Herzstücke Hamburg. Christine Lendt
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Haifischbar · Große Elbstraße 128 · 22767 Hamburg Tel. 040/380 93 42 · www.haifischbar.hamburg S-Bahn Königstraße (S 1 / S 2 / S 3 / S 31)
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FEILSCHEN MIT EULEN UND LERCHEN
Samstags verwandelt sich das Schlachthofgelände in einen einzigartigen Marktplatz. Hier finden Sie alles, außer drei Dinge: Neuwaren, Socken und Sonderposten. Darauf legt man hier Wert. Zu einem echten Flohmarkt gehört eben echter Trödel. Flohschanze ist für alle da, die den Jahresputz zur Entrümpelung nutzen. Und das machen viele Hamburger. Sehr viele. Besonders an der Flohschanze ist das Verständnis für die unterschiedlichen Biorhythmen der Menschen. Hier gibt es nämlich einen gestaffelten Aufbauzeitplan mit »Ab-9-Uhr-Standflächen«. Die Eulen verdienen damit zwar weniger als die Lerchen unter den Verkäufern, aber um Geld geht es hier nicht wirklich beim Treiben rund um die denkmalgeschützte Alte Rinderschlachthalle. Ziel ist, möglichst das Doppelte des Ertrags gleich wieder auszugeben.
Flohschanze · Sa 8−16 Uhr (ganzjährig) · Neuer Kamp 30 · 20357 Hamburg Tel. 040/270 27 66 · Infos & Standvergabe: www.marktkultur-hamburg.de U 3 Feldstraße
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ABGANG ANHALTEND MIT DUNKLER SCHOKI
Zu jeder guten Stulle gibt es das passende Bier, dank fachkundiger Beratung aus rund 70 Sorten ausgewählt. Bereits beim Lesen der Karte gewinnen Sie hier überraschende Erkenntnisse. »Kräftig, goldfarben und von feiner Hefe durchzogen. Duft nach Pfirsich und Ananas.« Oder: »Sehr süffig und erfrischend, wunderschöner Hopfen. Abgang anhaltend mit dunkler Schoki.« Schon die Karte zu studieren erweitert das eigene Wissen in vielerlei Hinsicht. Denn Axel Ohm und Patrick Rüther reisten um die Welt und brachten mit, was sie in ihrem »Altes Mädchen Braugasthaus« in den historischen Viehmarkthallen (1896) bei leckerem Essen für ausschankwürdig hielten. Sicherheitshalber klären die Betreiber auf: »Aber keine Angst, bei uns geht das nicht so in Richtung Wein, der von Pinguinen zum Essen serviert wird. Im Gegenteil: Wir sind da eher total entspannt.«
Altes Mädchen Braugasthaus · Mo−Sa ab 12, So ab 10 Uhr · Lagerstraße 28b 20357 Hamburg · www.altes-maedchen.com · U 3, S 3, S 21 Sternschanze
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QUALMEN UNTER SCHIFFSMODELLEN
Warum eigentlich nicht? Trauen Sie sich doch mal wieder in eine richtig voll gequalmte Kneipe zu gehen. Beim Eintreten kräuseln sich erste Rauchwölkchen um Ihre Nase. In der seit 1896 bestehenden Pinte lässt es sich inmitten von Ur-Hamburgern gut schnacken. Vielleicht doch eine genüsslich schmöken?
Im Dämmerlicht und der Wärme des dunkel gehaltenen Raumes stellt sich ein nostalgisches Gefühl ein. An der Decke schwanken alte Schiffsmodelle und hängen verstaubte Marionetten; auf dem Boden steht ein altes Holzschaukelpferd, an der Wand wartet eine Musikbox auf einen Gast mit dem passenden Musikgeschmack. Die Welt ist hier ein bisschen stehen geblieben. Reduziert auf die sinnliche Erfahrung, in Zigarettennebel, Wärme und Biergeruch für den Augenblick geborgen zu sein.
Manche nennen es Gemütlichkeit. Genauso können bei dem einen oder anderen Gast auch beklemmende Assoziationen aufsteigen. Zum Beispiel Erinnerungen an den Frauenmörder Fritz Honka, der in den 1970er-Jahren gern Korn mit gelber Brause in einer ähnlichen Eckkneipe auf dem Kiez trank, dem »Goldenen Handschuh«. Dort lernte er seine Mordopfer kennen, die er wenig später auf dem Dachboden zersägte. Glücklicherweise verkehrt hier ein anderes, bunt gemischtes Publikum. Viele kommen vom rauchfreien Mercado-Center um die Ecke, um endlich in aller Ruhe die geliebten Zigaretten zu genießen.
Seit dem Rauchverbot 2008 haben Wirte in die Trickkiste gegriffen: Damit ihre Gäste weiterhin qualmen dürfen, gründeten sie Vereinslokale, in denen rauchen noch erlaubt war. Vor einigen Jahren wurde diese Auflage aufgehoben, solange das Lokal bis zu 75 Quadratmeter beträgt. Die Kneipe heißt jetzt »Gaststätte Möller« und nicht mehr »Raucherclub Möller’s«. Der Chef Dieter Ostwald, selbst Nichtraucher, hat auf das Schild mit den Öffnungszeiten gekritzelt: »Solange ich Lust hab« – hier wird eben nicht nur Umsatz gemacht.
Gaststätte Möller · Tgl. ab 11 Uhr · Bahrenfelderstraße 91 · 22765 Hamburg Tel. 040/39 22 57 · S-Bahnhof Altona S 1, S 3, S 11 Bahnhof Altona
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FISCHBUDE EINES WAHREN KÖNIGSPAARES
Vier Fischbrötchen auf dem Schild über dem Fenster weisen darauf hin: Hier ist die Küche schnell und schlicht. Eingeweihte wissen: Viel, viel mehr steckt drin in der Holzbude vom Museumshafen Övelgönne. Hier erwarten Sie Salsamusik zum Matjes, wilde Seemannsgeschichten und ein Eisbrecher vor der Tür.
Nuggis erste Elbkate stand ab 1992 und war ein Fahrradhäuschen vom Baumarkt. Ein Kran hatte es samt Betonfundament auf den Anleger Övelgönne befördert. Heute ist die Bude nicht mehr sechs-, sondern viereckig und mindestens genauso gemütlich wie früher. Es gibt unverändert dick belegte Fischbrötchen, Bockwurst, Krakauer und Erbsensuppe, draußen an der Klappe und drinnen an der winzigen Bar. Dazu die Knolle Astra, aufn Poller setzen, mehr braucht man nicht. Nach Jahren als Schiffladungskontrolleur und Leichtmatrose, Fahrten mit Papagei Paula und Pavian Ali und vielen Frauen in vielen Häfen fand Nuggi hier eine neue Berufung. Zuvor besaß er einen Imbiss auf Rügen, der wurde ihm geklaut.
Im Hafen können Sie den Dampf-Eisbrecher »Stettin« besichtigen (tgl. 10−18 Uhr). Manchmal ist er auf Fahrt und nimmt Gäste mit. Termine siehe www.dampf-eisbrecher-stettin.de.
Er stammt aus Ottensen und heißt eigentlich Dieter Nuggmeyer, aber so nennt ihn keiner. Vielmehr kennt man ihn auch als »König der Dominikanischen Republik«, und die Königin, wenn man so will, heißt »Nani« Lucia Hiraldo. Er traf sie auf den Großen Antillen, verlor sein Herz und nahm sie als Braut mit in den Nieselregen. Seither ist Nuggi, vorher höchstens fünf Wochen lang verheiratet, so etwas wie sesshaft geworden, aber nur für einige Monate im Jahr. Während der anderen folgt