Der Höllenhund. Фредерик Марриет
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Höllenhund - Фредерик Марриет страница 9
Sobald sich Herr Vanslyperken entfernt hatte, dachte Dick Kurz, der jetzt das Kommando hatte, er könne sich wohl auch selbst Urlaub geben und gleichfalls ans Land gehen. Er zog daher seine beste Kleidung an, ließ das andere Boot bemannen, übertrug das Kommando an den nächsten Offizier, Obadiah Coble, und nahm Jansen, Jemmy Entenbein und vier oder fünf andere mit sich, um einen Kreuzzug zu machen. Inzwischen war Snarleyyow zu dem Entschlusse gekommen, gleichfalls an Land zu gehen, und Kurz mochte ihm nichts in den Weg legen, denn er wußte, Smallbones werde, wenn er mit ihm zusammentreffe, sein bestes tun, um die Bestie in einen der Kanäle, die so bequem in jeder Straße hinliefen, zu werfen. Der Köter erhielt daher Erlaubnis, mit ins Boot zu kommen, und wurde mit der übrigen Gesellschaft ans Land gesetzt, die sich, wie gewöhnlich, nach dem Lusthaus der Witwe Vandersloosch begab.
8. Kapitel
Die Witwe Vandersloosch war die Inhaberin eines Lusthauses oder eines Vergnügungsplatzes für Matrosen. Ihre Privatwohnung lag nebenan und stand mit dem Lusthause durch eine Tür in der Mauer in Verbindung. Die Wohnung war sehr klein, aber doch gemütlich, zwei Stockwerke hoch und vorn für jeden Raum mit einem Fenster versehen. Im Erdgeschosse befand sich ein Wohnzimmer und eine Küche, während der erste und zweite Stock je zwei kleine Gemächer hatte. Nichts konnte besser geordnet sein, als dieser behagliche Witwensitz. Außerdem hatte sie einen Hof, welcher hinter dem Lusthause hinlief, mit bequemen Gelassen versehen war und durch eine Tür nach der Straße hinaus führte.
Sobald Herr Vanslyperken angekommen war, machte er der Witwe seine demütige Aufwartung, Smallbones aber, der ihn begleitet hatte, legte die Zwiebacksäcke neben das Kratzeisen an der Türe nieder und bewachte sie pflichtgetreu. Der Leutnant meinte, er werde weit gnädiger als gewöhnlich empfangen, was auch vielleicht der Fall war, da es der Witwe in letzter Zeit ein wenig an Kundschaft gefehlt hatte und sie sich freute, daß die Mannschaft des Kutters angelegt war, um ihr Geld bei ihr zu verjubeln. Vanslyperken hatte bereits seinen Säbel samt dem Bandelier abgenommen und beides nebst dem dreieckigen Hut auf einen Seitentisch gelegt, er saß neben der Dame auf dem kleinen weichgepolsterten Sofa und hatte eben ihre Hand ergriffen, um seine Bewerbung zu erneuern und die Ergüsse seines Herzens, die er auf dem Halbdeck der ‚Jungfrau‘ ausgekocht hatte, ausströmen zu lassen, als der nur zu unwillkommene Snarleyyow zur Türe hereinstürzte.
„Oh, dieses garstige Vieh! Mynheer Vanslyperken, wie konnten Sie sich unterstehen, auch den Hund in mein Haus zu bringen?“ rief die Witwe, mit glutrotem Vollmondgesichte von ihrem Sofa aufspringend.
„In der Tat, Frau Vandersloosch“, versetzte Vanslyperken, „ich ließ ihn an Bord, weil ich wohl wußte, daß Sie keine Freundin von Tieren sind, aber es muß ihn jemand mit ans Ufer gebracht haben. Wer es übrigens gewesen sein mag, ich will ihn ausfindig machen und ihn Ihren Reizen zu Ehren kielholen lassen.“
„Ich habe Tiere wohl gern, Herr Vanslyperken, nur nicht Tiere wie dieses schmutzige, garstige, unangenehme und knurrende Vieh da ist. Auch kann ich mir nicht denken, warum Sie ihn nach dem, was ich Ihnen gesagt habe, noch behalten mögen. Es beweist nicht viele Achtung, Herr Vanslyperken, wenn man einen solchen Hund nur deshalb mit sich herumführt, um mich zu ärgern.“
„Ich versichere Ihnen, Frau — —“
„Versichern Sie mir nichts, Herr Vanslyperken, es ist kein Grund dazu vorhanden. Der Hund ist Ihr Eigentum — aber ich werde es Ihnen Dank wissen, wenn Sie ihn aus dem Hause fortschaffen. Vielleicht ist es gut, wenn Sie mit ihm gehen, da er sich ohne Sie schwerlich abhalten läßt.“
Nun hatte die Witwe früher nie so entrüstet gesprochen. Wenn der Leser zu wissen wünscht, warum dies geschah, so wollen wir mitteilen, daß die Witwe Vandersloosch Smallbones bemerkt hatte, wie er, gleich einer Bildsäule, auf zwei Halbsäcken Zwieback vor dem Portale saß. Die Witwe wünschte zu wissen, ob da von einem Geschenke oder von einem Artikel für den Handel die Rede war, sie hielt es daher für sehr rätlich, einen Streit anzufangen, der die Sache aufklären könnte. Der Kunstgriff der Frau Vandersloosch hatte den verdienten Erfolg. Der Unwille der Witwe brachte Herrn Vanslyperken gleichfalls in Zorn, er verrichtete eine Tat, deren er sich selbst nie für fähig gehalten hatte, indem er Snarleyyow mit einem solchen Fußtritt in die Seite begrüßte, daß die Bestie heulend in den Hinterhof hinausflog. Er folgte ihm nach und trieb den Hund trotz dessen Gegenwehr in ein Außenhaus, dessen Türe er abschloß, indem er den Schlüssel umdrehte. Dann kehrte er in das Wohnzimmer zurück und fand die Witwe, aufrecht und den Rücken gegen den Ofen gekehrt, mit einer Miene, daß man sich des Gedankens nicht erwehren konnte, sie stehe noch immer unter dem Einfluß gerechten Zornes. Da stand sie mit aller Würde Herrn Vanslyperken erwartend, damit er die absichtliche oder unabsichtliche Beleidigung wieder gut mache — oder, mit anderen Worten, ihr den Zwieback als Geschenk anbiete. Und er wurde als Geschenk angeboten, denn Vanslyperken kannte kein anderes Mittel, ihren Unwillen zu beschwichtigen. Der Sturm legte sich allmählich, die verächtlich heraufgezogenen Mundwinkel nahmen die gewöhnliche Richtung wieder an. Die Zwiebacksäcke wurden von Smallbones hereingebracht, ihr Inhalt ausgeleert, und die Harmonie war wieder hergestellt. Abermals saß Herr Vanslyperken auf dem kleinen Sofa neben der fetten Witwe, und abermals ergriff er ihre schmelzende Hand. Ach! daß ihr Herz nicht aus demselben weichen Materiale bestand!
Sobald sich Smallbones, die leeren Brotsäcke unter dem Arme, zurückgezogen hatte, blieb er eine Weile nachdenklich vor dem Portal. Nachdem er endlich zu einem Entschlusse gekommen war, ging er nach dem Kramladen über der Kanalbrücke, um sich eine Nadel, etwas starken Zwirn und einen Bückling zu kaufen. Desgleichen versah er sich mit einigen Stecken. In dieser Weise vorbereitet, begab er sich nach der Hoftüre hinter dem Hause der Witwe und ging hinein. Wie wenig ließ sich Herr Vanslyperken träumen, welch ein Unfug gebraut wurde, während er das Bier aus der Witwe eigenem Brauhaus lobte und trank.
Es wurde Smallbones nicht schwer, ausfindig zu machen, wo Snarleyyow eingesperrt war, denn der Hund nagte sich sehr emsig einen Weg durch die Tür, obschon er bis jetzt nur mit dem vierten Teile seiner Arbeit zustandegekommen war. Der Raum war ein Hühnerhaus gewesen, und an dem Boden der Türe befand sich eine kleine Öffnung für den Ein- und Ausgang dieser Zweifüßler — die ursprüngliche Erfindung einer schlauen Jungfrau, welche die Mägde am Eierstehlen hindern wollte. Diese Öffnung war jedoch geschlossen. Smallbones bezog sein Quartier in einem anderen Außengebäude, wo er nicht bemerkt werden konnte, und begann seine Operationen.
Er trennte zuerst den Boden des einen Brotsackes auf und nähte ihn an den andern, um den Schlauch zu verlängern; dann zog er eine Schnur durch den Rand der oberen Öffnung, um den Sack zuziehen zu können, und schnitt seine Stecken in einer Weise zurecht, daß die Mündung aufrecht und offen stehen blieb. Sobald dieses eingeleitet war, begab er sich nach der Stelle, wo Snarleyyow mit großer Emsigkeit an dem Holze nagte, und erlaubte ihm unter der Tür weg nicht nur an dem Bückling zu riechen, sondern auch den Schwanz desselben abzubeißen. Hierauf zog er den Bückling allmählich weiter, bis er ihn in die Mitte der Hühnerstallöffnung gebracht hatte, wo er ihn in einer Entfernung liegen ließ, daß der Hund ihn wohl beschnüffeln, aber nicht erreichen konnte, was denn auch Snarleyyow jetzt tat. Wenn man eine Falle legt, hängt viel von dem Köder ab, Smallbones kannte die Vorliebe seines Feindes für würzige Eßwaren. Er brachte nun seinen Sack heran, befestigte ihn dicht vor der Öffnung, und legte den Bückling in den Schlauch