Treacherous Love. Jana Reeds

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Treacherous Love - Jana Reeds Treasure Hunters

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ist mir egal, Dylan. Ich wurde engagiert, damit ihr eine Vorgehensweise adaptieren könnt, die es Archäologen erlaubt, auch später noch zu rekonstruieren, was …“

      „Marli, nimm mal den Stock aus dem Arsch. Was soll irgendjemand da unten rekonstruieren wollen? Dort fanden keine historischen Ereignisse statt. Ein Schiff ist gesunken. Das war’s. End of Story.“

      „Du bist unmöglich, Dylan. Weißt du das?“

      „Ja, das weiß ich ziemlich genau. Immerhin zeigst du mir seit Monaten die kalte Schulter. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich versuche, mit dir zu reden. Aber hältst du es auch nur für nötig, ein Wort zu mir zu sagen? Nein, nicht du. Für dich war das alles bloß ein riesiger Fehler, über den man nicht reden muss und an dem ich allein schuld bin.“

      „Du weißt gar nichts von mir, Dylan. Noch weniger weißt du, was ich denke, fühle oder mir wünsche.“ Marli raffte mit fahrigen Bewegungen ihre Sachen zusammen. „Aber das ist egal. Ich bin hier, um meine Arbeit zu erledigen, und genau das werde ich tun. Was ich gesehen habe, reicht mir.“ Mit diesen Worten rauschte sie davon. Und ich stand da und schaute ihr nach.

      6

      Marli

      Na, großartig! Genau so hatte diese Besprechung nicht ausfallen sollen. Mein persönlicher Worst Case war eingetroffen, dabei hatte ich mir ganz fest vorgenommen, mich nicht von meinen Gefühlen beeinflussen zu lassen. Und nun stand ich hier und wusste nicht, ob ich schreien sollte oder doch lieber heulen oder etwas kaputtschlagen. Wut ballte sich brodelnd in meinem Bauch zusammen, meine Brust fühlte sich viel zu eng an und nahm mir den Atem. Ich hatte das Gefühl, mir tat alles weh vor lauter Anspannung, und auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, am schlimmsten zog es im Herzen. Wir hatten alles kaputtgemacht. Wir beide.

      Früher einmal war Dylan ein Freund gewesen, fast als wäre er auch mein großer Bruder. Er hatte nicht nur auf Lou aufgepasst, sondern auch auf mich. Er war immer für uns da gewesen, und in der einen oder anderen Situation war es wirklich cool gewesen, einen Bodyguard wie Dylan zu haben. Alles war perfekt, bis zu dieser Party am 4. Juli. Die Tauchschule blieb am Unabhängigkeitstag natürlich geschlossen, wir schauten uns gemeinsam mit ein paar Freunden die Parade an und kehrten dann in einer Cocktailbar ein. Von da an fing alles an, aus dem Ruder zu laufen, und mittlerweile waren wir nicht einmal mehr in der Lage, uns über das aktuelle Wetter zu unterhalten.

      Seitdem Tyler mir erklärt hatte, dass ich hauptsächlich mit Dylan arbeiten würde, hatte ich mir fest vorgenommen, zumindest ein gutes professionelles Verhältnis zu ihm aufzubauen und für ein paar Monate, solange die Bergung hier dauerte, alles zu vergessen, was geschehen war. Anfangs war mir das tatsächlich geglückt, ich hatte Dylan sachlich erklärt, warum das Vorgehen mit diesem komischen Staubsauger aus archäologischer Sicht absolut indiskutabel war. Aber dann … Sein ironisches Grinsen, die Art, wie er mit mir sprach, wie er meine Bedenken lächerlich machte, seine ganze Körperhaltung … Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das von seinem Lehrer zurechtgewiesen wurde. Setzen, sechs. Durchgefallen. Dabei hatte ich sämtliche Fakten auf meiner Seite. Was ich forderte, sollte selbst für Dylan, der anscheinend dem Schatzsucher-Virus verfallen war, nachvollziehbar sein. Ich wollte doch nur, dass die Artefakte, egal, welcher Art, erhalten blieben und nicht unter der Kraft dieses Saugers zerstört wurden. Wenn ich mir vorstellte, dass eine zarte Teetasse angesaugt wurde – so filigran gearbeitet, aus feinstem Porzellan und liebevoll per Hand bemalt. Es musste ja wohl verständlich sein, dass so eine Tasse es nicht überleben würde. Oder war es Dylan egal, da er eh nur an den wertvolleren Dingen interessiert war, die man teuer verkaufen oder eintauschen konnte? Goldmünzen, silberne Lüster, Schmuck, wertvolle Gemälde … Was kümmerte ihn da eine zarte, kleine Teetasse?

      In meinem Bauch ballte sich ein Kloß zusammen und verursachte mir Übelkeit; Tränen stiegen mir in die Augen, als ich aus dem Besprechungsraum stürzte. Gerade rechtzeitig, denn das Letzte, was ich wollte, war, ausgerechnet vor Dylan in Tränen auszubrechen. Gedankenfragmente wirbelten in meinem Kopf durcheinander wie Blätter in einem heftigen Herbststurm. Ich war nicht in der Lage, auch nur einen von ihnen zu fassen. Halb blind stolperte ich durch die Gänge der Jacht, bis ich an eine Treppe kam. Die war vorhin noch nicht hier gewesen. Oder irrte ich mich? Ich wischte mir über die Augen und schaute mich um. Nein, nicht diese Treppe war neu, ich hatte mich auf der großen Jacht verlaufen. Auch der Flur war hier viel schmaler, und alles wirkte beengter als in dem Bereich, wo meine Kabine lag.

      „Hey, suchst du was? Kann ich dir helfen?“

      Ich drehte mich um und entdeckte den Mann, mit dem Dylan sich gestern beim Abendessen angelegt hatte. Ich hatte nicht hören können, worum es in ihrem Streit gegangen war, doch anscheinend war der Mann vor mir ebenso schlecht auf Dylan zu sprechen wie ich.

      „Entschuldige, ich glaube, wir haben uns noch nicht kennengelernt. Ich bin Marli.“ Ich streckte dem Mann die Hand hin und er ergriff sie. Mit einer angedeuteten Verbeugung und einem freundlichen Lächeln erwiderte er: „Wie schön, dich kennenzulernen, Marli. Ich bin Juan, ich gehöre zum Tauchteam. Herzlich willkommen auf der Seawind.“

      „Danke.“ Dieser Juan schien wirklich charmant zu sein. Ein angenehmer Kontrast zu Dylans ungehobeltem Verhalten in unserem Meeting eben.

      „Suchst du was?“, fragte Juan. „Deine Kabine liegt doch am Bug, oder nicht?“

      „Ähm … Ja, eigentlich schon. Ich glaube, ich habe mich auf dem Weg vom Besprechungsraum verlaufen. Irgendwie …“ Fahrig wedelte ich mit der Hand in die Richtung, aus der ich gekommen war. „Eigentlich wollte ich … Also …“ Noch immer brodelten die Emotionen in mir, und es fiel mir schwer, mich zu sammeln.

      „Ist alles gut? Du bist ein bisschen blass um die Nase. Du wirst doch nicht etwa seekrank?“

      „Nein, ich …“ Ich schüttelte den Kopf. Obwohl mir durchaus weiterhin übel war, schob ich dieses Unwohlsein auf Dylan. „Ich glaube, ich brauche nur ein wenig frische Luft.“

      „Alles klar, da kann ich behilflich sein. Señorita …“ Galant hielt er mir seinen Arm hin, damit ich mich einhaken konnte. Dann führte er mich durch das Labyrinth an Gängen zu einer weiteren Treppe, an deren oberen Absatz ich eine Glastür erkennen konnte, durch die das Tageslicht schien.

      „Vielen Dank! Ich glaube, von hier aus finde ich mich allein zurecht.“ Ich wollte meinen Arm unter dem von Juan herausziehen, aber er legte sanft seine Hand auf meine und schaute mir tief in die Augen. „Nichts da, du glaubst doch nicht, dass ich dich so gehen lasse.“ Er lächelte sanft, sein Blick wanderte über mein Gesicht und blieb für einen Moment an meinen Lippen hängen. Huch? Ich schluckte nervös. Wollte dieser Juan etwa mit mir flirten? Hatte ich womöglich irgendwelche falschen Signale ausgesendet? Meine Unsicherheit verschwand sofort, als Juan weitersprach.

      „Du bist wirklich verdammt blass. Komm, ich bringe dich an Deck. Wenn du tatsächlich seekrank bist, ist frische Luft das Beste.“

      Da ich noch immer reichlich aufgewühlt war, genoss ich es, dass Juan sich so lieb um mich kümmerte, und ließ mich von ihm an Deck führen.

      „Setz dich auf eine der Liegen dort, ich hole dir ein Glas Wasser. Und versuch, den Blick auf den Horizont zu richten, das hilft.“ Juan deutete zu ein paar Sonnenliegen, die unter einem Baldachin standen, doch ich schaute mich erst einmal um. Auf diesem Deck war ich bisher nicht gewesen. Es sah aus wie eine Art Café. Eine Bar befand sich unter einer Überdachung, vor dem Tresen eine Reihe Barhocker. Mehrere kleinere und größere Tische mit Stühlen drumherum standen auf den glänzenden Schiffsbohlen verteilt und an der Bugseite

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