Digital lehren. Thomas Hanstein
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Methode 50: Sprechende Gegenstände
Methode 51: Spinnennetz
Methode 52: Stummer Applaus
Methode 53: Think Pair Share
Methode 54: Umfragen per Smartphone
Methode 55: Virtuell lernen durch virtuell lehren
Methode 56: Virtuelle Dusche
Methode 57: Virtueller Kongress
Methode 58: Virtuelle Landkarte
Methode 59: Visualisieren
Methode 60: Walt Disney Methode
Methode 61: Webcam Laola, Zettelwirtschaft
Methode 62: Willkommens-Bingo
Methode 63: World Café
Methode 64: Zielscheibe
Wie Formate verschwimmen – ein Schlusswort
Hybride Zukunft
Individualisierung und Evaluierung – auch virtuell!
64 – Symbol eines Wandels
Anhang 1: Umfrage unter Lehrenden
Anhang 2: Umfrage unter Lernenden
Anhang 3: Literaturverzeichnis
Vorwort: Endlich raus aus dem „digitalen Steinzeitalter“!
Als sich Mitte März 2020 abzeichnete, dass der Lehrbetrieb an Schulen und Hochschulen durch das Auftreten des Corona-Virus und die dadurch zu erwartenden Kontaktbeschränkungen spätestens ab Ostern 2020 erheblich beeinträchtigt werden würde, musste man schlimme Auswirkungen auf das deutsche Bildungssystem befürchten: und zwar auf die Hochschulen, laut Brembs und Welpe (vgl. Brembs/Welpe, 2019) im „digitalen Steinzeitalter“ befindlich und im Versuch, durch Anschaffung immer neuer Technologien die Lehre irgendwie „digitaler“ zu machen, und nicht weniger intensiv auf die Schulen mit Lehrkräften, die weder eine digital adäquate Ausbildung genossen hatten noch auf die gebotenen technischen Infrastrukturen zurückgreifen konnten – das konnte nicht gut gehen. Die Quittung hatten wir ja schon vorher erhalten: Platz 27 unter den 27 EU-Nationen im Survey „Digital Readiness for Lifelong Learning“ von 2019 mit dem vernichtenden Urteil: „German Schools and Educators are not ready to prepare students with the necessary digital skills and competencies“ (EU-Survey, 2019). Was sollte man da außer technisch-basierter Notlösungen auch erwarten?
Und genauso kam es! In den Hochschulen stand sofort die lange totgeglaubte Prämisse „Technology drives Didactics“ und nicht die in den Jahren zuvor immer wieder gebetsmühlenartig propagierte Didaktikzentriertheit im Vordergrund, und die Schulen versuchten mit der oft nicht einmal für Notlösungen ausreichenden Technik irgendwie den Lehrbetrieb zu retten. Web-Konferenzen zur Inhaltsvermittlung, PDF-Dokumente in ungeahnten Mengen als digitale Aufgabenblätter und E-Mail-Verkehr wie nie zuvor – alles Beispiel einer Emergency Remote Teaching Lösung, die zwar bisweilen funktioniert hat, mehr aber auch nicht. Als Planungsgrundlage für die Zukunft sollten diese mehr oder weniger improvisierten Lösungen, die schon vor vielen Jahren als nicht zukunftsfähige – damals sprach man noch von E-Learning – Varianten abgelehnt wurden.
Es muss etwas geschehen, und zwar schnell! Mit den folgenden Forderungen lässt sich ein Arbeitsplan, dessen Details freilich nicht in einem einzigen Buch dargelegt werden können, realisieren, der aber eine Grundlage für die so dringend notwendige Entwicklung sein kann.
Daher leistet das Buch einen wertvollen lehrpraktischen Beitrag, um den folgenden sieben Forderungen eine „bottom up“-Grundlage zu verschaffen:
• Forderung 1: Alle Schul- und Hochschulfächer müssen auf den inhaltlichen Prüfstand gestellt werden, um diejenigen Wissensmengen, die heute immer noch frontal in Präsenzunterricht vermittelt werden, als kuratierte offene Bildungsmaterialien auf niederschwellige Weise digital bereitzustellen. Dadurch wird es Lehrkräften auf allen Ebenen möglich, mit Flipped/Inverted Classroom-Szenarien ihre eigene Präsenzlehre zu entlasten und mehr Zeit für das Üben und Vertiefen von Inhalten zu gewinnen. Gleichzeitig gewinnen die Lerner Zeit und Flexibilität, sich den Stoff anzueignen. Hierzu bietet Ihnen dieses Buch niederschwellige und aus der Praxis kommende Handlungskonzepte.
• Forderung 2: Die Lehramtsausbildung an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen muss endlich reagieren und das Thema Digitalisierung in Theorie und Praxis in die fachspezifische und erziehungswissenschaftliche Ausbildung integrieren. Seit der Jahrtausendwende gibt es zahlreiche Konzepte und Handreichungen, z. T. mit konkreten Handlungsempfehlungen (vgl. beispielhaft http://icum-tud.de/ziele/empfehlungen.pdf; 2006 umgesetzt im Fach Englisch an der Philipps-Universität Marburg; Zugriff: 10.07.2020), doch bis heute haben nur wenige Hochschulen entsprechend reagiert. Hier muss dringend etwas geschehen, damit vernichtende Qualitätsurteile wie die im EU-Survey von 2019 der Vergangenheit angehören. Durch ihre eigenen Erfahrungen in der Begleitung und Auswertung der ersten rein virtuellen Studiengänge bieten die Autoren Hanstein und Lanig – stichwortartig und als kollegiale Empfehlung – neuartige Konzepte und Handreichungen hierzu.
• Forderung 3: Da es noch Jahre dauern wird, bis medial/digital „auf der Höhe“ befindliche Absolventen die Hochschulen verlassen, müssen sofort Fortbildungsmöglichkeiten für das jetzige Lehrpersonal an Schulen geschaffen werden. Und um wirklich auch die gesamte Zielgruppe flexibel bedienen zu können, sollten dazu konsequent Online-Fortbildungsportale nach dem Vorbild des ehemaligen VZL entwickelt werden, die eine ständige Weiterbildung ermöglichen (vgl. http://sts-gym-marburg.bildung.hessen.de/kooperation/vzl.html; https://youtu.be/WGf7N6DPqo8; Zugriff: 10.07.2020). Wie das fehlende Erfahrungsbild nicht nur durch die wenigen Lehrenden, die selbst in virtuellen Kontexten ihre Bildungssozialisation durchlaufen haben, aussehen kann, zeigen die anschaulichen Schilderungen der Autoren aus der Ebene virtueller Studiengänge.
• Forderung 4: Die Corona-Krise hat gezeigt: Es besteht ein dringender Handlungsbedarf in Sachen Digitalisierung an deutschen Schulen. Bisher wurde Digitalisierung hauptsächlich in der Anschaffung von Hardware (wenn überhaupt) verstanden. Das entspricht nicht dem, was Bund und Länder einst im „Digitalpakt Schule“ vereinbart hatten. Bis heute gibt es auch in den reicheren Bundesländern Regionen, in denen schlichtweg nicht die entsprechenden Kabel in der Erde liegen. Diesen Umständen muss die Politik schleunigst Rechnung tragen.
• Forderung 5: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Robotik müssen Grundthemen der schulischen Bildung werden (Stichwort „Maker-Space“). Auch wenn es heute möglicherweise noch futuristisch klingt, werden Maker-Space-Konzepte zu einem wichtigen Eckpfeiler der digitalen Grundbildung. Algorithmisches Denken, Problemlösungsstrategien und eine allgemeine Medienkompetenz lassen sich durch das „Machen“ zielführender umsetzen, als das bisher durch klassische Lehr- und Lernsettings möglich ist. Hierin haben besonders die beruflichen Schüler eine große Erfahrung – daran kann praktisch gut angesetzt werden!
• Forderung 6: Die technischen