierres Werkstätte machte den Anfang. Er erzählte ihnen, wie intensiv die Region einst von den Früchten des Waldes gelebt hatte. Von ihrem Holz, aber auch von den Tieren, die darin lebten.

      »Das prachtvollste Tier war der Hirsch. Er durchschritt im Frühling, Sommer, Herbst und Winter den Wald und achtete darauf, dass alles im Gleichgewicht blieb«, erklärte die Stimme aus dem Lautsprecher, während sie die authentisch zusammengestellten Kulissen betrachteten.

      »Vielleicht haben Sie sich schon gefragt, ob die kleinen Symbole auf unserer bretonischen Flagge eben diesen Hirsch darstellen. Doch mit dieser Vermutung liegen Sie falsch. So groß und imposant das Tier mit seinem Geweih auch sein mag, es steht in der Gunst der Bretonen nur an zweiter Stelle. Wappentier und heiligstes Geschöpf dieses Waldes ist das Hermelin.«

      Gleichzeitig mit dieser Verkündigung betraten David und Rian den nächsten Abschnitt und standen unversehens in einem schummrigen Raum, der an den Wänden Szenen aus dem Wald nachstellte.

      »Es ist eine Projektion«, staunte Rian. Denn die Figuren, die in einer Art Scherenschnitt-Technik gezeigt wurden, bewegten sich. Abermals erklang die Musik der Natur und bannte auch Davids Aufmerksamkeit, während Pierre seine Geschichten weiterspann.

      »Da ist es wieder!«, rief David, als plötzlich ein weißes Tier in der Kulisse auftauchte und flink von einer Seite zur anderen lief.

      Die restlichen Zuschauer, die sich in diesem Raum eingefunden hatten, drehten sich um und musterten David mit unverhohlenem Grinsen.

      »Wieso wieder?«, frage seine Schwester hinter vorgehaltener Hand, um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen.

      »Weil ich es bereits bei unserer Ankunft am Hotel gesehen habe«, gab David zu.

      »Das weiße Hermelin, genau wie der weiße Hirsch und die ebenso schneeweiße Eule sind, der Sage nach, einige der Boten jener Fee, die unter dem Namen Viviane, Nimue oder auch Herrin vom See aus der Artus-Sage bekannt geworden ist.« Wieder war es Pierre, der für Aufklärung sorgte.

      »Also beobachtet Nimue uns bereits?«, fragte Rian.

      David zuckte unschlüssig mit den Schultern.

      Als die Show vorbei

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