Zwei Jahre Ferien. Jules Verne
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Da machte sich ein erster Stoß fühlbar. Der »Sloughi« stampfte mit seinem Hinterteil auf einen Felsen, aber trotz der gewaltigen Erschütterung des ganzen Schiffsrumpfes drang doch kein Wasser durch dessen Plankenwand.
Von einer zweiten Welle gehoben, wurde er gegen fünfzig Fuß weiter getragen, diesmal ohne die Klippen zu streifen, welche an unzähligen Stellen emporstarrten. Endlich blieb er, nach Backbord geneigt, inmitten der kochenden Brandung liegen.
Wenn auch nicht im offenen Meer, so befand er sich doch noch eine Viertelmeile vom Strand entfernt.
1 Schoner-Segelschiff mit zwei Masten, von denen der hintere höher als der vordere ist. <<<
2 Die Takelage eines Schiffes umfasst alles für die Bemastung sowie die Besegelung erforderliche Tauwerk nebst Befestigungen. <<<
3 Der erste Steuermann auf großen Segelschiffen, in der Marine ein Deckoffizier. <<<
4 machtlos <<<
5 waagerechte Stangen am Mast, an denen die Segel befestigt sind <<<
6 Spill mit senkrechter Welle, in dessen Kopf Speichen eingesetzt werden, die von den Matrosen im Rundgang herumgedreht werden, um (Anker)ketten auf- und abzuwinden <<<
Zweites Kapitel
In der Brandung. — Briant und Doniphan. — Die Küste. — Vorbereitungen zur Rettung. — Das umstrittene Boot. — Von der Höhe des Fockmastes. — Ein mutiges Unternehmen Briants. — Eine Folge der Springflut.
———
Die von der Nebelwand befreite Atmosphäre gestattete jetzt einen weiten Ausblick rings um den Schoner. Die Wolken flogen noch immer mit rasender Schnelligkeit am Himmel hin, der Sturm hatte noch immer nicht ausgewütet. Vielleicht peitschte er dieses unbekannte Gebiet des Stillen Ozeans aber doch nur mit seinen letzten Ausläufern.
Das war mindestens höchst wünschenswert, denn die Lage des »Sloughi« war jetzt nicht minder beängstigend als in der Nacht, wo er gegen das empörte Meer ankämpfte. Eines sich an das andere schmiegend, mussten diese Kinder sich verloren glauben, wenn eine Woge über die Schanzkleidung schlug und sie alle mit Schaum bedeckte. Die Stöße waren jetzt desto härter, da der Schoner denselben nicht frei nachgeben konnte. Jedenfalls erzitterte er bei jedem Anprall bis in alle Rippen und doch schien es nicht, als ob seine Wand geborsten wäre, weder als er den Rand der Klippen streifte, noch als er sich zwischen den Köpfen der Klippen sozusagen festkeilte. Briant und Gordon, die nach den unteren Räumen gegangen waren, überzeugten sich wenigstens, dass noch kein Wasser in den Rumpf eindrang.
Sie beruhigten in dieser Hinsicht nach Möglichkeit ihre Kameraden, vorzüglich die kleinsten derselben.
»Habt nur keine Angst …!« wiederholte Briant immer wieder. »Die Yacht ist fest gebaut …! Der Strand ist nicht mehr fern …! Wartet nur, wir werden den Strand schon erreichen!«
»Und warum sollen wir warten?« fragte Doniphan.
»Ja … Warum denn …?« setzte ein anderer, zwölfjähriger Knabe, Wilcox mit Namen, hinzu. »Doniphan hat recht. Warum denn warten?«
»Weil der Seegang noch zu schwer ist und uns auf die Felsen schleudern würde«, erwiderte Briant.
»Und wenn die Yacht nun in Stücke geht …?« rief ein dritter Knabe, namens Webb, der mit Wilcox etwa gleichaltrig war.
»Ich glaube nicht, dass das zu befürchten ist«, antwortete Briant, »mindestens nicht mehr, wenn die Ebbe eintritt. Sobald das Wasser sich soweit zurückgezogen hat, wie der Sturm das zulässt, werden wir an unsere Rettung gehen!«
Briant hatte völlig recht. Obwohl die Gezeiten im Stillen Ozean verhältnismäßig schwach auftreten, so können sie doch zwischen Flut und Ebbe eine nicht unbeträchtliche Verschiedenheit des Wasserstandes hervorbringen. Es war also von Vorteil, einige Stunden zu warten, zumal wenn dann auch der Wind abflaute. Vielleicht legte die Ebbe einen Teil der Klippen trocken; dann war es leichter, den Schoner zu verlassen und die letzte Viertelmeile bis zum Strand zu überwinden.
So vernünftig dieser Rat indes erschien, zeigten sich Doniphan und zwei oder drei andere doch gar nicht geneigt, demselben Folge zu geben. Sie traten auf dem Vorderdeck zusammen und sprachen gedämpften Tones miteinander. Es trat schon klar zutage, dass Doniphan, Wilcox, Webb und ein anderer Knabe, namens Cross, keine Lust hatten, sich mit Briant zu verständigen. Während der langen Fahrt des »Sloughi« leisteten sie ihm noch Gehorsam, weil Briant, wie erwähnt, einige seemännische Erfahrung besaß. Sie hegten dabei aber stets den Gedanken, sofort nach dem Wiederbetreten eines Landes sich ihre Freiheit des Handelns zu wahren — vor allen Doniphan, der sich durch genossenen Unterricht und natürliche Veranlagung sowohl Briant wie allen seinen Kameraden überlegen dünkte. Diese Eifersucht Doniphans gegen Briant bestand übrigens schon seit langer Zeit, und schon weil letzterer von Geburt Franzose war, empfanden junge Engländer wenig Neigung, sich seiner Oberherrschaft zu fügen.
Es lag also die Befürchtung nahe, dass diese Umstände den Ernst der ohnehin beunruhigenden Lage noch verschlimmern könnten.
Inzwischen betrachteten Doniphan, Wilcox, Cross und Webb das schäumende, von Wirbeln aufgeregte und von Strömungen hingerissene Wasser, welches freilich schwer zu überwinden schien. Der geübteste Schwimmer hätte der Brandung des zurücksinkenden Meeres, welches der Sturm