Emma. Jane Austen
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Читать онлайн книгу Emma - Jane Austen страница 16
»Weiß Gott, Emma, wenn ich höre, wie Sie Ihre Vernunft mißbrauchen, könnte ich mich beinah zu Ihrer Ansicht bekehren. Besser keinen Verstand, als ihn so verkehrt anwenden, wie Sie es tun.«
»Natürlich«, rief sie scherzend, »ich weiß, so denkt ihr alle. Ich weiß, daß gerade ein Mädchen wie Harriet jeden Mann entzückt – sofort seine Sinne behext und seinen kritischen Verstand einlullt. O ja, Harriet darf sich getrost einen herauspicken, sie hat die Wahl. Sollten Sie selbst jemals heiraten, dann wäre sie die richtige Frau für Sie. Und ist es denn zu verwundern, wenn sie, die siebzehn Jahre alt ist und eben ins Leben tritt, eben anfängt, bekannt zu werden, nicht den ersten besten Antrag, den sie bekommt, annimmt? Nein, lassen Sie ihr bitte Zeit, sich umzusehen.«
»Ich habe diese intime Freundschaft immer als eine Narrheit angesehen«, sagte Mr. Knightley darauf, »ich habe nur meine Gedanken für mich behalten. Aber nun sehe ich, daß Sie Harriet ins Unglück bringen. Mit solchen Ansichten über ihre Schönheit, und was sie beanspruchen kann, werden Sie sie so aufblasen, daß ihr binnen kurzem kein Mann in ihrer Reichweite mehr gut genug ist. Eitelkeit kann in einem schwachen Kopf allerhand Unheil anrichten. Nichts leichter, als daß eine junge Dame ihre Erwartungen zu hoch spannt. Miss Harriet Smith dürfte noch dahinterkommen, daß es nicht alle Tage Heiratsanträge regnet, wenn sie auch ein hübsches Mädchen ist. Ein verständiger Mann, was Sie auch sagen mögen, will keine dumme Frau. Ein Mann aus guter Familie wird sich auch nicht leicht mit einem Mädchen von dunkler Herkunft verbinden, die meisten umsichtigen Männer würden die Mißlichkeiten und die Schande fürchten, in die sie verwickelt werden könnten, wenn das Geheimnis dieser Geburt eines Tages gelüftet würde. Lassen Sie sie Robert Martin heiraten, und sie ist für immer geborgen, geachtet und glücklich. Aber wenn Sie sie ermutigen, eine großartige Partie zu erwarten, wenn Sie ihr den Floh ins Ohr setzen, sie dürfe sich mit nichts Geringerem als mit einem Mann von Stande und großem Vermögen zufriedengeben, so bleibt sie vielleicht für den Rest ihres Lebens Pensionärin bei Mrs. Goddard – oder zum mindesten (denn Harriet Smith ist ein Mädchen, das schließlich doch irgendeinen heiratet), bis sie verzweifelt und heilfroh ist, wenn sie den Sohn des alten Schreiblehrers ergattern kann.«
»Über diesen Punkt gehen unsre Meinungen so auseinander, Mr. Knightley, daß es keinen Sinn hat, ihn weiter zu erörtern. Wir werden uns gegenseitig nur immer mehr verärgern. Nur daß ich sie Robert Martin heiraten lasse – das ist unmöglich; sie hat ihn abgewiesen, und so entschieden, daß, glaube ich, einem zweiten Antrag vorgebeugt ist. Sie muß nun die Folgen auf sich nehmen, wie sie auch sein mögen. Ich will nicht sagen, ich hätte sie bei ihrem Entschluß, nein zu sagen, nicht ein bißchen beeinflußt. Aber ich versichere Ihnen, ob ich oder sonst jemand, man brauchte nur sehr wenig nachzuhelfen. Seine Erscheinung nimmt zu sehr gegen ihn ein, und er hat gar zu bäurische Manieren. Sollte sie je etwas für ihn übrig gehabt haben, so jedenfalls jetzt nicht mehr. Ich kann mir vorstellen, daß sie ihn ganz leidlich fand, solange sie keinen feineren Mann gesehen hatte. Er ist der Bruder ihrer Freundinnen und hat sich Mühe gegeben, ihr zu gefallen; und überhaupt, da sie keinem Besseren begegnet war (das muß am meisten zu seinen Gunsten gewirkt haben), mag sie ihn, als sie in Abbey Mill war, nicht unsympathisch gefunden haben. Aber jetzt liegt die Sache anders. Sie weiß nun, was ein Gentleman ist, und nur ein Gentleman nach Bildung und Manieren hat bei Harriet eine Chance.«
»Unsinn! Der ärgste Unsinn, den je ein Mensch dahergeredet hat!« rief Mr. Knightley. »Robert Martins Benehmen zeigt einen verständigen, aufrichtigen, herzensguten Menschen, das kann nur für ihn einnehmen. Und in seinem Wesen liegt mehr wahre Vornehmheit, als Harriet Smith je begreifen kann.«
Emma gab keine Antwort und suchte heiter und unbekümmert auszusehen, in Wirklichkeit aber war ihr recht unbehaglich zumute und sie wünschte sehr, daß er ginge. Sie bereute nicht, was sie getan hatte. Sie glaubte immer noch, über das Recht und die Empfindlichkeit einer Frau stünde ihr eher ein Urteil zu als ihm. Trotzdem empfand sie etwas wie einen gewohnheitsmäßigen Respekt vor seinem Urteil im allgemeinen, deshalb war es ihr unlieb, daß es so laut gegen sie sprach; und daß er ihr in so zorniger Verfassung gegenüber saß, war ihr sehr unangenehm. Einige Minuten vergingen in diesem ungemütlichen Schweigen; nur Emma versuchte einmal, vom Wetter zu sprechen, doch er ging nicht darauf ein. Er war in seine Gedanken versunken. Schließlich sagte er:
»Robert Martin verliert nicht viel; wenn er es nur selber auch einsieht! Doch ich hoffe, es dauert nicht lange, bis es soweit ist. Was Sie mit Harriet vorhaben, wissen Sie selbst am besten. Wenn Sie aber schon aus Ihrer Leidenschaft fürs Ehestiften kein Hehl machen, darf man wohl annehmen, daß Sie bestimmte Aussichten, Vermutungen und Projekte haben – und als Ihr Freund möchte ich Ihnen nur den einen Wink geben: wenn Elton der Mann ist, halte ich alle Ihre Mühen für umsonst.«
Emma leugnete es lachend ab. Er fuhr fort:
»Verlassen Sie sich darauf, mit Elton wird es nichts. Er ist ein guter Kerl und ein braver Vikar für Highbury, aber es sieht ihm nicht ähnlich, unbesonnen eine Ehe einzugehen. Er weiß so wohl wie jeder andre, was ein gutes Einkommen wert ist. Elton mag gefühlvoll reden, aber er wird vernünftig handeln. Er weiß ebensogut, worauf er Anspruch erheben kann, wie Sie sich einbilden, es von Harriet zu wissen. Er ist sich bewußt, daß er ein ansehnlicher junger Mann ist und sehr beliebt, wohin er auch kommt, und nach seinen Äußerungen in Herrengesellschaft, wo er sich keine Zurückhaltung auferlegt, bin ich überzeugt, daß er nicht daran denkt, sich zu verschleudern. Ich habe ihn in den höchsten Tönen von einer großen Familie reden hören, mit deren jungen Damen seine Schwestern befreundet sind, alle mit einer Mitgift von zwanzigtausend Pfund pro Stück.«
»Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet«, sagte Emma und lachte wieder. »Hätte ich mein Herz daran gehängt, Mr. Elton mit Harriet zu verheiraten, wäre es sehr gütig gewesen, mir die Augen zu öffnen, aber vorläufig möchte ich Harriet für mich allein behalten. Wirklich, ich habe genug vom Ehestiften. Ich möchte nicht wiederholen, was ich mir mit dem Erfolg von Randalls eingebrockt habe. Ich will lieber die Finger davonlassen, solange ich’s so gut habe.«
»Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen!« sagte er, stand auf und ging brüsk hinaus. Er war sehr aufgebracht. Er fühlte die Enttäuschung des jungen Mannes mit, und es war ihm bitter, daß er dazu beigetragen hatte, indem er seinen Segen zu der Werbung gab. Und die Rolle, die Emma, wie er überzeugt war, bei der Affäre gespielt hatte, empörte ihn über alle Maßen.
Emma blieb ebenfalls erzürnt zurück, doch ohne sich über die Ursache so im klaren zu sein wie er. Sie war nicht immer so absolut mit sich im reinen, nicht so völlig überzeugt, daß sie mit ihrer Ansicht recht und der Gegner unrecht habe, wie Mr. Knightley. Er war ganz mit sich einig, ließ sie aber nicht ebenso zurück. Doch war sie nicht so niedergeschmettert, daß nicht ein wenig Zeit und Harriets Rückkehr hinreichen würden, sie wieder aufzurichten. Daß Harriet so lange ausblieb, begann sie zu beunruhigen. Der Gedanke, der junge Mann sei möglicherweise heute morgen zu Mrs. Goddard gegangen und habe dort Harriet getroffen und seine Sache mündlich geführt, war mehr als aufregend. Die Furcht vor einem solchen Fehlschlag nach allem, was vorausgegangen war, drängte allmählich alle anderen unbequemen Gefühle beiseite. Und als Harriet endlich erschien, in bester Stimmung und ohne eine schlimme Erklärung für ihre Verspätung, war Emma so erleichtert, daß sie auch ihre Selbstsicherheit wiederfand und sich in der Überzeugung wiegte, sie habe – mochte Mr. Knightley denken und sagen, was er wollte – nichts getan, was die Freundschaft und das Empfinden einer Frau nicht rechtfertigte.
Mr. Eltons wegen hatte er ihr jedoch ein bißchen bange gemacht. Wenn sie aber bedachte, daß Mr.