Der Höllenhund. Фредерик Марриет
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Smallbones war eben zu rechter Zeit mit seiner Arbeit zustandegekommen, denn die Witwe, welche auch nach ihren Gästen im Lusthaus sehen wollte, hatte Vanslyperken verlassen, und so dachte der Leutnant, dies sei eine gute Gelegenheit, um nach seinem vierfüßigen Liebling zu sehen. Er kam in den Hof heraus, nicht wenig bedenklich, als er daselbst Smallbones traf.
„Was tust du hier, Bursche?“
„Ich warte auf Euch, Sir“, versetzte Smallbones demütig.
„Und der Hund?“ entgegnete Vanslyperken, als er die zerstreuten Bruchstücke an dem Eingange des Hühnerhauses bemerkte.
„Er muß sich wohl durchgenagt haben, Sir.“
„Und wo ist er?“
„Ich weiß es nicht, Sir. Vermutlich ist er nach dem Boote hinuntergegangen.“
Sobald Snarleyyow die Stimme seines Gebieters hörte, begann er zu winseln, und Smallbones zitterte. Zum Glück zeigte sich in diesem Augenblicke die Witwe an der Hintertüre des Hauses und rief Herrn Vanslyperken. Ihre Stimme übertönte das Winseln des Hundes, so daß der Leutnant es nicht hörte. Freilich war er nur halb überzeugt, aber er wagte es nicht, in Gegenwart seiner Geliebten viel Interesse an dem Tiere zu zeigen, und kehrte daher nach der Wohnstube zurück, wo der Hund sehr bald vergessen wurde.
Da sich jedoch die Orgien im Lusthause mehr und mehr steigerten, fand es die Witwe um so nötiger, dort fleißig Besuche zu machen, nicht nur um für den Bedarf ihrer Kunden zu sorgen, sondern auch, um sie durch ihre Anwesenheit im Zaume zu halten. Gegen Abend wurde in der Regel ihre Anwesenheit am häufigsten. Vanslyperken wußte dies wohl und verlegte daher seine Werbungen stets auf den Nachmittag, um mit Eintritt der Dunkelheit an Bord zurückkehren zu können. Smallbones, der von der Hintertüre aus die Bewegungen seines Meisters bewachte, bemerkte, daß er sein Bandelier über die Schulter warf, was in der Regel als Signal zum Aufbruch galt. Es war jetzt dunkel genug, weshalb er nach den Außengebäuden eilte, den eingesackten Snarleyyow herauszog, ihn über die Schulter warf und durch die Hoftür hinausging, um sich nach dem Kanal vor dem Hause der Witwe zu begeben. Er blickte umher, konnte aber niemand bemerken, weshalb er den Sack mit dessen Inhalt nach dem stehenden Wasser hinunterzog. In demselben Augenblick kam Herr Vanslyperken, der sich von der Witwe verabschiedet hatte, aus dem Hause heraus. Ein schweres Klatschen — und dann Stille!
„Wer da? Ist das nicht Smallbones?“ rief Herr Vanslyperken.
„Ja, Sir“, versetzte Smallbones erschrocken.
„Was habe ich da für einen Lärm gehört?“
„Einen Lärm, Sir? O, ich habe einen Pflasterstein in den Kanal gestoßen.“
„Und weißt du nicht, was für eine schwere Strafe darauf gesetzt ist, du Schurke? Wo hast du die Brotsäcke?“
„Die Brotsäcke, Sir? Herr Kurz hat sie mitgenommen, um einiges Gemüse hineinzutun.“
„Herr Kurz? Ah, schon gut. Komm mit, Bursche, und wirf mir keine Steine mehr in den Kanal, es hätte jemand den Tod davon haben können. Da ist ein Boot unten — ich höre die Leute sprechen.“
Herr Vanslyperken eilte nach seinem Boote, das auf ihn wartete, um sich zu überzeugen, ob Snarleyyow da war. Zu seinem großen Ärger und Verdrusse waren seine Erwartungen getäuscht. Er setzte sich daher nicht in der angenehmsten Stimmung auf die Bank nieder, sich dabei Gedanken machend, ob Smallbones wirklich einen Pflasterstein in den Kanal geworfen habe oder nicht, indem er sich vornahm, wenn der Hund nicht wieder zum Vorschein komme, solle Smallbones gekielholt werden. Es war übrigens auch möglich, daß man den Hund schon an Bord genommen hatte.
Man kann sich leicht denken, daß Herr Vanslyperken, sobald er das Halbdeck erreichte, zuerst fragte, ob Snarleyyow an Bord sei. Er wurde von Korporal Vanspitter mit militärischer Begrüßung empfangen, denn Obadiah Coble, der als kommandierender Offizier zurückgeblieben war, hatte sich selbst Urlaub erteilt und war mit einigen Matrosen Dick Kurz und seiner Gesellschaft nachgezogen, dem Korporal als dem nächstältesten Offizier den Befehl über das Fahrzeug überlassend. Die Antwort lautete zu Herrn Vanslyperkens großem Verdrusse verneinend, er stieg daher in sehr übler Laune nach seiner Kajüte herunter und ließ Smallbones vor sich rufen. Aber ehe die Aufforderung an letzteren erging, hatte er noch Zeit, einem oder zweien der Verschwörer zuzuflüstern, daß die Bestie fort sei. Dies war genug. In weniger als einer Minute verbreitete sich das Geflüster durch den ganzen Kutter.
„Er ist fort“, zischelte man sich oben und unten in die Ohren, bis sogar Korporal Vanspitter davon Kunde erhielt. Er hatte sie von einem Seesoldaten, dieser berief sich auf einen Kameraden, der Kamerad auf einen Matrosen, und so verfolgte der unermüdliche Korporal das Gerücht bis auf Smallbones, weshalb er sofort Anlaß nahm, die Sache pflichtgemäß Herrn Vanslyperken zu melden. Er stieg nach der Kajüte hinunter und klopfte.
Inzwischen hatte Vanslyperken seiner üblen Laune gegen Smallbones Luft gemacht, indem er, sobald er sein schöneres Ich wieder in die Kommode eingeschlossen, den armen Jungen mit einer ungewöhnlichen Quantität von Fußstößen regalierte und ihm zugleich mit dem in der Scheide befindlichen Säbel einen schweren Schlag auf den Kopf versetzte. Dieser aber wiederholte in seinem Innern Trostes halber nur die magischen Worte: „Er ist fort!“
„Mit Erlaubnis, Sir“, sagte Korporal Vanspitter, „ich habe durch die Schiffsmannschaft erfahren, daß der Hund fort ist.“
„Ich weiß das, Korporal“, erwiderte Vanslyperken.
„Und, Sir, die Aussage ist von Smallbones ausgegangen.“
„Wirklich? So hast also du ausgesagt, der Hund sei fort? Sprich, Spitzbube, wo ist er?“
„Mit Erlaubnis, ich sagte, der Hund sei fort, und das ist wahr, aber es ist mir kein Wörtchen davon über die Lippen gekommen, daß ich wisse, wo er ist — und ich weiß es auch nicht. Er ist fortgelaufen und wird wahrscheinlich morgen wieder zurückkommen.“
„Korporal Vanspitter, wenn der Hund morgen früh um acht Uhr sich nicht wieder an Bord einfindet, so werdet Ihr alles bereit halten, um diesen Schurken zu kielholen.“
„Ja, Mynheer“, entgegnete der Korporal, hochentzückt, daß es wieder etwas zu strafen gab.
Smallbones machte eine Jammermiene.
„Das ist sehr hart“, sagte er. „Ist’s denn meine Schuld, wenn der Hund vielleicht in den Kanal gefallen ist? Wenn Snarleyyow auf den Boden des Kanals kam, so ist das kein Grund, um mich unter dem Boden des Kutters durchziehen zu lassen.“
„Ja, ja“, erwiderte Vanslyperken. „Ich will dich lehren, Pflastersteine vom Kai herunterzuwerfen. Verlaß die Kajüte, Bursche.“
Smallbones, den das schuldige Gewissen bei Erwähnung der Pflastersteine erblassen ließ, zog sich eilig zurück, und Vanslyperken