Treacherous Love. Jana Reeds
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Ich ließ mich auf eine der Teakholzliegen fallen und legte meine Unterlagen auf das kleine Tischchen daneben. Wieder kehrte die Besprechung von eben in meine Gedanken zurück, und ich spürte, dass der Kloß in meinem Magen sich noch mehr zusammenballte.
Niemals hätte ich gedacht, dass Dylan sich so verhalten könnte. Ich kannte ihn von klein auf und ich hatte ihn schon immer bewundert. Dylan war beliebt, selbstbewusst, er zog die Blicke auf sich mit seinen dunklen Haaren und Augen. Dazu der vom Tauchen durchtrainierte Körper … Bereits zu Schulzeiten flogen ihm die Mädchenherzen zu, er hätte jedes Wochenende eine andere haben können. Später, als er die Tauchschule seiner Eltern übernommen hatte, ging es ebenso weiter. Immer wieder sah ich Touristinnen, die sich ihm an den Hals warfen. Frauen, die Tauchkurse bei ihm buchten und sich extra dämlich anstellten, damit er Hilfestellung leistete. Bei manchen von ihnen sah man noch den Abdruck des Eheringes am Finger – vermutlich hatten sie ihn extra abgelegt.
Aber Dylan nutzte seinen Schlag bei Frauen nicht aus. Anstatt jede Woche eine andere mit ins Bett zu nehmen, hielt er sich von ihnen fern. Er blieb immer professionell und freundlich, ging jedoch nie auf die Avancen ein, die sie ihm machten. Ich konnte mich in all den Jahren nur an wenige Beziehungen erinnern, die er geführt hatte. Vielleicht lag es daran, dass er nach dem Tod der Eltern seine kleine Schwester allein großziehen musste. Doch selbst als Lou erwachsen war, änderte sich nichts. Ich hatte immer das Gefühl, Dylan wartete auf die eine besondere Frau. Er hatte kein Interesse an Abenteuern und One-Night-Stands, er wollte eine feste Beziehung. Zumindest war es das, was ich bis vor Kurzem gedacht hatte … Tja, mittlerweile musste ich schmerzhaft erfahren, dass er sehr wohl für One-Night-Stands zu haben war. Auf jeden Fall, wenn er genug Alkohol intus hatte.
„Hier, trink einen Schluck. Das wird dir helfen.“ Ich erschrak, als Juan mich ansprach und mir ein Glas mit einer hellen Flüssigkeit hinhielt.
„Was ist das?“, fragte ich und nahm das Getränk entgegen, während er sich neben mir gegenüber auf eine Sonnenliege setzte.
„Wasser mit ein paar Tropfen meiner Geheimmischung. Keine Sorge, nur ein Haufen Kräuter und so ein Zeug. Das hilft gegen die Übelkeit.“
Ich sparte mir, ihm zu erklären, dass ich keinesfalls seekrank war. Immerhin lebte ich von Geburt an auf den Florida Keys, wo gefühlt die Hälfte des Lebens auf Booten jeglicher Größe stattfand. Wenn man dort wohnte, hatte man keine Chance, nicht seefest zu sein. Aber was würde es bringen, ihm das zu erklären? Daher nahm ich das Glas und trank einen Schluck. Seine Kräutermischung schmeckte gar nicht so furchtbar, wie ich befürchtet hatte.
„Hm … Was ist da alles drin? Das schmeckt tatsächlich gut.“
Juan legte einen Finger auf die Lippen und grinste. „Das wird nicht verraten.“ Einen Moment lang musterte er mich, während ich noch einen Schluck nahm.
„Es geht mich vielleicht nichts an, aber … Solltest du nicht gerade deine Besprechung mit Dylan haben?“, fragte er dann.
Ich zuckte zusammen, denn damit hatte ich nicht gerechnet. „Hm … Ja, schon.“ Den Blick auf das Glas gerichtet, versuchte ich angestrengt, die Emotionen zu kontrollieren, die bei seiner Frage sofort wieder aufgeflammt waren.
„Nicht so gut gelaufen, was?“
Noch immer starrte ich in das Kräuterwasser, als würde alle Weisheit der Welt darin schwimmen. Als könnte ich dort eine Lösung für mein Problem mit Dylan finden.
Erst als Juan mir eine Hand auf den Arm legte, schaute ich auf.
„Nimm es dir nicht so zu Herzen. Dylan ist manchmal echt ein bisschen … schwierig.“ Er zwinkerte mir zu. „Lass dich von ihm bloß nicht verunsichern. Ich bin mir absolut sicher, du weißt, was du tust. Du musst eine verdammt gute Archäologin sein, denn Tyler stellt immer die Besten ein. Aber du bist nicht nur schlau, du bist noch dazu auch eine wunderschöne Frau. Eine umwerfende Kombination, ich liebe hübsche Frauen, die auch etwas im Köpfchen haben. Wir sollten uns unbedingt mal näher unterhalten, ich würde dich gern besser kennenlernen.“
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung hinter Juan wahr und schaute an ihm vorbei. Für eine Sekunde erkannte ich Dylan, der in der offenen Glastür zum Sonnendeck stand. Er verzog keine Miene, sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, während er Juan und mich musterte, wie wir hier saßen.
Als Juan merkte, dass etwas meine Aufmerksamkeit erregte, drehte er sich um. Eine Sekunde später verschwand Dylan unter Deck. Täuschte ich mich, oder hatte er ziemlich wütend ausgesehen?
7
Dylan
„Was machst du denn hier?“, blaffte ich Juan an, der vollkommen überraschend zehn Minuten vor Start des Meetings in einem der Stühle lehnte, die um den ovalen Tisch herum gruppiert waren. Natürlich kippelte er gefährlich auf zwei Beinen nach hinten, sonst wäre es ja nicht Juan gewesen.
„Bin pünktlich zur Besprechung. Hast du was dagegen?“, entgegnete er freundlich und für meinen Geschmack viel zu gut gelaunt.
„Mann, du hast dich in der Zeit geirrt. Sonst bist du doch immer erst eine Viertelstunde nach Anfang hier.“ Ich schaute übertrieben ernsthaft auf meine Armbanduhr. „Ja, muss ein Fehler sein. Es ist jetzt Viertel vor elf, nicht nach elf. Am besten gehst du noch mal und tust das, was du immer tust, während wir auf dich warten.“
„Nee, ist schon gut, Bro. Ich will einen guten Eindruck machen. Du weißt ja, Frauen stehen auf so was.“ Juan zwinkerte mir zu.
Gott, wie gerne würde ich ihm meine Faust ins Gesicht rammen.
„Na dann, viel Erfolg“, quetschte ich raus, knallte meinen Laptop auf den Tisch und verband ihn mit dem Stromkabel. Nach der missglückten Besprechung mit mir hatte Marli mit Tyler gesprochen. Sie hatten vereinbart, dass sie uns auf diesem Meeting Informationen darüber liefern würde, wie wir in Zukunft arbeiten sollten. Zu sagen, dass ich absolut keinen Bock auf diese Zusammenkunft hatte, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Und dann Juan. Seine blöden Bemerkungen hatten mir gerade noch gefehlt.
„Also, egal, was da mit dir und Marli gelaufen ist. Du hast es verbockt. Das ist ja mal ganz klar.“
„Hör mal zu, Juan.“ Ich sprang auf, umrundete den Tisch. Erst würde ich ihm die Stuhlbeine unterm Arsch wegreißen, dann …
„Es reicht, ihr zwei.“ Tylers Stimme erscholl, gerade als ich mich in Fantasien darüber erging, wie befriedigend das Geräusch knackender Knochen sein könnte, wenn meine Faust endlich Juans Nase träfe.
„Chef.“ Juans Stuhl knallte auf den Boden. Er grinste Tyler an und hob beschwichtigend die Hände. „Ich wollte Dylan nur ein bisschen auflockern. Der Mann sieht seit Marlis Ankunft aus, als bekäme er nur noch Zitronen zum Essen.“
„Hör auf damit.“ Jetzt war es Tyler, der etwas auf den Tisch knallte. Irgendeinen Ordner mit Unterlagen. „Gut, dass ihr beide so früh hier seid, denn ich wollte ohnehin was mit euch klären.“ Tyler hieb mit dem Zeigefinger in Juans Richtung. „Ein Wort noch von dir über Marli oder Dylans Beziehung zu ihr und du bist gefeuert.“ Dann drehte er sich zu mir. „Und jetzt du. Wenn du es nicht schaffst, deine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, bist du gleich nach Juan